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Am Ende Der Straße: Roman

Am Ende Der Straße: Roman

Titel: Am Ende Der Straße: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene , Charlotte Lungstrass
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hat es uns mit Visionen von den Menschen gelockt, die wir am meisten geliebt haben.«
    »Aber warum?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es zwar total unheimlich und krank war, aber es hat trotzdem gutgetan, Olivia zu sehen, auch wenn es in Wirklichkeit gar nicht sie war. Ich habe schließlich nichts außer Bildern und Erinnerungen. «
    »Und Darjeeling-Tee«, ergänzte ich grinsend.
    Russ lachte. »Ja, genau, den auch.«
    »Aber machst du dir gar keine Sorgen, dass dir das Petroleum ausgehen könnte?«
    Russ zuckte mit den Schultern. »Es macht mir mehr Sorgen, dass mir der Bourbon ausgehen könnte. Aber so oder so kann ich mir irgendwann Nachschub besorgen. Ich meine, diese Dunkelheit kann ja nicht ewig dauern, oder? Früher oder später wird sie sich verziehen. Wir müssen nur warten.«
    Ich fragte mich, ob er damit mich oder vielleicht doch sich selbst überzeugen wollte.
    »Ich will mich ebenfalls für vorhin entschuldigen«, meinte ich. »Ich weiß nicht, was da abgelaufen ist, aber …«
    Russ hob beschwichtigend die Hand. »Mach dir keine Gedanken, Robbie. Du hattest Recht. Wenn es mir wirklich wichtig gewesen wäre, hätte ich eingegriffen und dich aufgehalten. Wenn ich ehrlich sein soll, war ich insgeheim sogar dankbar, als du ihr das Auto überlassen hast.«
    »Warum?«
    »Weil ich einfach nur von da weg wollte. Ich hatte das Gefühl, als wären wir immer noch zu nah am Stadtrand — an dieser Grenze, wo die Dunkelheit noch stärker wurde, weißt du? Und je länger wir da standen und versucht haben, sie zur Vernunft zu bringen, desto stärker wurde das Gefühl, dass die Dunkelheit uns belauscht. Besser kann ich es nicht erklären.«
    Ich pustete auf meinen Tee, damit er abkühlte, und nahm dann noch einen Schluck.
    Er hatte Recht. Das war wirklich der Champagner unter den Teesorten. Ich machte mir eine gedankliche Notiz, welchen zu kaufen, wenn die Zivilisation je wieder zum Laufen käme.
    »Worauf ich hinauswill, ist Folgendes«, fuhr Russ fort. »Heute hat sich keiner von uns so verhalten, wie es für ihn typisch gewesen wäre. Als es hart auf hart kam, habe ich mein Wohlergehen über das einer Mutter mit Baby gestellt. Deswegen fühle ich mich auch schuldig, aber eigentlich macht mir mehr Sorgen, dass ich nicht total krank bin vor lauter Schuldgefühlen. Ich meine, wenn alles mit rechten Dingen zuginge, sollten wir jetzt beide eng zusammengerollt auf der Erde liegen und uns quälen. Tun wir aber nicht. Vielleicht entspricht das der menschlichen Natur. Vielleicht bringt diese Krise einfach unsere schlimmsten Seiten zum Vorschein.«
    »Kann sein«, nickte ich. »Ganz ehrlich, Russ, im Augenblick habe ich die Hosen gestrichen voll.«
    »Ich auch, Bruder, und wie.« Er goss sich einen weiteren Becher Tee ein, wobei er den gebrauchten Teebeutel
noch einmal benutzte. »Aber genug von diesem Scheiß. Wie geht es Christy?«
    »Sie schläft. Da habe ich mir gedacht, ich schaue mal, was du so machst. Hast du Lust, Karten zu spielen oder so?«
    »Eigentlich wollte ich gerade aufs Dach gehen. Willst du mitkommen?«
    »Klar doch.«
    Russ holte sich eine Taschenlampe. Wir nahmen unsere Becher mit raus auf die Feuerleiter und kletterten aufs Dach. Russ hatte sein Teleskop bereits in Position gebracht. Da es wetterfest war, stand es das ganze Jahr über hier oben. Schließlich konnte niemand einfach vorbeikommen und es klauen. Der einzige Zugang zur Feuerleiter führte durch unsere oder seine Wohnung. Sie reichte nicht bis zu Cranstons Wohnung im Erdgeschoss, es sei denn, man klappte das letzte Stück der Leiter runter.
    Die Luft stand. Ich stellte meinen Becher auf der Brüstung ab und ließ den Blick über die Stadt schweifen. Es war seltsam, alles in derartige Schwärze getaucht zu sehen. In ein paar Fenstern standen Kerzen, doch ansonsten waren die Gebäude völlig unbeleuchtet. Die großen Flutlichtscheinwerfer, die das Areal rund um die Feuerwache beleuchtet hatten, waren ausgeschaltet worden. Der ganze Block verlor sich im Zwielicht. In einiger Entfernung stand ein Haus, das mit einer bunten Weihnachtslichterkette behängt war, die in der Dunkelheit blinkte. Wer auch immer dort lebte, musste wohl einen funktionierenden Generator besitzen. Insgesamt gab es, wie mir schien, auf der Straße mehr Licht — an ein paar
Ecken brennende Tonnen, um die sich die Leute scharten – , doch selbst dieser Schein wirkte fahl und schwach, als würde die Dunkelheit ihn ersticken. Während ich sie beobachtete, begannen zwei

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