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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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hinüber, wo ein Strafvollzugsbeamter gähnend an einem Kaffee nippte.
    »Sie sind der Anwalt meiner Frau?«, fragte er vorsichtig.
    Das Lächeln wurde breiter, während der Mann sich in seinem Plastikstuhl zurücklehnte. »So ähnlich«, sagte er. »Sagen wir – ein Stellvertreter.«
    »Nicht der Anwalt meiner Frau?« Wolfgang Berghäuser wirkte zunehmend nervös. »Was wollen Sie dann von mir?«
    »Ich habe eine Mitteilung für Sie.« Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. »Nämlich dass wir uns nicht auf den Arm nehmen lassen.«
    Berghäuser zuckte so heftig zusammen, dass sein Stuhl mit einem lauten Quietschen nach hinten rutschte. »Sie kommen von… denen?«, quiekte er.
    Der Mann öffnete eine schwarze Aktentasche und entnahm ihr eine Tageszeitung, Berghäuser starrte auf die knallroten Schlagzeilen eines Münchner Boulevardblatts. »Interessante Schlagzeile«, meinte der andere. »›DIESE FRAU SOLLTE STERBEN, UM DEN TOD EINER ANDEREN VORZUTÄUSCHEN!‹ Na, das ist doch mal originell.« Er beugte sich vor. Berghäuser wich vor den wasserblauen Augen zurück, die sich in seine bohrten. »Haben Sie wirklich gedacht, uns so reinlegen zu können?«
    »Verschwinden Sie!«, keuchte Berghäuser. »He, Sie, Wachmann! Der Kerl da bedroht mich!«
    Der blonde Mann drehte sich um und warf dem Strafvollzugsbeamten einen Blick zu. »Vielleicht lassen Sie mich kurz mit dem Herrn allein«, sagte er und zu Berghäusers hellem Entsetzen öffnete der Wachmann die Tür und verschwand auf den Gang. Der Blonde zuckte mit den Achseln. »Chronisch unterbezahlt, diese Leute«, meinte er lächelnd. »Sie glauben gar nicht, was man da mit ein paar Hundertern manchmal erreichen kann.«
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Berghäuser.
    »Wissen Sie eigentlich, was das Problem ist?« Der Blonde hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und die Arme verschränkt. »Was von Anfang an das Problem war? Mit Alison und Maria Corazón?«
    Herr Berghäuser schwieg.
    »Es ging nicht um Rache. Das haben Sie gedacht, nicht wahr? Dass die Chefin Rache wollte für den Prozess, den man ihr an den Hals gehängt hat, oder?«
    »Was denn dann?«, fragte Berghäuser mit zittriger Stimme.
    »Sehen Sie, als der alte Chef starb, da gab es eine ganze Menge Leute, die gerne seinen Posten eingenommen hätten. Und noch mehr, die alles andere als begeistert waren, künftig seiner Witwe gehorchen zu müssen. Im Grunde sprach praktisch alles gegen sie – sie war jung, sie war eine Frau und sie war Ausländerin. Niemand hat ihr zugetraut, das Kartell zu lenken. Aber sie hat sich in kürzester Zeit Respekt verschafft. Und wissen Sie, wie?«
    Berghäuser schüttelte stumm den Kopf.
    »Indem sie jeden umgebracht hat, der ihr auch nur ein bisschen querkam«, erklärte der Blonde ungerührt. »Und dann kommen die Tochter und die kleine Enkelin des Alten daher und bringen sie vor Gericht. Seitdem wackelt ihre Position. Ich meine, wer respektiert einen Chef, der nicht mal in der eigenen Familie für Ordnung sorgen kann? Und deswegen gab es für die Chefin nur eine Möglichkeit, sich wieder Respekt zu verschaffen: Maria Corazón und Alison mussten sterben.« Er wedelte mit der Zeitung vor Berghäusers Gesicht herum. »Sehen Sie, das Problem ist das Internet. Man braucht nur den Namen Alison einzugeben und landet bei diesem Artikel. In Mexiko können genug Leute Deutsch, Herr Berghäuser. Die Konkurrenz und die Feinde der Chefin in ihrem eigenen Kartell – alle wissen nun, dass ein bankrotter Hotelier aus der Eifel sie hinters Licht geführt hat. Und es gibt nur eins, wenn sie diese Schlappe wiedergutmachen will.«
    »Sie kann mir nichts anhaben!«, sagte Berghäuser trotzig. »Hier drin bin ich in Sicherheit!«
    »Berghäuser, ich bitte Sie!« Der Blonde lachte gekünstelt. »In diesem Gefängnis gibt es mindestens zwanzig Insassen, die für ein geringes Entgelt bereit sind, dafür zu sorgen, dass Sie – nun, sagen wir mal, auf der Treppe stolpern und sich das Genick brechen.«
    Berghäuser war weißer als die frisch getünchte Wand in seinem Rücken. »Ich kann nichts dafür!«, jammerte er. »Das… das stimmt alles nicht, was die Zeitungen schreiben! Ich habe nicht versucht, Ihre Chefin reinzulegen. Das haben diese Jugendlichen doch alles erfunden. Die stecken doch mit Alison unter einer Decke. Alison hat sie geschickt, um mich bei Ihrer Chefin anzuschwärzen, so war das.«
    »Ach«, spottete der Blonde.
    »Denken Sie doch mal logisch nach!«, rief Berghäuser.

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