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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Muegge
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Morgen traten sie gemeinsam die Rückreise an, aber ganz ersichtlich war eine Veränderung mit der Braut vorgegangen, deren sich Stureson heimlich freute.
Am Abend vorher hatte er wohl bemerkt, daß Mary von einer ihrer Mägde einen Zettel empfangen hatte, der sie in Unruhe versetzte, und nach einiger Zeit sah er sie den Pfad hinaufsteigen, der in das Tal führte, wo Olafs Hütte stand. Er glaubte zu wissen, was dieser Spaziergang zu bedeuten habe, und hielt es für passend, den Erfolg abzuwarten.
Er ging am Ufer der Bucht hinauf, denn Hvaland hatte ihn allein gelassen. Der Kaufmann war beschäftigt, mehrere große Boote mit Waren aller Art zu füllen, die auf den Markt an den Malanger Fjord gehen und schon während der Nacht durch Senjenöes Sund nach Lenvig hinaufschwimmen sollten. Der große lappische Herbstmarkt bot zu viele Vorteile, um nicht in Hvalands Kopf jetzt den ersten Platz einzunehmen und sein ganzes Denken darauf zu richten, wie und wodurch er am besten seinen Konkurrenten im Handel den Vorsprung abgewinnen könne. Alles, was Lappen, Fischer und die Quäner in den tiefsten abgeschiedensten Fjordarmen für den Winter zumeist gebrauchten, wurde in die Boote gepackt. Große Massen Scheren, Messer, Beile, Hacken und Eisenwaren aller Art, kupferne und eiserne Lappenkessel, Ketten, Nägel und Hämmer lagerten neben Mehlballen und Hülsenfrüchten, Zwirnbündeln und Nähnadeln. Das alles zu ordnen, zu verpacken, mit ölgetränkten Tüchern zu decken und Vorsichtsmaßregeln zu treffen, damit kein Schade geschehe, erforderte Arbeit und Aufmerksamkeit.
Stureson sah seinen Schwiegervater mitten unter der Schar seiner Bootsleute und Gehilfen sich abmühen wie der beste Packknecht, und er wandte sich lachend fort und sagte belustigt: »Er springt umher wie ein junger Bursch und läßt sich die Ströme Schweiß nicht verdrießen. Das ist sehr brav und rechtschaffen gehandelt! Wesen dieser Art würden sich unglücklich fühlen, wenn sie nicht büffeln und gaunern könnten!«
Unter vergnüglichen Betrachtungen setzte er seinen Weg fort, und gerade da, wo er in Olafs Tal hinabsehen konnte, fand er hinter großen Steinen seinen Freund, den Kolonisten, lang ausgestreckt, der auf der Lauer zu liegen schien.
Als Henrik die Schritte hörte, sah er sich erschrocken um, aber er beruhigte sich augenblicklich und winkte mit seinem vertraulichsten Grinsen den Landrichter herbei.
»Nun«, sagte Stureson, »was gibt es, Henrik? Du siehst so liebenswürdig pfiffig aus, als wärst du einem großen Geheimnisse auf der Spur.«
Der Böelappe schielte ihn boshaft an. »Ei, Sorenskriver«, entgegnete er, »du kommst zur rechten Zeit. Weißt nicht, wer da unten im Hause sitzt?«
»Etwa Olaf?« erwiderte Stureson. »Ist er wiedergekommen?«
Henrik lachte herzlich, schien aber dann doch plötzlich von einem Grauen ergriffen zu werden und ließ seine Blicke scheu über den furchtbaren Nachbarn gleiten. »Mußt nicht so sprechen, Herr«, sagte er, »du weißt zu gut, daß er nicht wiederkehren kann, der Sohn von einem Hunde. Aber weißt du nicht, Sorenskriver, daß die Toten aufwachen, wenn die Stimme ihren Namen ruft, die sie zuletzt gehört haben?«
»Dann nimm dich in acht, du Narr«, lachte Stureson, »daß er dir nicht erscheint!«
Der Böelappe richtete sich zornig auf, er konnte eine Verletzung seines Ansehens nicht ertragen, aber der Landrichter sah ihn mit überlegenem Hohn an, und während Henrik die Zähne fletschte, auf seltsame Weise nickte, den Arm in die Seite stemmte, seinen Glanzhut rundum drehte und seine breite Nase aufblies, lachte Stureson noch viel übermütiger den wunderlichen kleinen Kerl aus, der ihm mit seinem Ärger und Hochmut Spaß machte.
»Hast mit dem Vogt gesprochen?« fragte der Kolonist.
»Ei ja, lieber Henrik«, sagte Stureson, noch immer lachend, »allein ich kann dir wenig Hoffnung geben. Der Vogt meint, du seist ein Trunkenbold, ein Narr, ein ganz unwissendes und bösartiges Geschöpf, das unmöglich den guten ehrlichen und rechtlichen Olaf ersetzen könnte, der unglücklicherweise uns verlassen hat!«
»Sagt er das?« schrie der Kolonist wütend. »Aber ich will die Stelle haben, du mußt sie mir schaffen. Übermorgen komme ich an den Malanger Fjord, da sprich mit ihm!«
»Sei vernünftig und bleib zu Haus«, erwiderte der Landrichter.
»Will kommen«, sagte der Lappe, ihn angrinsend, »will an deinem Tische sitzen und dich mahnen vor aller Augen!«
»Komm immerhin, mein lieber Freund«, erwiderte

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