Am Anfang war der Tod
in eine Gegend, wo die Bäume nicht so dicht standen. Der Boden unter ihren Füßen wurde weich und morastig. Mit jedem Schritt trat sie tiefer in schlammige Erde. Gut, dass sie sich für Turnschuhe und Jeans entschieden hatte, als sie ins Krankenhaus gefahren war. Hier im knöcheltiefen Wasser konnte sie auf alle möglichen Tiere treten, denen man in der Stadt niemals begegnete.
Es war das Revier von giftigen Mokassinschlangen. Alligatoren …
Sie stolperte. Das Gelände stieg wieder an, und der Boden wurde fester.
Wieder flog eine Kugel an ihr vorbei, und das nahe Zischen sagte ihr, dass er ihr dicht auf den Fersen war. Vermutlich trennten sie nur wenige Meter von ihrem Verfolger.
Aus der Dunkelheit griff jemand nach ihr. Entsetzt öffnete sie den Mund, um zu schreien.
„Pst.“ Eine Hand legte sich über ihren Mund, und starke Arme umklammerten sie. Ungläubig starrte sie den Mann an, der genauso schmutzig, durchnässt und schlammbedeckt war wie sie selbst.
„Jake?“ Ihre Lippen bewegten sich lautlos.
„Bleib dicht hinter mir.“
Sie löste sich aus seiner Umklammerung. „Jake … es ist Marty“, wisperte sie.
„Ich weiß.“
Verblüfft sah sie, dass er einen Schritt vortrat. „Marty!“
Einen Moment lang herrschte absolute Stille. Ashley musste schlucken. Jake hatte seinen Standort verraten. Jetzt könnte Marty ihn mühelos erschießen.
„Jake?“
In der nachtschwarzen Dunkelheit konnte sie Martys Silhouette kaum erkennen. Er bewegte sich in ihre Richtung. Den schwarzen Umhang hatte er abgelegt. Jetzt trug er seine Uniform. Seltsamerweise war sie makellos sauber – keine Spur von Schlamm oder Erde.
„Jake, es tut mir Leid. Es ist Nicks Nichte. Irgendwie ist sie in den Drogenhandel hineingeraten. An der Entführung im Krankenhaus war sie auch beteiligt. Sie steckt bis über beide Ohren in der Sache mit drin.“
„Ich warne dich, Marty“, sagte Jake leise. „Eigentlich wollte ich dich sofort erschießen, aber … nun ja, um ehrlich zu sein, ich weiß noch nicht, wer dein Partner ist. Du bist jedenfalls nicht derjenige, der auf der
Gwendolyn
war. Ich will wissen, wer da eingebrochen ist. Nachdem mir klar geworden war, dass du Nancy umgebracht hast, war ich fest entschlossen, dir in beide Knie zu schießen und anschließend dein Herz herauszureißen. Aber …“
„… im Moment hast du verdammt schlechte Karten, nicht wahr?“ höhnte Marty. „Du bist vielleicht der große Detective, aber ich bin der Beste auf dem Schießstand, und momentan habe ich den Finger am Abzug. Alle bewundern Jake und respektieren ihn. Er ist der Kerl mit dem richtigen Riecher, der Typ, der immer die Nadel im Heuhafen findet. Weißt du, was das für ein Gefühl ist, Tag für Tag mit dir zusammenzusein, mit dir zu arbeiten, dir dabei zuzusehen, wie du Nancy Lassiter nachtrauerst? Und du hast die ganze Zeit nichts gewusst.“
„Doch, Marty, das habe ich. Zugegeben, ich bin zwar erst spät darauf gekommen – aber jetzt ist mir alles klar. Ich komme mir wie ein Idiot vor. Fühlst du dich besser, wenn ich es dir sage? Bordon hat mir schon beim ersten Treffen einige Hinweise gegeben, ohne wirklich etwas zu sagen. Nebel und Spiegel. Die Sekte spielte bei der ganzen Angelegenheit überhaupt keine Rolle. Als er dann starb, sprach er andauernd von meinem Partner. Natürlich glaubte ich zuerst, er redet von Nancy. Doch dann ging mir auf, dass er jemand anders gemeint haben könnte. Zu Hause habe ich dann in meinen Unterlagen nachgeschaut. Den entscheidenden Hinweis fand ich in dem Zeitungsartikel, der an dem Tag erschienen ist, nachdem Nancy gefunden und ihr Wagen aus dem Kanal gezogen worden war. Du warst der erste Polizist am Tatort. Merkwürdig, nicht wahr? Merkwürdig deshalb, weil du damals beim Sittendezernat warst, und so habe ich mich gefragt, was du eigentlich am Kanal zu suchen hattest. Hast du die Frauen getötet, Marty, oder war es dein Partner?“
Marty grinste und zuckte mit den Schultern. „Du hast immer noch keinen Schimmer, wer dahinter steckt, hab ich Recht?“
„Ich habe eine Ahnung.“
„Aber du bist dir nicht sicher.“
„Hast du die Frauen getötet, Marty?“
„Ja, Jake, ich habe sie getötet. Neugierige Weiber. Waren selber schuld. Sie hätten eben nicht herumschnüffeln sollen.“
„Das letzte Opfer … sie wohnte in der Kommune nebenan und hat etwas gesehen, das sie nicht hätte sehen sollen, stimmts?“
„Jake, du bist wirklich brillant“, höhnte Marty.
„Und Nancy? Sie hast
Weitere Kostenlose Bücher