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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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goldenen, blauen und violetten Schimmer, korallenrote Füße und goldgelbe Augen. Zunächst hält Wallace sie für die schon bekannte und weiter westlich verbreitete Bronzefruchttaube (Carpophaga aenea). Diese hat bereits der schwedische Systematiker Carl von Linné 1766 beschrieben (heute wird sie zur Gattung Ducula gestellt). Doch bald erkennt Wallace, dass er eine nur auf den südöstlichen Molukken vorkommende eigenständige Art entdeckt hat. Folgerichtig beschreibt er sie später als Molukken-Bronzefruchttaube unter eigenem Namen (Carpophaga concinna). Tatsächlich kommt sie nur auf einigen kleineren Inseln dort am Ende des Archipels vor, wo sie indes recht häufig ist und sich, etwa auf der Banda-Insel, von Blüten und Früchten der Muskatbäume ernährt.
    Einmal mehr findet er bei den Bronzefruchttauben ein geographisches Muster bestätigt, das ihm bald überall auffällt. Ein nicht unerheblicher Anteil der Arten auf den Kai-Inseln sind neue, bislang der Wissenschaft unbekannte Spezies. Die bereits beschriebenen Arten dagegen kommen entweder auch auf weiter westlich gelegenen Inseln des Archipels oder aber auf Neuguinea vor. Etwas ganz Ähnliches findet Wallace bei einem prächtig rubinrot und smaragden gefärbten Käfer. Diesen entdeckt er überhaupt erst, weil einer der Kai-Insulaner dessen glänzende Flügeldecken als Schmuck auf seinem Tabakbeutel befestigt hat. Wallace wendet einen bereits mehrfach bewährten Sammlertrick an, lobt wohlriechenden Tabak für all jene aus, die ihm dafür die – in ihren Augen wertlosen – schwarzen und grünen Käfer bringen. »Bald hatte ich Dutzende von Besuchern, Männer, Frauen und Kinder, welche Bambusstücke voll kriechender Insekten brachten«, berichtet er später. Unter dieser Ausbeute befinden sich auch zahlreiche Stücke jener neuen Art, die Wallace dann unter dem zungenbrecherischen Namen Cyphagastra calepyga beschreibt.
    Jeden Morgen geht er selbst auf die Jagd nach Schmetterlingen, »welche in ziemlicher Menge vorhanden und mir fast alle neu waren; denn ich fand mich jetzt auf der Grenze zwischen den Molukken und Neuguinea – einer Region, deren Produkte damals zu den kostbarsten und seltensten der europäischen Kabinette gehörten«. Scharlachrote Loris und Papageien erfreuen Wallace’ Auge, prächtig gelb und schwarz gefärbte Schmetterlinge der Gattung Papilio, hübsche kleine Bläulinge, blau-schwarze und schöne grüne Blumen- und Tigerkäfer, weiße Schmetterlings-Orchideen der Gattung Phalaenopsis, kleine grüne Eidechsen mit »Schwänzen vom schönsten, himmlichen Blau«. Wallace schwärmt davon noch Jahre danach. Dagegen machen sich Säugetiere auf Kai rar. »Nur zwei Vierfüßer bewohnen, wie die Eingeborenen sagen, die Insel«; die einen sind verwilderte Schweine – uninteressant für ihn; aber auch ein Kletterbeutler der Gattung Cuscus, den Wallace indes hier nicht zu Gesicht bekommt, ein Beuteltier wie in Australien, ihm aber bislang ganz fremd.
    Nur sechs Tage bleibt er auf der Großen Kai-Insel. Doch an vier Sammeltagen fangen er und seine Helfer insgesamt 13 Vogelarten und 194 Arten von Insekten, einschließlich 35 verschiedener Schmetterlinge; noch dazu drei Arten von Landschnecken. Viele dieser Tiere sind in Europa gänzlich unbekannt. Allein ihr Verkauf wird ihm die Kosten seiner Expedition wieder einbringen. Und Wallace steht erst am Beginn der Reise ans Ende des indo-australischen Archipels. Anfang Januar haben die Kai-Insulaner die beiden kleinen Boote fertiggestellt, und er segelt mit der Prau des Herrn Warzbergen gen Osten ab, weiter nach Aru.
    Auf den Aru-Inseln: Noch einmal verbringt Alfred Russel Wallace anderthalb Tage auf See. Ohne davon mehr als eine vage Vorstellung zu haben, verlässt er bei seiner Überfahrt von knapp sechzig Seemeilen jene Region des Archipels, in der das Meer bis in mehr als zweitausend Meter Tiefe abfällt. Hier, kurz vor den Aru-Inseln, springt der Meeresboden nun förmlich sockelartig herauf und formt den Rand des riesigen Sahul-Schelfs. Von Aru bis Neuguinea und Australien ist das Meer dann keine hundert Meter mehr tief. Wallace segelt über ein seit erdgeschichtlich erst kurzer Zeit überflutetes Land; ein geographischer Umstand, der sich bald als höchst bedeutungsvoll herausstellen soll.
    Am Abend des 8. Januar 1857 kommt Wallace auf der kleinen Aru-Insel Wamma an. Es ist sein Geburtstag, 34 Jahre alt ist er an diesem Tag. Die Aru-Inselgruppe, wo er sechs Monate bleiben wird, markiert den

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