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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Mügge
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lauten Lachens nicht enthalten. »Sie sind ein wackerer und getreuer Freund Ihrer Freunde«, rief er. »Man könnte Lust bekommen, das idyllische Dasein in der Gamme zu versuchen.«
»Und wäre es denn ein übergroßes Opfer für den, der Ruhe, Frieden und ein einfaches Naturleben sucht und sich damit begnügt?« antwortete Stockfleth. »Es gibt in diesen Gebirgen versteckte Täler, die selbst im Winter grün sind, wo Quellen fließen, welche den Schnee schmelzen, und deren geschützte Lage sie so mild macht, daß man glauben möchte, Gottes segnende Hand liege sichtlich darauf. Freilich, man kann dort nicht zwischen Tapetenwänden wohnen«, fügte er mild lächelnd hinzu, »nicht die langen Nächte über Toddy trinken und Karten spielen, aber was sind schon alle diese Herrlichkeiten unserer reichen Herren gegen andere Herrlichkeiten der Welt! – Würden Sie, Herr Stureson, nicht gern diese schwarzen Felsenküsten verlassen, Ihr schön geputztes Haus am Malanger Fjord, das aller Leute Neid erregt, gerne aufgeben, wenn Sie dafür im Süden wohnen könnten oder in einer großen Stadt, die allen Luxus der Zivilisation besitzt?«
»Ja, bei Gott«, rief Stureson, »ich würde mich wenig besinnen!«
»Jeder nach seinem Wesen also«, sagte der Missionar, »und glauben Sie, daß die meisten der hier Geborenen ganz anders darüber denken als Sie.«
»Ei wohl«, lachte der Landrichter, »Mary selbst hängt ja mit großer Liebe an diesen lieblichen Felsenlabyrinthen!«
»Und niemals wird sie Ihre Wünsche teilen.«
»Possen!« rief Stureson. »Sie ist wie alle Weiber, sie liebt den Putz und den Glanz. Kommen Sie morgen zu uns, Stockfleth, und Sie werden sehen, wie ihr meine Spiegel, Polster und Teppiche behagen. Aber seien Sie unser Freund und prägen Sie ihr zeitig das verständige Gotteswort ein, daß die Frau dem Manne gehorchen und folgen soll, wohin er sie führen möge. Ich führe sie nicht in eines dieser paradiesischen Täler der Lappengebirge, sondern, sobald es mir glückt, in eine reiche bunte Welt, wo Freuden und Genüsse ihrer warten!«
»Und wo sie um so einsamer und verlassener sein wird«, erwiderte der Missionar seufzend, »einsamer, als lebte sie im tiefsten Schoß der Wüste.«
»Lassen Sie das meine Sorge sein, teurer Freund«, sagte Stureson spottend. »Wie man die feinen Gerichte der Kochkunst genießen lernen muß, ehe man sie vortrefflich findet, so ist es auch mit den Genüssen der Zivilisation. Ihren wackeren Beichtkindern würde eine Fasanenpastete nicht schmecken, sie würden das scheußliche Gemengsel, das unsere gute Wirtin soeben aus dem Kessel schöpft, gewiß bei weitem vorziehen.«
»Zuweilen aber sind diese rohen Speisen doch auch für den verwöhnten Geschmack nicht ganz übel«, antwortete der Missionar lächelnd. »Versuchen Sie nur, ob ich nicht recht habe.«
Die alte Frau reichte auf einem Holzteller dem Gast unter Höflichkeitsbezeigungen seinen Anteil an dem blutigschwarz gefärbten Gericht. Es roch kräftig und würzig, und Stureson faßte nach einigem Bedenken mutig den Blechlöffel, der ihm angeboten wurde, und machte um so eher den Versuch, es zu kosten, als er sah, daß sein Diener, der so viel Ekel vor allem hatte, was Lappe hieß, doch mit großer Begier davon aß. Es schmeckte vortrefflich, Stureson mußte es eingestehen. »Sehen Sie wohl«, lachte der Propst, »diese elenden Gebirgshirten verstehen sich doch so übel nicht auf eine Kochkunst, die selbst Ihrem Gaumen behagt. Und dies ist ihr Nationalgericht. Sie leben überhaupt nur von der Milch und dem Fleisch ihrer Rentiere und ihrer Jagdbeute. Was Sie da essen, ist ein Gemisch von Fleisch, Blut, Herz und Leber eines frisch geschlachteten Tieres samt fetter Milch und Mehl und wird so leicht von niemandem verschmäht werden.«
Der Landrichter ließ sich noch eine Portion reichen, trank von der eben gemolkenen Rentiermilch und gab lachend zu, daß die Tafel dieser Hirten mehr Freuden böte, als er geglaubt habe. Er beschenkte die Kinder der Familie mit Silberstücken, drückte den übrigen seinen Dank aus und wandte sich endlich nochmals an das Oberhaupt der Familie.
»Ich will dir wohl«, sagte er, »du scheinst ein verständiger und erfahrener Mann zu sein. Ziehe hinunter an den Malanger Fjord, ich will dich zum Kolonisten machen, dir Ackerstücke und ein Haus geben und für dein Fortkommen Sorge tragen.«
Der Lappe sah ihn starr an, seine kleinen Augen funkelten. Er schüttelte heftig und schnell den Kopf.
»Du willst

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