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Am Tor Zur Hoelle

Am Tor Zur Hoelle

Titel: Am Tor Zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anshin Thomas
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verstanden. Wenn ein Wesen nach buddhistischem Verständnis in eine Hölle kommt, manifestiert sich das als die mächtige und einzigartige konditionierte Natur dieses Wesens – sein persönliches Leiden. Keine Handlung geschieht unabhängig von anderen Handlungen, und jede Handlung zeitigt Folgen.
    All unsere Lebenserfahrungen sind die Ursachen und Bedingungen unseres Lebens. Für mich sind die Erfahrungen meiner Kindheit und des Krieges die Ursachen und Bedingungen meines Lebens. Lassen Sie mich ein konkretes Beispiel geben. Ich schlafe nachts nicht sehr viel. Seit einer frühen Kriegserfahrung bin ich dazu nicht mehr in der Lage. Eines Abends landeten wir an einem Ort, an dem wir die Hubschrauber über Nacht abstellten. Irgendwann spät in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden überrannte der Vietkong unsere Einfriedung, die uns hätte schützen sollen. Von den hundertsechsunddreißig Amerikanern, die sich dort aufhielten, wurden nur fünfzehn bis zwanzig nicht verwundet oder getötet. Ich war einer von ihnen. Im Verlauf jener Nacht waren die Kampfhandlungen zunehmend brutaler geworden, Mann gegen Mann. Ich musste mit meinen eigenen Händen töten. Ich musste Menschen erschießen, ohne genau zu wissen, wen ich da erschoss, weil ein heilloses Durcheinander herrschte. Als das Gefecht schließlich vorüber war, hörte ich überall die Schreie der Verwundeten und Sterbenden. Es war eine höchst irrwitzige, chaotische, überwältigende Erfahrung. Nachdem ich dieses Erlebnis physisch überlebt hatte, fasste ich den Entschluss, niemals wieder in der Nacht zu schlafen, denn die Nacht war nicht sicher, und ich würde niemals wieder einem anderen Menschen meine Sicherheit anvertrauen.
    Selbst nach meiner Rückkehr aus dem Krieg, ja selbst heute noch, so viele Jahre später, wird die Nacht bestenfalls unruhig, schlimmstenfalls entsetzlich für mich. Je näher die Nacht rückt, desto nervöser werde ich, denn ich sollte doch eigentlich schlafen, aber so läuft es nicht! Wenn die Nacht anbricht, höre ich den Lärm des Krieges, und ich werde überwach. Lange Zeit nahm ich Drogen, um schlafen zu können.
    Ich nahm Drogen, weil ich mich nicht vollständig akzeptieren konnte, meine Angst inbegriffen; ich konnte nicht im gegenwärtigen Augenblick leben. Stattdessen versuchte ich, die Dinge unter Kontrolle zu bekommen. Ich glaubte, ich sei derjenige, der beschloss, Drogen zu nehmen, Alkohol zu trinken, statt zu merken, dass die Ursachen und Bedingungen meines Lebens diese Entscheidungen für mich trafen. Ich lebte in der Illusion, eine Wahl zu haben.
    Wenn ich nicht in Achtsamkeit lebe und mir der Ursachen und Bedingungen meines Lebens nicht bewusst bin, dann beherrschen sie mich. Ich mag zwar glauben, Entscheidungen zu treffen, doch meine Entscheidungen werden in Wirklichkeit von der Natur meines Leidens diktiert. Die Ursachen und Bedingungen meines Lebens bewegen mich dazu, mich so zu verhalten, wie ich es möglicherweise gar nicht möchte. Sie veranlassen mich vielleicht, mit Menschen zu tun zu haben, mit denen ich eigentlich nichts zu tun haben möchte, oder Dinge zu tun, die ich nicht tun möchte, während ich mir die ganze Zeit über einrede, dass ich mich frei für all diese Dinge entscheide.
    Mein Leben war erbärmlich, während ich mich gegen meine Schlafunfähigkeit sträubte. Doch durch die Übung der Achtsamkeit, durch das Bemühen, im gegenwärtigen Augenblick zu leben, gelangte ich schließlich an den Punkt, dass ich die Tatsache schlicht akzeptierte: »Ich kann nicht schlafen.« Ich akzeptierte die Ursachen und Bedingungen meines Lebens. In jenem Augenblick der Annahme verspürte ich einen Frieden, wie ich ihn kaum je zuvor erlebt habe. Ich war in Frieden mit meinem Un-Frieden.
    Eine der Fallen der Achtsamkeitspraxis besteht darin, dass wir uns ein Bild schaffen, in dem wir nicht furchtsam sind, ein Bild, in dem wir ruhig sind, allzeit im Frieden. Das bedeutet aber nicht, in Achtsamkeit zu leben. Achtsamkeit und geistige Ruhe sind verwandt, aber sie sind nicht identisch. Für mich bedeutet in Achtsamkeit leben, dass ich friedlich im Un-Frieden leben kann; ich kann die Realität der Un-Ruhe akzeptieren. In unser aller Leben gibt es Momente der Ruhe und Momente der Un-Ruhe. Wenn ich in Achtsamkeit lebe, kann ich akzeptieren, dass diese Augenblicke kommen und gehen wie ein sanfter

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