Am Anfang des Weges
ich gar nicht da. Ich nehme an, in gewisser Weise war es auch so.
Ich konnte nicht sprechen. Ich konnte nicht einmal knurren, um ihnen zu verstehen zu geben, dass ich sie hörte. Meine Augen waren geschlossen oder fast geschlossen, und statt Menschen sah ich nur verschwommene, sich bewegende Farbkleckse vor den Scheinwerfern gelegentlich vorüberfahrender Wagen und dem Licht einer Straßenlaterne, die über mir leuchtete. Es könnte aber auch der Mond gewesen sein. Außerdem nahm ich blinkende rote und blaue Lichter wahr.
Mit der Zeit gelang es mir, die Stimmen voneinander zu unterscheiden. Ich hörte eine wütende ältere Stimme rufen: »Liegen bleiben!« Ich nahm an, dass der Befehl nicht mir galt.
Dann drückte jemand auf meine Seite, und Schmerzen durchfluteten meinen ganzen Körper. Ein dunkler Klecks sagte irgendetwas, das ich nicht verstand. Dann kamen zwei hellere Kleckse, und die dunkle Gestalt verschwand. Der Druck auf meine Seite nahm zu. Ich konnte spüren, wie irgendetwas Flüssiges hinunter in meinen Magen lief.
Irgendjemand zog mir das Hemd hoch. Der Stoff klebte an meiner Seite, und ich konnte spüren, wie irgendetwas von meiner Haut gerissen wurde, wie ein Verband.
Meine linke Seite pochte unterhalb des Brustkorbs vor Schmerzen. Die rechte Seite meines Kopfs dröhnte. Meine Haare waren nass. Warum waren meine Haare nass?
Jemand packte mein Handgelenk und drückte einen Finger auf meinen Puls. Eine Manschette wurde mir um den Arm gelegt.
Ich hörte ein Funkgerät knacken und knistern.
Die Stimmen waren sehr nahe. Ich konnte ihr Gespräch gut verstehen. »Sein Puls ist stabil. Aber der Blutdruck ist niedrig, sechzig zu zwanzig. Er hat viel Blut verloren. Verständigen Sie das Sacred Heart.«
»Verständigen Sie besser seine nächsten Angehörigen. Irgendwelche Ausweispapiere?«
»Haben Sie in allen Taschen nachgesehen?«
Ich spürte, wie eine Hand mein rechtes Bein abtastete. Dann mein linkes.
»Hier ist etwas.«
Ich wurde vom Boden hochgehoben, und dann spürte ich, wie mir eine Plastikmaske über Mund und Nase gedrückt wurde. In dem Augenblick schoss mir ein Satz aus meinem früheren Leben durch den Kopf, ein Satz aus meinem Leben als Werbetyp. Zu Schwarz verblasst .
Sechsunddreißigstes Kapitel
Der Tod ist nicht das Ende.
Alan Christoffersens Tagebuch
Ich schrieb zu Beginn dieses Buchs, dass mir Dinge widerfahren sind, die Sie vielleicht nicht glauben werden. Das nun Folgende ist eines dieser Erlebnisse, die ich damit meinte. Sie können diesen Teil daher gern überspringen. Aber wenn Sie es nicht tun, sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.
Bis zum heutigen Tag kann ich nicht mit Sicherheit sagen, was in jenem Augenblick geschah. Daher werde ich es einfach so aufschreiben, wie ich es wahrgenommen habe, und Sie Ihre eigenen Schlüsse ziehen lassen – was Sie vermutlich ohnehin tun werden. Es gibt nur wenige Menschen, die mehr Zeit mit der Suche nach Wahrheit verbringen als damit, ihre bereits bestehenden Überzeugungen zu schützen.
Irgendwo in jenem trüben, grauen Dämmerzustand zwischen Bewusstsein und Schlaf kam McKale zu mir. Nennen Sie es einen Traum oder ein Delirium, wenn Sie sich damit sicherer fühlen, aber sie war da. Ich habe sie gesehen. Ich habe sie gehört. Ich habe sie gespürt.
Der Barde schrieb: »Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt.« Das gilt heute, in unserem Zeitalter des Unglaubens, mehr denn je. Ehrlich gesagt spielt es für mich keine Rolle, wenn Sie nicht glauben, dass es wirklich geschehen ist, solange Sie glauben, dass ich es tue.
Irgendwie kniete McKale neben mir. Aber nicht auf dem Boden. Wir waren nicht auf dem Boden. Ich weiß nicht, wo wir waren. An irgendeinem weichen, weißen Ort. Sie sah wunderschön aus. Ihre Haut war rein und durchscheinend. Es schien, als würde sie von ihrem eigenen Licht erleuchtet. Makellos. Ihr Lächeln verbreitete einen strahlenden Glanz. Und als sie sprach, klang ihre Stimme unendlich lieblich. »Hallo, mein Schatz.«
»McKale.« Ich versuchte, mich aufzusetzen, aber ich konnte mich nicht bewegen. »Haben sie mich getötet?« Ich verspürte Hoffnung bei dieser Frage.
»Nein.«
Ich starrte sie an. »Bist du echt?«
Sie lächelte. »Natürlich.«
»Ist das ein Traum?«
Sie gab mir keine Antwort.
»Wo bist du gewesen?«
»In der Nähe. Ganz in der Nähe. Tot zu sein ist, als wäre man im Zimmer nebenan.«
»Werden wir wieder zusammen sein?«
Sie
Weitere Kostenlose Bücher