Am Tor zu Atlantis
Von Ägypten aus. Ich bin der Ansicht, dass sich dort das Tor nach Atlantis befinden muss.«
»Kennst du den genauen Ort, zu dem die Männer hingefahren sind?«
»Ja. Es ist die Oase Kargha.«
»Kenne ich nicht.«
»Ich musste mich auch erst schlau machen. Sie gehört auch nicht zu den Sehenswürdigkeiten, zu denen man die Touristen hinschleift und ihnen das Geld wegnimmt. Wenn du vom Nildelta in südliche Richtung fährst, vorbei an den mächtigen Pyramiden von Gizeh und auch an Memphis, aber nicht durch bis Theben und Luxor, musst du irgendwann dein Boot oder die Straße verlassen und ein Stück in westliche Richtung durch Wüste fahren, um zu dieser Oase zu gelangen, einen fruchtbaren Flecken inmitten der Wüste.«
»Und was ist so Besonderes an dieser Oase?«
»An ihr wohl nichts. Es gibt da einen Tempel, und da haben sie gegraben.«
»Offiziell?«
»Klar.«
»Und dort fanden sie auch das Tor?«
Purdy hob die Schultern. »Wenn ich mir das alles durch den Kopf gehen lasse, muss das so gewesen sein.«
»Hat er denn mit dir über Einzelheiten gesprochen?«
Die Staatsanwältin verzog die Lippen. »Nicht besonders intensiv. Er stand noch immer unter Schock. Er und die anderen drei Archäologen sind in den Tempel eingedrungen. Sie haben dort gegraben. Sie fanden auch interessante Dinge, wie er sagte. Und dann auch das Tor oder den Zugang in die Vergangenheit. Wie ich noch erfahren konnte, ist dieser Tempel in vorgeschichtlicher Zeit gebaut worden.«
***
»Also viertausend Jahre vor unserer Zeitrechnung.«
»Das denke ich auch.«
»Dann können die Gemäuer sechstausend Jahre alt sein«, murmelte ich und krauste die Stirn. »Keiner weiß genau, was vor dieser Zeit alles gewesen ist. Die Ägypter hatten eine Hochkultur, aber nicht die einzige, wie wir beide wissen. Es gab eine vor ihnen, und das ist Atlantis gewesen.«
»Ich kann dir nicht widersprechen. Ich habe selbst dort gelebt.«
»Ein Zeittor«, flüsterte ich. »Das ist mehr als interessant. Ich denke, wir springen darauf an.«
»Wir? Wen meinst du?«
»Suko. Ich möchte ihn mitnehmen. Sollte es uns gelingen, nach Atlantis zu gelangen, dann sehen vier Augen immer mehr als zwei. Vor allen Dingen die Gefahren.«
Purdy Prentiss bekam eine Gänsehaut. »Der Weg in die Vergangenheit«, sagte sie leise, »das ist schon etwas. Atlantis... Ich habe mich dort herumschlagen müssen, bevor ich starb und wiedergeboren wurde.« Sie schüttelte den Kopf. »Das Schicksal lässt einen Menschen nicht aus seinen Klauen. Das habe ich jetzt wieder erfahren.«
»Dann glaubst du nicht an einen Zufall, dass dir dieser Mensch über den Weg gelaufen ist? Du nimmst es mehr als Botschaft hin.«
»So ist es. Kein Zufall. Ich soll gelockt werden, und ich werde mich der Aufgabe stellen. Das heißt, dass wir uns zu dritt auf den Weg machen.«
»Das hatte ich mir gedacht«, gab ich etwas gequält zu.
»Es hat etwas zu bedeuten, dass dieser Mensch ausgerechnet mir vor die Füße gelaufen ist.«
»Aber du weißt nicht, was?«
»Stimmt. Aber ich möchte das Rätsel gern lösen. Mit euch zusammen.«
Ich nickte vor mich hin. »Die Reise wird kein Problem sein. Wenn drei britische Staatsbürger verschwunden sind, müssen sie gefunden werden. Oder man muss zumindest Klarheit über ihr Schicksal haben. Da wird mir niemand Steine in den Weg legen.«
»Das sehe ich auch so.«
Ich wollte wissen, wie dieser Brian Kilroy das Tor gefunden hatte und was passiert war.
»Nichts, John, nichts hat er gesagt. Er sprach nur von einer barbarischen Folter. Von Menschen und Wesen. Von einem anderen Reich. Von einer Stadt, aber auch einer feindlichen Natur.«
»Was war mit Namen?«
»Die hat er nicht genannt.«
»Schade. Ich habe schon gedacht, dass er auf den einen oder anderen Bekannten von mir getroffen ist. Das wäre auch zu viel verlangt. Da müssen wir uns selbst ein Bild schaffen.«
»Denkst du auch an den Rückweg, John?«
»Ja«, erwiderte ich locker. »Wir werden durch das Tor in die andere Zeit gelangen und durch es auch wieder zurückkommen. Eigentlich eine ganz simple Rechnung, finde ich.«
»Falls sie aufgeht.«
»Ein Risiko besteht immer.« Ich lächelte und drehte dabei den Wein im Glas. »Es gibt sie also noch immer, diese Tore in die Vergangenheit. Nicht alles hat die Zeit zugeschüttet.«
Wenig später verabschiedete ich mich von Purdy Prentiss. Mit einem Taxi ließ ich mich nach Hause fahren und erreichte meine Wohnung kurz vor Mitternacht.
Meinen Freund und
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