Die Reiter der Sarmaten
Gillian Bradshaw
Die Reiter der Sarmaten
s&c by Ginevra
Buch
Die Sarmaten haben mit ihren Streifzügen jahrelang die römischen Donauprovinzen heimgesucht. Als es Kaiser Marc Aurel schließlich im Jahre 172 n. Chr. gelingt, sie niederzuwerfen, verlangt er als Friedensbedingung, daß sie ihre gefürchtete Kavallerie abtreten, die er in der unruhigen Provinz Britannien einsetzen will. Die ersten 1500 Reiter unter Führung ihrer drei Fürst-Kommandeure Arshak, Gatalas und Ariantes werden dem römischen Befehlshaber in Nordbritannien unterstellt und an den römischen Grenzwall verlegt, den sie gegen die Überfälle der aufrührerischen Stämme aus dem schottischen Hochland verteidigen sollen. Hier werden die an ein ungebundenes Nomadendasein gewohnten, freiheitsliebenden Sarmaten mit einer ihnen fremden Zivilisation und der strengen Disziplin der römischen Streitkräfte konfrontiert sowie in Verschwörungen und undurchsichtige Machtkämpfe verstrickt. Aurelia Bodica, die ebenso schöne wie intrigante Britin und Frau des römischen Befehlshabers Priscus, ist Anhängerin einer extremen Druidensekte, die zur Durchsetzung ihrer Ziele auch vor Mord nicht zurückschreckt. Bodica möchte als Anführerin eines Aufstands die Römer aus dem nördlichen Britannien vertreiben und ein unabhängiges Reich errichten. Als sie versucht, die Sarmaten als Verbündete zu gewinnen, widersetzt sich Ariantes ihren verlockenden Versprechungen. Er will den Eid, den er dem Kaiser geleistet hat, nicht brechen, und er ist klug genug, um zu erkennen, daß sie gegen die römische Übermacht nur verlieren können. Doch der stolze und ehrgeizige Arshak läßt sich von Bodicas Verheißungen und Liebesbeteuerungen betören …
Autorin
Gillian Bradshaw wurde in Falls Church, Virginia, geboren, wuchs in Chile auf und studierte in Michigan und Cambridge Englische Literatur. Mit ihrer Artus-Trilogie gelang ihr der internationale Durchbruch. Seither ist sie ihrem Ruf als Autorin großer historischer Romane treu geblieben. Ihre Werke wurden mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Gillian Bradshaw lebt mit ihrer Familie in England. Im Herbst 1992 erschien ihr neuester Roman »Himmelsreiter« im Blanvalet Verlag.
ISBN 3-442-42429-1
Titel der Originalausgabe: Island of Ghosts
Aus dem Amerikanischen von Martin Schulte
© 1992 by Wilhelm Goldmann Verlag
Umschlagmotiv: Arch. f. Kunst und Geschichte, Berlin
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
Für Robin
1
Wir meuterten, als wir den Ozean erreicht hatten.
Seit einundfünfzig Tagen waren wir unterwegs, unsere drei Abteilungen, begleitet und bewacht von einer Kohorte der Dreizehnten Legion und zwei Abteilungen Auxiliarkavallerie. Ende Juli waren wir in Aquincum aufgebrochen. Wir waren durch die Augusthitze geritten, der Staub und die Fliegen hatten uns arg zugesetzt. Die meisten Armeestützpunkte, die uns auf dem Marsch mit Proviant versorgen sollten, waren auf die Verpflegung einer so großen Menge Menschen und Pferde nicht eingerichtet; niemand hatte sie benachrichtigt. Von den vorhandenen Vorräten nahmen die Römer das Beste für sich, für uns blieb nichts als saure Gerstensuppe und grobes schwarzes Brot. Wir waren diese Kost nicht gewohnt, sie machte uns krank. Die Hufe unserer Pferde nutzten sich auf den gepflasterten römischen Straßen ab, und die Tiere lahmten. Da die Römer sich weigerten, uns von ihren Ledervorräten abzugeben, schnitten wir die Lederverstärkungen der Wagenplanen auf und machten aus ihnen eine Art Sandalen für die Pferde. Schließlich, Anfang September, als wir Germanien verließen und in westlicher Richtung durch Gallien weiterzogen, begann es zu regnen. Das Wasser drang durch die lose hängenden Planen und durchnäßte alles: Schlaf decken, Proviant, Kleidung. Alles stank nach nasser Wolle, nassen Pferden, verfaulender Gerste, ungewaschenen, nassen Menschen; wir haßten den Geruch unserer eigenen Haut. Nur unsere Rüstungen und unsere Waffen wären vor dem Regen sicher: Sie waren in Aquincum wasserdicht verpackt und auf zwanzig besondere Wagen verladen worden, die von den Römern bewacht wurden.
Dann, eines Nachmittags kurz vor Mitte September – wir begannen gerade, aus dem Hügelland in die Ebene hinabzureiten –, da sahen wir es vor uns liegen: das Meer.
Den ganzen Vormittag hatte es geregnet, aber gegen Mittag hatte der Regen nachgelassen, und jetzt rissen die Wolken auf. Der Himmel wurde klar, und vom westlichen Horizont
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