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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Muegge
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keine Hand, die ihm dienstfertig seinen Toddy mischte. Das Lumpenvolk freilich, das hing ihm an, und da und dort gab's wohl einen Narren, der von ihm sagte: ›Das ist ein Mann, wie er sein soll, wollte Gott, es wären viele wie er!‹ Aber hinterlassen hat er blutwenig, jammert die Witwe jetzt um Pension. Er war ein leichtsinniger Mann, gab und gab ans Volk, dem es nichts nützen konnte; machte lächerliche Versuche, den Lappen zu helfen, Ackerbau zu verbreiten, Ordnung und Sitte ins liederliche Leben der Herumtreiber zu bringen. Habe hier noch dicht dabei einen Burschen wohnen, einen Lappenjungen, den er aufgezogen, nach Trondenäes ins Seminar geschickt und zum Schulmeister gemacht hat. Könnt ihn sehen, Sorenskriver. Ist wahr, ist ein anstelliger Kerl geworden, habe ihn eben hier im Hause, gibt meiner Mary Unterricht und spielt mit ihr auf dem Dinge da –«, er deutete nach dem Klavier hin.
»Sie haben also Kinder, Herr Hvaland?« fragte Stureson.
»Das eine Kind«, war die Antwort, »ist ein fein gemachtes Mädchen, Herr Stureson. Habe sie vier Jahre in Trondhjem gehabt zur Erziehung; ist auch in Christiania gewesen und im letzten Jahre mit mir aus Bergen zurückgekommen ins Haus.«
Er erzählte diese Familiennachrichten mit dem Stolze eines Vaters, der an seiner Tochter wohlgefällig denkt, und Stureson zog die Lippen zusammen und sagte mit heimlichem Spott: »Bei so vieler Bildung und Erziehung in der Fremde, solchen Reisen und so langer Abwesenheit wird es ihr hier nicht sonderlich gefallen.«
»Kennt unsere Mädchen nicht, Sorenskriver«, lachte Hvaland, »haben die tiefe Sehnsucht nach der Heimat in ihrer Brust, wie alle, die hier geboren sind. Ist ein sonderbares Ding damit, Herr Stureson, kann es sich keiner erklären. Gott hat es seinen Wesen, die in diesen wilden Fjorden leben und wachsen, eingeimpft, und wissen die Lappen in ihren braunen Sumpf- und Schneebergen sogar zumeist davon zu sagen. – Bringt einen von ihnen nach Italien oder ins Paradies, es wird nicht lange dauern, so fühlt er einen Schmerz im tiefsten Herzen und eine mächtige Sehnsucht quält ihn so lange, bis er wieder bei seinen Felsen und Sümpfen ist. – Seht den Burschen, den Schulmeister, Olaf Holmböe ist er getauft, nach seinem Wohltäter, Jauratana heißt er bei seinen spitzbübischen Landsleuten. Er hat Kleid und Sprache, Sitten und Gewohnheiten von uns angenommen, aber zuweilen faßt es ihn wie der böse Feind, und dann läuft er hinauf in die Gebirge zu seinen alten Freunden und Verwandten, die mit ihren Rentieren durch die Wüste ziehen. Da sitzt er in der schmutzigen Gamme und spielt ihnen auf seiner Fiddel vor, bis der bessere Sinn wiederkehrt und er dann eines Morgens ganz matt und still bei seinen Büchern im Hause gefunden wird.«
»Das ist seltsam«, rief der Landrichter, eine dicke Dampfwolke ausblasend, »aber der beste Beweis, daß alle Versuche, diesen vertierten Stamm zu nützlichen Menschen zu machen, nicht viel fruchten!«
»Sagt: gar nichts hat es gefruchtet und wird nie fruchten!« rief Hvaland. »Aber es gibt Toren, und darunter ist einer –«
Hier hielt er plötzlich inne, denn draußen ließ sich eine tiefe fragende Stimme hören, und aufstehend rief er mit unmutiger Gebärde, aber im gedämpften Ton: »Wer, bei Kreuz und Nebel, führt ihn jetzt in mein Haus? Ich wollte, er wäre bei allen Hexen von Salten, aber nicht hier!«
»Wer ist es denn?« fragte Stureson.
»Wer?« antwortete der Kaufmann – und da die Tür eben aufging, glättete sich sein Gesicht. »Propst Stockfleth!« rief er, die Hand ausstreckend, indem er dem neuen Gast entgegenging, »Glück für Euch und Glück für alle! Eine unverhoffte Freude, Herr, Euch jetzt zu sehen.«
»Gottes Segen ins Haus, Christie Hvaland«, erwiderte der ernste Pilger, der kein anderer war als der berühmte Missionar der Lappen, früher Kapitän in dänischen Diensten und als solcher ein tapferer Offizier. Von religiöser Schwärmerei beseelt, hatte er den Degen fortgeworfen, um Priester zu werden, studiert, war Pastor in den Finnmarken geworden und hatte vor Jahren auch diese Stelle aufgegeben, um nun als wandernder Missionar die wilden Einöden und Küsten lehrend und bekehrend zu durchziehen. Er war jetzt etwa fünfzig Jahre alt und von ungeschwächter Rüstigkeit. Sein dunkelbraunes Reisehemd war dem ähnlich, wie es die Lappen tragen, der breite Ledergurt, welcher dazu gehört, saß fest um seinen Leib. Seine Füße umschnürten weiche Halbstiefel von

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