Am Malanger Fjord
Wunde deutete, »nur eines Lappen Kugel kann solch weites Loch reißen!«
»Ruft Gottes Gnade an, Sorenskriver«, sagte der Propst, »fleht zu ihm, unglücklicher Mann, daß er sich Euer erbarme.«
»Und Mary? Wo ist Mary?« rief Hvaland, entsetzt aufspringend.
Bei diesem Namen öffnete Stureson noch einmal seine Augen. Er versuchte, sich mit dem Arm zu stützen. »Haltet sie! – Da! – fort –«, röchelte er, und einen letzten drohenden Blick voll Haß auf den Missionar richtend, stieß er dessen helfende Hand zurück und fiel tot nieder.
Auf der Höhe zwischen den Büschen war das Gras blutigrot, und diese Spur ließ sich bis an die Schlucht der Malself verfolgen, sonst war nichts zu entdecken. Sturesons Terzerol lag zwischen den Steinen, vielleicht hatte er den Angreifer verwundet. Rasche Männer, die nach einigen Stunden in die Schlucht drangen und den Verbrecher verfolgten, fanden an verschiedenen Stellen die Fußtritte mehrerer Rentiere von jener stärksten Art, wie sie zum Lasttragen gebraucht werden. An Baumzweigen hingen ein paar Fetzen von Marys Kleid und ein zerrissener schöner Mantel von seltenen Federn.
Man trug Sturesons Leiche in das geschmückte Haus, und statt des Festes, das hier gefeiert werden sollte, herrschten Verwirrung, Trauer und Kummer.
Alle Mittel wurden aufgeboten, um den Mörder zu finden, aber keines führte zu seiner Entdeckung. Die Aussagen, welche Henrik Jansen machte, verwirrten und verdunkelten diese Angelegenheit noch mehr. Sie warfen einen schrecklichen Verdacht auf Stureson, brachten Hohn und Spott über die verschwundene Tochter des reichen Kaufmanns, obwohl die meisten an ihre schandbare Verirrung nicht glauben wollten. Hvaland bot große Summen dem, der ihm über ihr Schicksal Nachricht brächte, aber obwohl viele sein Geld verdienen wollten, hat er doch niemals zu zahlen nötig gehabt. Man forschte nach Olafs Brüdern. Auch sie waren mit ihren Herden verschwunden, nie hat man sie wieder an der Küste gesehen.
Es hat sich aber bis heute die Meinung erhalten, daß Olaf es gewesen sei, dessen Kugel die Brust seines stolzen Feindes durchbohrte, und daß er nun mit Mary tief in der unermeßlichen Wüste in einem der kleinen verborgenen Täler wohne, welche zuweilen so zauberisch die Schrecken der eisigen Wildnis unterbrechen. Dort sollen seine Tiere weiden, dort soll Mary vergessen, daß ihre Liebe verdammt und verachtet wurde.
Hvaland ist nach mehreren Jahren gestorben. Auch als er tot war, meldete sich die Erbin nicht. Alles, was er gierig zusammenscharrte, ist in fremde Hand gefallen.
ebook Erstellung - November 2009 - TUX
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Ende
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