Am Ende der Welten - 16
Aufgabe besitzt der Orden Experten, und wer immer diesen Leuten in die Hände fällt, wird preisgeben, was er weiß. Wenn alle Einheiten untereinander Verbindung halten, können alle verraten werden. Aber wenn ein abgefangener Bote den Standort der anderen Einheiten gar nicht kennt, kann er dieses Wissen auch nicht preisgeben.« »Klingt vernünftig«, gab Richard ihr recht. »Lord Rahl«, gab General Meiffert zu bedenken, »wenn wir unsere gesamte Armee ohne den Widerstand einer gegnerischen Streitmacht auf die Alte Welt loslassen, wird das beispiellose Zerstörungen zur Folge haben. Mit diesem Ziel entsandt, noch dazu als reine Kavallerie, werden unsere Männer die Alte Welt… nun, in einem bis dato ungekannten Maß in Trümmer legen.« Offenbar beabsichtigte er, Richard eine letzte Möglichkeit einzuräumen, es sich noch anders zu überlegen, deutlich zu machen, dass er nicht bereit war, sein Gespür für ihr eigentliches Ziel auf ihre Kosten aus den Augen zu verlieren. Doch Richard scheute die dahinter verborgene Frage keineswegs, vielmehr holte er tief Luft und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. »Wisst Ihr, Benjamin, ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, da mir bei der bloßen Erwähnung D’Haranischer Soldaten ganz bange ums Herz wurde.«
Mit einem Nicken bekundeten die in der Nähe stehenden Männer ihr Bedauern über den Verlust dieser Schneidigkeit. »Indem er uns in eine Entscheidungsschlacht hineinzieht, die wir unmöglich gewinnen können«, erklärte Richard ihnen, »ist es Jagang gelungen, die D’Haranischen Soldaten schwach und verwundbar erscheinen zu lassen. Man fürchtet uns nicht mehr. Und weil sie uns nun als schwach betrachten, glauben sie, nach Belieben mit uns umspringen zu können.
In meinen Augen ist diese unsere letzte Chance, den Krieg noch zu gewinnen. Wenn wir sie ungenutzt verstreichen lassen, sind wir verloren.
Ich will unter keinen Umständen, dass diese Chance vertan wird. Niemand darf verschont werden. Ein Bote nach dem anderen soll Jagang davon in Kenntnis setzen, dass die gesamte Alte Welt in Flammen steht. Sie sollen denken, die Unterwelt selbst habe sich aufgetan, um sie zu verschlingen.
Ich will, dass die Menschen schon bei dem Gedanken, dass Vergeltung übende D’Haranische Soldaten Jagd auf sie machen, gelähmt vor Angst zu zittern beginnen. Ich will, dass jeder, Mann, Frau oder Kind, in der Alten Welt die gespenstischen Legionen aus dem Norden fürchten lernt. Jeder in der Alten Welt soll die Imperiale Ordnung dafür hassen, dass sie solches Leid über sie gebracht hat, bis sich dort ein Aufschrei zur Beendigung des Krieges erhebt. Das ist alles, was ich zu sagen habe, meine Herren. Ich denke, wir haben keine Zeit zu verlieren, also packen wir es an.« Erfüllt von frischer Entschlossenheit, defilierten die Männer in ei ner Reihe an Richard vorbei, salutierten und bedankten sich bei ihm mit dem Versprechen, die ihnen zugedachte Aufgabe zu erledigen. Richard sah ihnen nach, wie sie mit eiligen Schritten in den Regen hinaus und zu ihren Untergebenen hasteten. »Lord Rahl«, sagte General Meiffert und trat näher, »ich möchte nur, dass Ihr wisst, Ihr werdet uns selbst dann in die bevorstehende Schlacht führen, wenn Ihr nicht persönlich bei uns seid. Es mag vielleicht nicht die von allen erwartete große Feldschlacht sein, gleichwohl habt Ihr den Männern etwas gegeben, was sie ohne Euch nicht besitzen würden. Wenn Euer Plan funktioniert, wird es Eure Führerschaft gewesen sein, die in diesem Krieg die Wende gebracht hat.«
Richard betrachtete den Regen, der in einem Perlenschnurvorhang aus Wasser vom Rand der Zeltplane herabtropfte. Allmählich verwandelte sich der Boden unter den Stiefeln der in alle Himmelsrichtungen davoneilenden Soldaten in Morast, ein Anblick, der Richard sofort wieder die Vision in Erinnerung rief, als er selbst, ein Messer an der Kehle, im Schlamm gekniet hatte, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Im Geiste konnte er Kahlan mit schriller Stimme seinen Namen rufen hören. Er musste schlucken, um das ungebetene Entsetzen zu unterdrücken, das in seinem Innern hochkam. Das Geräusch von Kahlans Schreien schmerzte ihn bis auf den Grund seiner Seele.
Verna kam herbei und trat neben den General. »Er hat recht, Richard. Mir behagt die Vorstellung auch nicht, außer den Soldaten noch andere Personen in diese Auseinandersetzung hineinzuziehen, trotzdem hast du in allem recht, was du sagst. Sie sind es, die für dieses
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