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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ihre Zwecke«, antwortete Nicci, blickte ihm fest in die Augen und ließ das, was sie dort erblickte, in würdevollem Ernst über sich ergehen. »Die Imperiale Ordnung weiß, dass es immer wieder Leute gibt, die fliehen. Auf dem Höhepunkt der Brutalität, wenn die schlimmsten Gräuel begangen werden, lockern sie ganz bewusst die Sicherheitsvorkehrungen, damit sie gewiss sein können, dass zumindest ein paar wenige entkommen.« Richards Verstand fühlte sich an, als triebe er steuerlos inmitten Tausender verzagter Gedankentrümmer. »Aber warum?« Nicci blickte ihm lange in die Augen, ehe sie schließlich antwortete. »Um eine so ungeheure Angst zu verbreiten, dass auch die nächste Stadt von diesem Schrecken ergriffen wird. Ein Schrecken, der bewirkt, dass die Menschen entlang der Route der vorrückenden Armee eher die Waffen strecken, als sich der gleichen brutalen Behandlung auszusetzen. Auf diese Weise fällt ihnen der Sieg in den Schoß, ohne dass sie ihn sich Zoll für Zoll erkämpfen müssten. Der Schrecken, den die Geflohenen mit ihren Augenzeugenberichten verbreiten, ist eine mächtige Waffe, die den Mut derer, denen der Angriff noch bevorsteht, in sich zusammenfallen lässt.« Angesichts seines heftig pochenden Herzens konnte Richard mühelos verstehen, welches Grauen es bedeutete, auf den Angriff der Imperialen Ordnung zu warten. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Jebra. »Wurden alle Gefangenen umgebracht?«
    »Einige wenige Männer - die man aus dem einen oder anderen Grund für nicht gefährlich hielt - wurden zusammen mit anderen Stadtbewohnern in Arbeitskolonnen aufs Land geschickt, um die Farmen zu bewirtschaften. Was aus diesen Leuten wurde, habe ich nie herausgefunden, aber vermutlich sind sie noch immer dort und rackern sich als Sklaven ab, um Lebensmittel für die Imperiale Ordnung zu produzieren.«
    Jebras Blick sank zum Boden, während sie sich das wirre Haar aus dem Gesicht strich. »Die meisten Frauen, die überlebt hatten, wurden Eigentum der Truppen. Einige der jüngeren und attraktiveren Frauen bekamen einen Kupferring durch die Unterlippen gestochen und waren den höheren Rängen vorbehalten. Nicht selten fuhren Karren auf der Suche nach Leichen durch das Feldlager, um die Frauen einzusammeln, die im Zuge ihrer ständigen Misshandlungen zu Tode gekommen waren. Keiner der Offiziere protestierte jemals wegen der brutalen Behandlung, die diesen Frauen in den Zelten der gewöhnlichen Soldaten zuteil wurde. Die Toten wurden zu den Gruben verbracht und achtlos hineingeschmissen. Niemand, nicht einmal die gefallenen Soldaten der Imperialen Ordnung, bekam einen Stein aufs Grab, der seinen Namen trug. Bei der Imperialen Ordnung glaubt man nicht an den Wert des Individuums, weshalb man dem Tod des Einzelnen auch keinerlei Bedeutung beimisst.« »Was ist mit den Kindern?«, fragte Richard. »Ihr sagtet, die jüngeren Knaben wären verschont worden.«
    Jebra holte tief Luft, ehe sie abermals ansetzte. »Nun, die Knaben hatte man gleich zu Beginn Zusammengetrieben und gezielt als - ich weiß kein besseres Wort dafür - jugendliche Rekruten in Altersgruppen zusammengefasst. Man betrachtete sie nicht als gefangene Galeaner, nicht als Eroberte, sondern als junge Ordensmitglieder der Imperialen Ordnung, die man aus einem Volk befreit hatte, das sie nur unterdrückt, das nur ihren Geist verdorben hatte. Die Schuld an der Sündhaftigkeit, welche die Eroberung ja überhaupt erst notwendig gemacht hatte, gab man der älteren Generation, nicht diesen jungen Leuten, die angeblich frei von den Sünden ihrer Eltern waren. Auf diese Weise wurden sie sowohl räumlich als auch geistig von den Erwachsenen getrennt, was gleichzeitig der Beginn ihrer Ausbildung markierte. Die Knaben wurden auf eine Weise gedrillt, die, so erbarmungslos sie vielen erschienen sein muss, doch auch etwas Spielerisches hatte. Man behandelte sie vergleichsweise gut und beschäftigte sie jeden Augenblick mit Wettbewerben, in denen es um Körperkraft und Geschicklichkeit ging. Jegliche Trauer um ihre Eltern war verpönt, so etwas galt als Zeichen der Schwäche. Der Orden wurde zu ihrer Familie, ob es ihnen gefiel oder nicht. Nachts konnte ich, während mir die Schreie der Frauen in den Ohren klangen, gleichzeitig die Knaben unter der Anleitung spezieller Ausbildungsoffiziere beim gemeinsamen Gesang hören.« Mit einer Armbewegung setzte sie erklärend hinzu: »Ich musste den Offizieren ja das Essen

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