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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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hatten sich in ihre Bunkerkokons zurückgezogen. Waren also die Hjjk-Leute durch Disqualifikation der Konkurrenten zu den Herren der Welt geworden?
    In dem schwindenden Tageslicht verbreitete der Leib des Hjjk einen stumpfen Schein, als ob er aus poliertem Stein wäre. Von der Spitze bis zum Ende war sein langer Körper mit abwechselnd gelben und schwarzen Streifenbändern bedeckt – und er war schlank und hochgewachsen, größer sogar noch als Harruel – und sein hartes, kantiges, scharfnasiges Gesicht sah der Lirridon-Maske sehr ähnlich, die Koshmar am Tag des Auszugs aus dem Kokon getragen hatte. Die riesenhaften facettenreichen Augen schimmerten wie dunkle Schimmersteine. Dicht unter ihnen baumelten die Segmentschlingen der leuchtend-orangefarbenen Atmungsröhren zu beiden Seiten des Schädels.
    Der Hjjk-Mann betrachtete sie schweigend, bis sie nahe bei ihm angelangt waren. Dann sprach er seltsam interesselos: »Wo zieht ihr hin? Es ist eine Torheit für euch, hier zu wandern. Hier draußen wird euch der Tod ereilen.«
    »Nein«, widersprach Koshmar. »Der Winter ist vorbei.«
    »Das mag sein, wie es mag, ihr werdet sterben.« Die Stimme des Hjjk-Mannes war ein trockenes raschelndes Summen, aber, wie Thaggoran nach einem Augenblick begriff, es war keine Vokaläußerung, sondern der Mann sprach in ihrem Geist, er redete sozusagen vermittels des Zweiten Gesichts zu ihnen. »Direkt hinter mir im Tal dort wartet euer Tod auf euch. Zieht weiter und erfahrt, ob ich euch belogen habe.«
    Und ohne ein weiteres Wort setzte er sich in Bewegung, um an ihnen vorbeizugehen, als habe er damit dem Volk das Maß an Aufmerksamkeit geschenkt, das dieses verdiene.
    »Warte«, sagte Koshmar und stellte sich ihm in den Weg. »Sag uns, Hjjk-Mann, was für Gefahren vor uns lauern.«
    »Das werdet ihr sehen.«
    »Sag du es uns jetzt, oder du wirst in diesem Leben keinen Schritt mehr weiterwandern.«
    Kühl antwortete der Hjjk: »In diesem Tal versammeln sich die Rattenwölfe. Sie gieren geifernd nach deinem Fleisch, denn du bist ein Volk aus Fleisch, und sie sind sehr hungrig. Laß mich vorbeiziehn.«
    »Warte nur ein wenig«, sagte Koshmar. »Sag mir noch eins: Hast du bei der Durchquerung des Tals andere Menschliche gesehen? Stämme wie den unsrigen, die aus ihren Kokons hervorgehen, nun, da die Frühlingszeit gekommen ist?«
    Der Hjjk-Mann vollführte ein summendes Geräusch, das möglicherweise Ungeduld ausdrücken sollte. Es war der erste Anflug einer Gefühlsregung, die er zeigte. »Wieso sollte ich dort Menschliche gesehen haben?« fragte das Insekten-Geschöpf. »Dieses Tal ist kein Ort, an dem man Menschliche findet.«
    »Du hast überhaupt keine gesehen? Nicht einmal einige wenige?«
    »Du sprichst ohne Sinn und Bedeutung«, sagte der Hjjk. »Ich habe keine Zeit, sie mit solcher Zwiesprache zu verschwenden. Ich bitte dich nun noch einmal, laß mich vorbeiziehn.« Thaggoran fing einen seltsamen Duft auf, ganz plötzlich, süß und scharf. Er sah auf dem gestreiften Abdomen des Hjjk-Männchens ein tröpfchenartiges braunes Sekret austreten.
    »Wir sollten ihn lieber ziehen lassen«, sagte er leise zu Koshmar. »Er wird uns nichts weiter verraten. Und er könnte gefährlich werden.«
    Koshmar ließ die Finger über den Speerschaft gleiten. Harruel, der dicht bei ihr stand, verstand dies als Stichwort, ergriff seinen eigenen Speer fester und fuhr mit den Pranken den Schaft auf und ab. »Ich spieß ihn auf, ja?« murmelte er. »Ich ramme ihm den Speer genau mitten in den Leib. Soll ich, Koshmar?«
    »Nein«, sagte Koshmar. »Das wäre ein Fehler.« Langsam umschritt sie den Hjjk-Mann, den dieser Wortwechsel anscheinend völlig unberührt gelassen hatte. »Ein letztes Mal«, sagte Koshmar. »Sag mir, befinden sich keine weitere Menschenvölker in dieser Gegend? Es würde uns gewaltige Freude bereiten, sie aufzufinden. Wir sind herausgekommen und ausgezogen, um der Welt einen neuen Anfang zu geben, und wir sind auf der Suche nach unseren Schwestern und Brüdern.«
    »Du wirst gar nichts Neues beginnen, denn die Rattenwölfe werden dich binnen Stundenfrist zerfleischen«, antwortete der Hjjk-Mann gleichmütig. »Und ihr seid Narren. Es gibt keine Menschlichen, Weib aus Fleisch.«
    »Was du da sagst, ist widersinnig. Du siehst Menschen vor dir in eben diesem Augenblick.«
    »Ich sehe Narren«, sagte der Hjjk-Mann. »Und nun laß mich weiter meines Weges wandern, oder du sollst es bereuen.«
    Harruel fuchtelte mit seinem Speer.

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