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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Muegge
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nicht?« fragte Stureson. »Warum willst du nicht? Wenn ich dem Manne dort, meinem Diener Niels, eine solche Stelle anböte, er würde vor Freuden in die Luft springen.«
»So gib sie ihm«, sagte der Lappe ernsthaft.
»Du hörst, daß ich dir und deiner Familie gern etwas Gutes tun möchte«, entgegnete der Landrichter ungeduldig. »Deine Mutter hat mir Segen versprochen. Ich möchte ihn erwerben, wenn ich ihr ein Haus, einen Herd, Holz und Speise für ihr Alter zusichere. Ich möchte dir Gutes tun«, wiederholte er nochmals mit größerer Lebhaftigkeit, »darum schlage es nicht aus, du könntest es bereuen!«
»Mag dein Haus nicht, Herr, danke dir«, sprach der Lappe, und indem er mit mehr Stolz und Würde den Kopf aufhob, als ihm zuzutrauen war, fügte er hinzu: »Will frei sein wie meine Väter, frei leben und frei sterben. – Armer Bruder Olaf! Wie das wilde Rentier, mutig und leicht, würde er über die Berge springen wenn er kein Knecht geworden wäre! – Danke dir, Herr, danke dir; Herna Jubas Kinder brauchen deine Wohltaten nicht.«
Stureson fand sich beleidigt von dieser stolzen Ablehnung, aber Stockfleth sagte begütigend: »Sie dürfen es nicht übel deuten, Herr Stureson, Sie würden von allen Herdenbesitzern eine ähnliche Antwort erhalten haben. Wenn eine Familie noch mehrere hundert Rentiere ihr eigen nennt, so wird sie um keinen Preis ihr freies Bergleben aufgeben, und nur die äußerste Not kann sie dazu treiben. Herna Juba aber ist ein reicher Mann. Er weidet hier, wie Sie sehen, gegen siebenhundert Tiere und hat mehr als noch einmal soviel an den Quellen des Berdo-Elf zurückgelassen.«
»Nun wohl«, erwiderte der Sorenskriver, stolz lachend, »so mag denn jeder von uns seinen Aufenthalt suchen, wo es ihm beliebt. Sie haben mir schon früher einmal von dem Dünkel dieser noblen Familien erzählt, ich hätte dieser gern einen Ersatz geboten.«
»Ersatz? Wofür?« fragte der Missionar.
»Ei nun«, sagte Stureson, und seine Augen forschten scharf in Stockfleths Gesicht, »der Bursch, der verlorengegangen ist, lebte wohl noch, wenn ich nicht in Hvalands Haus gekommen wäre.«
»Herr Stureson!« rief der Propst erstaunt.
»Still, Herr Propst«, fuhr Stureson fort. »Sie haben darum gewußt, daß eine lächerliche und törichte Leidenschaft sich seiner bemächtigt hatte; Sie hatten Kenntnis davon, daß Mary aus Mitleid sich dazu hinreißen ließ, heimliche Gespräche mit ihm zu halten. Sie sehen, ich weiß alles. Sie haben ihn bewegen wollen, Missionar zu werden, um seine Narrheit durch ein christlich frommes Leben loszuwerden. Er hat es vorgezogen, dies Leben überhaupt zu enden.«
»Woher wissen Sie das?« fragte der Geistliche.
»Sonderbare Frage. Sein Ende liegt nahe, es kann nicht anders sein. Auch Mary glaubt es, der Gedanke erfüllt sie mit Schmerz, und alles, was ich aufbieten mag, kann ihre schwermütigen Grillen nicht ganz verscheuchen. So bitte ich Sie denn, Freund, reden Sie mit ihr, Sie sind ihr Vertrauter. Stellen Sie ihr vor, daß ihr und mein Lebensglück daran hängt, daß sie mich liebe, mir angehöre, ein Wesen vergesse, das nur durch eine Verirrung, die den Augen der Welt auf immer verborgen bleiben muß, in ein Verhältnis zu ihr geraten konnte. Schmach und Schande, Wohl und Ehre hängen daran! – Meine Ehre, Herr Stockfleth, Marys Ehre und Ihr eigenes Wohl, Herr Propst!«
»Mein Wohl, Herr Stureson?« fragte der Geistliche erstaunt.
»Ihr Wohl«, wiederholte der Landrichter. »Wenn man erführe, daß Sie um dies Verhältnis gewußt und es dem Vater verschwiegen haben, würde die öffentliche Meinung hart genug über Sie richten! – Sprechen Sie mit Mary, reißen Sie die letzten Wurzeln eines Andenkens aus ihrem Sinn, das diesen verdüstert. Machen Sie, daß ihre Wangen wieder blühen und ihr Auge wieder glänzt, daß eine liebende glückliche Braut mit mir zum Altar geht, und seien Sie meiner ewigen Dankbarkeit gewiß.«
Er war mit Stockfleth während dieses Gesprächs bis zu den äußersten Büschen gegangen, wo seine Pferde warteten. Jetzt schwang er sich in den Sattel, ohne die Antwort abzuwarten, und mit einem raschen Gruß eilte er über die schwellende Moosdecke des Fjelds fort. Ohne zurückzublicken, trieb er sein Roß an, und nach einer Stunde hielt er vor Hvalands Haus.
Mary empfing ihn scheu und befangen wie immer, weder das schöne Bergpony, das er ihr schenkte, noch alle seine Bitten und Überredungskünste konnten den Schatten von ihrem Herzen bringen.
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