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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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Menschengruppen kaum denkbar; mehr noch in ihrem Verhalten als im unterschiedlichen Aussehen der schwarzhäutigen, kraushaarigen Papuas von den Kai-Inseln und den aus Asien stammenden, braunhäutigen, glatthaarigen und schmalgliedrigen Malaien an Bord der Prau. »Jene kamen mir vor wie eine Gesellschaft bescheidener und wohlerzogener Kinder, in welche plötzlich eine Schar wild sich balgender, ausgelassener Knaben hineinbricht, deren Betragen höchst außergewöhnlich und sehr unerzogen zu sein scheint.« Wallace ist äußerst beeindruckt; später wird er in seinen Reiseberichten mehrfach ausführlich auch die in so markanter Weise voneinander verschiedenen physischen Merkmale beider Ethnien beschreiben. Obgleich Malaien und Papuas direkte Nachbarn im großen Insel-Archipel sind, stammen sie von recht unterschiedlichen und nur entfernt verwandten Vorfahren ab, folgert Wallace; offenbar gehen sie also schon seit Langem getrennte Wege und entwickelten sich in verschiedenen Regionen unabhängig voneinander. »Wenn wir eine Linie ziehen, erstreckt sich diese mitten durch den Archipel. Diese Linie trennt die Malaien und Asiaten von den Papuas und pazifischen Rassen des Menschen, und obgleich es entlang dieser Linie Austausch und Vermischung gegeben hat, ist diese Trennung im Ganzen dennoch beinahe so klar ausgebildet und vollständig wie die entsprechende zoologische Trennung des Archipels in eine indo-malaiische und australo-malayische Region.«
    Jene zoologische Trennlinie beschreibt Wallace in einer eigenen Arbeit bereits 1863, kaum ein Jahr nach seiner Rückkehr nach England; er markiert sie darin in einer farbigen Karte des Archipels. Diese Linie wird ihn berühmt machen, für immer seinen Namen tragen und ihn zum Begründer einer eigenen Wissenschaft, der Biogeographie, werden lassen. Was er dagegen im Januar 1864 vor der Ethnologischen Gesellschaft in London über die unterschiedlichen Varietäten des Menschen vorträgt, denen er im indo-australischen Archipel begegnet ist, wird bis heute meist ebenso verkannt wie schon zuvor seine Arbeit zur Naturkunde der Aru-Inseln. Dabei schildert Wallace in dem Varietäten-Aufsatz sehr ausführlich, dass auch bei den Menschenvölkern eine ebenso markante Trennlinie existiert wie in der Tierwelt. Der Aufsatz, der gedruckt erst im darauffolgenden Jahr erscheint, ist ein weiterer seiner bedeutenden Beiträge, ein einsichtsvolles Meisterwerk und Dokument seines Denkens. Wir können aus den verschiedenen Varietäten des Menschen, die heute die Erde bewohnen, schließen, so schreibt Wallace darin, dass auch wir selbst zu einem gewissen Grad wandelbar sind, überdies sogar in nur sehr kurzer Zeit. Und, so fährt er fort, bei der gegenwärtigen geographischen Verbreitung der Menschengruppen haben geologische Veränderungen der Erdoberfläche eine entscheidende Rolle gespielt. Kaum jemand wagt zu dieser Zeit eine derartig unerhörte Schlussfolgerung; geschweige denn, dies so offen zu formulieren. Doch Wallace ist bis zum Ende des Archipels gefahren, auch und nicht zuletzt, um die Anfänge des Menschen zu erkunden.
    »Hier also hatte ich eine neue von einem fremdartigen Volke bewohnte Welt erreicht.« Eine Welt voller Überraschungen, die ihm fundamentale Einsichten bringen sollte – und jene wahrlich epochale Idee. Seine Ausflüge auf den Kai-Inseln in den ersten Tagen 1857 liefern dafür weitere Bausteine. Der Kapitän hat die Prau um die nördliche Spitze von Kei Besar, oder Groß-Kai, gesteuert und an der Ostküste nahe einem Dörfchen namens Har geankert. Dort gibt er zwei kleine Boote bei den Inselbewohnern in Auftrag, die talentierte Bootsbauer sind; nun muss er einige Tage warten, bis sie fertiggestellt werden. Wallace nutzt diese wertvolle Zeit, um auf Exkursion in die Wälder der Insel zu gehen und nach Vögeln und Insekten zu suchen.
    Allerdings ist das Wetter oft regnerisch und der verwitterte Korallenkalkstein, aus dem die Kai-Inseln beinahe ausschließlich bestehen, macht ein Fortkommen nur schwer möglich, wie Wallace in seinen Berichten über diesen Zwischenstopp mehrfach festhält. Nicht jedoch ohne sogleich fortzufahren, dass er mit seinen einheimischen Helfern Ali und Baderoon bereits am ersten Tag eine prächtige, hübsch blauweiß gefärbte Fruchttaube aus einem hohen Baum herunterschießt, nachdem diese in den Wipfeln durch beständige tiefe Rufe auf sich aufmerksam machte. Die Taube hat intensiv grün gefärbte Flügelschwingen und Schwanzfedern mit einem

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