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Am Ende Der Straße: Roman

Am Ende Der Straße: Roman

Titel: Am Ende Der Straße: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene , Charlotte Lungstrass
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etwas anderes.«
    »Was willst du?«, brüllte Russ die Schatten an. »Wer bist du? Warum tust du das?«
    Die Dunkelheit antwortete. Und diesmal hörten wir alle dasselbe.
    Sie lachte uns aus.
    »Lasst uns von hier verschwinden«, flehte Christy. In ihrer Stimme lag nicht mal mehr ein Hauch von Entschlossenheit. »Robbie, bitte!«
    »Ja«, stimmte ich ihr zu. »Lasst uns abhauen.«
    Wir gingen zurück zum Auto. Wir rannten nicht, obwohl ich glaube, dass wir es alle am liebsten getan hätten. Der einzige Grund, warum ich dem Drang zu rennen widerstand, waren meine Magenschmerzen. Wir ließen uns allerdings auch nicht sonderlich viel Zeit. Christy hielt meine Hand umklammert und weigerte sich, sie loszulassen. Sie drückte so fest zu, dass meine Knöchel zusammengepresst wurden, aber ich sagte nichts. Russ ging schwer atmend neben uns her.
    »Alles klar?«, fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Bei keinem von uns.«
    Ich drehte mich um und schaute noch einmal in die Dunkelheit hinaus. Ich weiß nicht, was ich zu sehen oder zu hören erwartete, aber das Ergebnis war gleich null. Die Dunkelheit war wieder still geworden.
    Aber ich war mir sicher, dass sie uns beobachtete, als wir gingen.

SIEBEN
    V on der Rückfahrt in die Stadt weiß ich nicht mehr viel. Wir sprachen kaum. Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken und erschüttert von den Visionen, die die Dunkelheit uns präsentiert hatte, und von dem, was passiert war, nachdem die Feuerwehrmänner hineingefahren waren. Ich meine, seien wir doch mal ehrlich – diese ganze Sache war eine einzige riesengroße Scheiße. Wer sollte da schon wissen, welches Verhalten angemessen war? Ich fühlte mich benommen und innerlich leer. Nicht müde oder ängstlich oder entsetzt – einfach nur… benommen.
    Wir sprachen darüber, ob wir uns in den Läden mit Vorräten eindecken sollten, entschieden uns letztendlich aber dagegen. Wir wussten, dass wir es irgendwann tun mussten, aber im Moment waren wir alle zu müde dazu. Verdammt, wir waren nicht einfach müde. Wir waren körperlich und geistig völlig ausgelaugt. Und verängstigt genug, um nichts als nach Hause fahren und uns verstecken zu wollen. Die Vorräte würden warten müssen.
    Hin und wieder schluchzte Christy leise vor sich hin, aber wenn ich sie trösten wollte, entzog sie sich mir.
    Wir kamen an einigen Autos und sogar noch mehr Fußgängern vorbei. Anscheinend waren wir nicht die
Einzigen gewesen, die beschlossen hatten, die Bitte des Feuerwehrchefs zu ignorieren, und nicht nach Hause gegangen waren. Andere Neugierige hatten sich ebenfalls aufgemacht, um sich die Dunkelheit mal aus der Nähe anzusehen. Manche hielten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, andere schossen vorbei, ohne auf Verkehrsregeln oder Tempovorschriften zu achten, und überholten die Wagen vor ihnen. Die Fußgänger wirkten zum Teil hektisch und verzweifelt, während andere ganz passiv daherwanderten. Als wir über eine Kreuzung fuhren, sahen wir ein Motorrad, das mitten auf der Straße lag. Es war eine dieser schweren Touringmaschinen. Marke oder Modell konnte ich nicht erkennen. Es war ziemlich ramponiert, aber vom Fahrer fehlte jede Spur. Ich fuhr vorsichtig um die Maschine herum und hätte dabei fast einen Hund erwischt, der ohne Leine herumlief. Falls der Hund zu jemandem gehörte, war derjenige nicht hier. Russ ließ das Fenster runter und rief nach dem Tier, aber der Hund rannte davon.
    Hinter der Kreuzung stießen wir wieder auf ein Auto — auf einen blauen Honda Civic. Er hatte direkt vor einem Gebäude, in dem man private Lagerräume mieten konnte, den Geist aufgegeben. Die Motorhaube stand offen, und eine Frau beugte sich über den Motor. Dampf stieg auf und strich um die Scheinwerfer. Ich fuhr weiter, bis ich auf gleicher Höhe mit dem Honda war, und hielt dann an. Reflexartig schaute ich in den Rückspiegel, um zu prüfen, ob jemand hinter uns war, aber da war niemand. Die Leute waren alle in Richtung Dunkelheit unterwegs, aber niemand kam zurück.
    Ich ließ das Fenster herunter. »Brauchen Sie Hilfe?« Die Frau richtete sich auf und drehte sich zu mir um. Mit großen, verstörten Augen schaute sie mich an. Im Halbdunkel war das schwer zu sagen, aber es sah ein bisschen so aus, als hätte sie geweint.
    »Ich weiß nicht, was damit los ist. Vielleicht ist der Motor überhitzt oder so.«
    »Haben Sie in letzter Zeit mal das Kühlwasser überprüft? «, rief Russ von der Rückbank.
    Sie zuckte mit den Schultern.

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