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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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Bezeichnung »Narrenloch« verliehen hatte. Er streckte sich in das längste und schnellste Kampfflugzeug, das er sich vorstellen konnte, und zielte geradewegs nach unten in die trübe Finsternis des Kamins. Plötzlich brandeten Energiewellen gegen das Netz. K EHR UM !
    K EHR UM , ODER DU WIRST STERBEN ! … S TERBEN ! … S TERBEN ! Die Piraten sendeten die Nachricht in den Flux.
    Wuchtige Schläge wie das Dröhnen einer Kesselpauke aus Stahl schienen direkt aus dem Kamin zu hallen, wurden als Echo von der im Flux wirbelnden Materie zurückgeworfen und fingen sich in dem Rigger-Netz, sodass es ihm vorkam, als säße er in einer Trommel. Legroeder kannte die Quelle dieses donnernden Getöses, er kannte sie sogar sehr gut – hatte er sie doch selbst gegen andere eingesetzt – doch obwohl er wusste, dass es sich bloß um einen Trick handelte, um Furcht einzuflößen, fühlte er sich verunsichert. Er stand wirklich im Begriff, eine Wahnsinnstat zu begehen.
    D U WIRST STERBEN … STERBEN … STERBEN …
    Vor dem Lärm gab es kein Entrinnen. Er konnte nur versuchen, ihn nicht zu beachten und seine Angst nicht überhand nehmen zu lassen.
    Eine tiefe, finstere Spalte öffnete sich in den unter ihm liegenden Wolken. Dort hinein musste er fliegen – und seine letzten Bedenken wurden ausgeräumt, als hinter ihm Neutraserfeuer aufflackerte und Flux-Torpedos explodierten. Er sog scharf die Luft ein und tauchte hinab in die Öffnung. In den Kamin. Von diesem Augenblick an existierten seine Verfolger für ihn nicht mehr. Um sie brauchte er sich keine Sorgen mehr zu machen. Wenn sie so dumm waren, ihm hinterher zu fliegen, kamen sie vielleicht allesamt ums Leben …
    S TERBEN … S TERBEN … S TERBEN …
    Jähe Dunkelheit umfing ihn – die Mitternacht des Kamins. Lichtfunken tanzten durch die Wolkenbänke vor dem Bug. Tödliche Flux-Abszesse oder andere Fallen, die ihnen ein entsetzliches Ende bescherten.
    Er blickte zurück. Verdammt! Sie waren immer noch hinter ihnen her. Keine Zeit, um sich zu sorgen; er stürzte mit ungeheurer Geschwindigkeit durch einen Schacht, in dem Turbulenzen tobten. Ein Schwindel packte ihn, als die Wolkenwände in raschem Wechsel aufflammten und sich wieder verfinsterten, bis er nicht mehr klar sehen konnte.
    Von oben sauste etwas an ihm vorbei, ein glänzender Lichtschleier, der sich umkehrte und ihn einzuholen trachtete, wie ein gigantisches Fischnetz aus Energie, das seiner Beute hinterherstob. Vor Wut knurrend verdichtete er das Rigger-Netz zu einer Nadel und stieß urplötzlich damit hinunter. Mit einem lauten Knattern blähte sich der leuchtende Schleier auf, und abermals hüllte ihn ein Sturm aus glitzernden Funken ein. Das Schiff schlingerte und strengte sich mächtig an, um vorwärts zu kommen, aber es flog tapfer weiter – bis es die Schockwelle einer Turbulenz traf.
    Kreischend geriet das Schiff außer Kontrolle, dieses Mal endgültig, und krängte in hohem Tempo gegen die tödliche Wand des Kamins.

KAPITEL 2 – Die Untersuchung

    Im Anhörungsraum der Rigger-Gilde herrschte Totenstille.
    Die gewölbte Decke trug eine Schicht aus einem multioptischen Laminat, sodass es aussah, als funkelten Sterne an einem dunklen Himmel. Legroeder ließ den Blick durch die Kuppel schweifen, und einen Augenblick lang verwandelten sich die Sterne in die leuchtenden Phänomene des Flux.
    Er raste auf die Kaminwand zu, in der Lichterscheinungen pulsierten: Nischen aus Quantenchaos, in denen sich Bilder ohne Vorwarnung verzerrten. Das Schiff taumelte hindurch, und plötzlich flimmerte die Landschaft in grellen Kontrasten, und die Konturen lösten sich auf. Hinter ihm blitzte Waffenfeuer. Ehe er wusste, wie ihm geschah, explodierte eine Breitseite von Flux-Torpedos und erzeugte eine Kaskade von Verwerfungen, die sein Schiff ins Trudeln brachten …
    Die Hologramme der drei Mitglieder des Untersuchungsausschusses saßen an dem halbrunden Tisch vorn im Zimmer. Legroeder saß mit seinem jungen, von der Gilde bestellten Anwalt, Mr. Kalm-Lieu, an einem kleineren halbrunden Tisch mitten im Raum, dem Komitee gegenüber. Trotz des offenen Designs war die Räumlichkeit so ausgelegt, dass zwischen dem Ausschuss und den zu befragenden Personen eine strikte Distanz gewahrt blieb. Nur Legroeder und Kalm-Lieu waren körperlich anwesend.
    Das Hologramm der Vorsitzenden des Untersuchungsgremiums der Rigger-Gilde ergriff das Wort. Die Stimme klang hohl und mechanisch. Legroeder konnte sich an den Namen der Frau nicht

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