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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Harm geschehen.
    Taniane schaute ihn voll Staunen an. Er hob lächelnd einen Finger an die Lippen.
    Dann blickte er zu einem der Künstlichen, der in der Nähe Reparaturen ausführte und rief ihn zu sich. Sein kleines mechanisches Hirn reagierte sofort und ohne Zögern, er drehte sich um seine Achse und eilte dann rasch auf den roten steinernen Türeingang im Straßenpflaster zu, den Hrehs seinerzeit gesehen hatte. Einer der Metallarme wickelte sich ab und berührte die Tür, die sogleich auf ihren Gleitschienen beiseiteglitt.
    »Komm!« sagte Hresh zu Taniane.
    Sie stiegen in die hellerleuchtete unterirdische Kammer hinab, die offen vor ihm dalag. Eine Unmenge komplizierter feiner schwieriger Maschinen stand perfekt gewartet schimmernd vor ihnen. Ein Dutzend oder mehr der Reparaturknirpse hasteten durch die Reihen der Apparate, um anscheinend kleinere Wartungsarbeiten durchzuführen; und am anderen Ende des gewaltig großen Saales sah Hresh einen dieser Reparateure an einem seinesgleichen arbeiten, der völlig still dastand. Auf diese Weise also hatten diese Dinger so viele tausend Jahre überdauert! Der eine Künstliche repariert den anderen, dachte Hresh. Da können die ja ewig halten!
    Dem Apparat, der ihm den Zugang geöffnet hatte, befahl Hresh: »Erkläre mir die Funktionen dieser Geräte!«
    Anstelle einer Antwort öffnete der Apparat eine Nische in der Wand, zog einen goldbronzenen Ball hervor, klein genug, daß Hresh ihn in der Hand halten konnte. Die metallene Außenhaut war durchscheinend, und Hresh konnte darunter eine kleinere Kugel aus blitzendem unvergänglichem Quecksilber sich drehen sehen. Es gab keinen Steuerknopf noch sonst irgendein sichtbares Bedienungsinstrument. Doch als er sie mit seinem durch den Barak Dayir verstärkten Bewußtsein berührte, öffnete sich die Seele der kleinen Kugel für ihn, als klappte sie an Scharnieren auf, und er tauchte in verwirrende neue Wissensgebiete ein.
    »Hresh?« fragte Taniane. »Hresh, alles in Ordnung?«
    Er nickte. Er fühlte sich benommen, verblüfft und ehrfurchtsvoll. In einem betrunken machenden Datenschwall informierte ihn die Kugel blitzschnell über die Verwendungszwecke der Dinge, die er vor sich sah. Dieses Gerät da: das war ein Mauerbauer. Das andere: es pflasterte Straßen. Dieses maß die Tiefe und Stabilität von Fundamenten. Dieses errichtete Säulen. Das andere zerschnitt Stein und Fels. Dieses schaffte Schutt weg. Und dies… und das… und dies…
    Er hatte Apparate wie diese vor langer Zeit bereits einmal gesehen, als er zum erstenmal zur Erforschung der Ruinen aufgebrochen war. Er erinnerte sich nun, wie sie damals Amok gelaufen waren, als er versucht hatte, sie in Gang zu setzen, wie sie ganz irre Wände errichtet und Brücken gebaut und Gruben ausgehoben und Gebäude eingerissen hatten, als handelten sie einzig nach eigener Lust und Laune. Er hatte damals diese Maschinen verstecken müssen, denn sie waren schlimmer als nutzlos: sie waren gefährlich, sie waren zerstörerisch, sie waren unkontrollierbar.
     Dieser kleine Goldball mit dem Quecksilberkern da in seiner Hand, erkannte Hresh, das mußte das Hauptkontrollgerät sein, dem alle übrigen zu gehorchen hatten. Mit seiner und der Hilfe dieser Maschinen würde er ein ganzes Vengiboneeza erbauen können! Ein zielstrebiges Gehirn, gesammelt im Brennpunkt dieser Kugel, konnte die Heerscharen der Städtebaumaschinen auf jede nötige Aufgabe lenken. Keine Brücken mehr aus dem Nichts ins Nichts, keine Mauern mehr, die verrückt mitten durch breite Boulevards wuchsen… nur noch ordentliche Konstruktionen gemäß seinem Plan, wie immer er ihn gestalten wollte. Er würde der Baumeister sein, diese Kugel sein Polier und die anderen Maschinen die Bauarbeiter.
    »Was hast du da, Hresh? Was soll das Ganze?«
    »Wunder und Wunderdinge«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Wunder und Wunderdinge.«
    Er deutete auf die beiden Beng, die durch den Eingang wie betäubt hereinglotzten. Zwar kämpften sie noch immer gegen seine Kontrolle an, vermochten sie aber nicht zu brechen.
    »Ihr da!« rief er. »Hier herein! Tragt all das da hinaus und ladet es auf euren Zinnobären!«
    Sie gingen ein dutzendmal her und hin, ehe alles, was Hresh als wichtig erschien in die Siedlung des Volkes geschafft war. Kurz vor dem Morgengrauen ließ er die Behelmten mit seinem wärmsten Dankeschön ihrer Wege ziehen – nachdem er alles aus ihrem Bewußtsein getilgt hatte, was sie in dieser Nacht getan hatten.
    Im

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