Am Anfang eines neuen Tages
und ich habe gehört, dass Sie dort Verwandte haben. Wenn Josephine eine Weile dort wohnen könnte, hätten wir Zeit, uns auf angemessene Weise besser kennenzulernen. Und dann, wenn sie einverstanden ist, wird der Militärpfarrer uns trauen.“
Josephine brauchte keine Zeit zum Nachdenken. Am liebsten wäre sie zu Alexander gelaufen und hätte die Arme um ihn geschlungen. Aber sie wusste, dass es klug war zu warten, um ihrer Familie willen.
„Daniel wird sie nach Richmond bringen“, sagte ihre Mutter. „Meine Schwester, Mrs Charles Greeley, lebt in Church Hill.“ Josephine drückte den Arm ihrer Mutter und ihr Herz floss vor Freude beinahe über. „Und Mr Chandler?“, fügte Mutter hinzu, „ich schlage vor, dass Sie die Soldaten zu Hause lassen, wenn Sie meiner Josephine den Hof machen.“
„Ja, Ma’am“, sagte Alexander und grinste breit. „Ja, Ma’am, das werde ich.“ Er drehte sich um und stieg auf sein Pferd. Niemand schien sich rühren zu können, als er davonritt. Stumm sahen sie ihm nach. Dann sahen sie einander an – Mutter und Daniel und Mary, Lizzie und Otis – und es kam Josephine so vor, als wäre heute auf White Oak ein Wunder geschehen.
Kapitel 37
14. August 1865
Lizzie faltete Missy Josephines zerschlissenen Rock zusammen und schob ihn in eine Tasche. Es war der Rock, den Missy Josephine immer trug, wenn sie im Garten half, und die Erinnerung an all die Dinge, die die Missy für Lizzie und ihre Familie getan hatte, trieben ihr unerwartet Tränen in die Augen. „Ich werde Sie vermissen, Missy Josephine.“
„Ich weiß. Ich euch auch.“ In Missy Jos Augen glänzten Tränen. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals nach White Oak zurückkommen werde, Lizzie.“
„Ohne Sie wird es hier nicht mehr dasselbe sein.“
Missy atmete langsam aus, als wollte sie sich zusammenreißen. „Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mir beim Packen zu helfen.“
„Das ist schon in Ordnung. Es ging ja ganz schnell.“ Missy Jo hatte nicht viel, was ihr gehörte, aber sie sah sich trotzdem im Zimmer um und vergewisserte sich noch einmal, dass alles eingepackt war. „Haben Sie alles?“, fragte Lizzie, bevor sie die Tasche schloss.
„Ja, ich glaube schon.“ Sie wandte sich an Lizzie und ergriff ihre Hände. „Hör zu. Daniel wird ein paar Monate lang zusammen mit mir in Richmond bleiben und für meinen Onkel arbeiten. Ihr seid in Sicherheit.“
„Ich weiß, Missy Jo.“
Otis würde sie nach Richmond fahren, dort übernachten und die Kutsche am nächsten Tag allein wieder zurückbringen. Lizzie dachte an die langen Monate zurück, die Otis während des Krieges fort gewesen war, und daran, wie viel Angst sie gehabt hatte, weil sie sich gefragt hatte, ob sie ihn jemals wiedersehen würde.
„Es war schwer, Missy Jo, das muss ich sagen. Otis und ich haben schlimme Zeiten durchgemacht. Aber Otis sagt immer, wir können dem Allmächtigen vertrauen, und nach allem, was passiert ist … so langsam lerne ich, dass er recht hat.“
„Wie ich höre, wird eure Schule wieder geöffnet. Ich hoffe, Roselle bekommt die Chance, Lehrerin zu werden. Sie würde ihre Sache gut machen.“
„Was ist mit Ihnen und Mr Chandler? Werden Sie heiraten und in den Norden ziehen, weit weg von zu Hause?“
„Ich vermute es.“ Missy Jo lächelte – ein seltener Anblick in diesen Tagen. Wenn sie Massa Chandler nur halb so sehr liebte, wie Lizzie Otis liebte, würde sie von jetzt an eine Menge lächeln.
„Dann werde ich Sie wohl nie wiedersehen, Missy Jo …“ Inzwischen war Lizzie sich sicher, dass sie würde weinen müssen.
„Im Himmel, Lizzie. Wir sehen uns im Himmel wieder.“ Missy Josephine öffnete die Schublade des Nachtschränkchens, das neben ihrem Bett stand, und zog ein Buch heraus. „Es tut mir schrecklich leid, wie meine Familie euch behandelt hat, und deshalb möchte ich, dass du und Otis dies hier bekommt. Es ist meine Bibel. Irgendwann werdet ihr darin lesen können.“
Lizzie hob die Hände und presste sie erschrocken auf ihre Wangen. „Ich kann doch nicht Ihre Bibel nehmen!“
„Natürlich kannst du. Bitte, ich bestehe darauf.“ Sie zog Lizzies Hände herunter und drückte das Buch hinein. Lizzie starrte die Bibel fassungslos an. Tränen tropften auf den Einband.
„Das … das ist das beste Geschenk, das ich jemals bekommen habe. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Missy Jo … Und ich habe nichts für Sie …“
„Du hast mir deine Freundschaft geschenkt und das ist
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