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Am Tor Zur Hoelle

Am Tor Zur Hoelle

Titel: Am Tor Zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anshin Thomas
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Ich besitze Freiheit. Ich werde in der Lage sein, die leise, aber entschlossene Stimme zu hören, die mich lenkt und leitet, die leise Stimme, die mir sagt: »Claude An-Shin, das ist keine gute Idee. Vielleicht solltest du das lieber lassen.« Oder vielleicht sagt sie: »Claude AnShin, das ist eine tolle Idee! Ja, mach das!« Je mehr ich in Achtsamkeit lebe, einatme und ausatme, desto klarer zeigt mir das Leben den einzuschlagenden Weg. Doch ich muss beständig aufmerksam sein, bewusst, wachsam. Ich muss stets sehr eingehend die Natur meines Tuns betrachten.
    Es ist nicht möglich, in Achtsamkeit zu leben und Leben zu zerstören. Als ich im Krieg getötet habe, lebte ich nicht in Achtsamkeit. Unachtsamkeit beherrschte mich. Ich redete mir ein, dass sie, die anderen, der Feind, die Ursache meines Leidens seien. Doch der Feind ist nicht der Quell meines Leidens. Mein Leiden gehört mir.
    Nachdem ich aus Vietnam zurückgekehrt war, lebte ich eine Zeitlang auf der Straße. Ich war obdachlos und in Unachtsamkeit, Achtlosigkeit verfangen. Wenn Sie an mir vorübergegangen wären, hätten sie mir vielleicht einen Fußtritt versetzt; Sie hätten mich nicht ansehen mögen. Die Menschen mochten mich nicht ansehen, weil sie in mir einen Teil ihrer selbst gesehen hätten, den sie lieber leugnen wollten.
    Es scheint, als würden wir in dieser Gesellschaft dazu erzogen zu glauben, wir seien anders. Anders als die Obdachlosen, die Drogenabhängigen, die Mörder, die Kindesmissbraucher, aber wir sind nicht anders. Wir sind vielleicht weder dieses noch jenes Genannte, aber das heißt nicht, dass wir anders sind. Wenn wir in Achtlosigkeit leben, kann sich unsere anerzogene Natur, der wir uns wenig bewusst sind, manifestieren und binnen eines Sekundenbruchteils können wir uns obdachlos finden, im Gefängnis, geschieden, als Vergewaltiger oder Missbraucherin. Leiden kann uns so schnell an diese Orte führen, dass wir keine Ahnung haben, wie wir dorthin gelangt sind, oder dass wir nicht einmal merken, dass wir dort angelangt sind. Und noch weit beunruhigender ist, dass wir, während wir von unserem anerzogenen Verhalten beherrscht werden, im Leiden gefangen, glauben, es sei nicht so. Wir glauben, dass wir bewusst sind. Das ist die Macht der Illusion – die Pfahlwurzel der Unachtsamkeit.
    Ich bin nicht du, aber wir unterscheiden uns nicht
    Wenn wir in Achtsamkeit leben, gibt es im absoluten Sinne keine Trennung zwischen uns selbst und anderen. Achtsamkeit führt uns über die Vorstellung von »mir« als eigenständigem, abgetrennten Wesen hinaus und verleiht uns die Klarheit zu erkennen, an welchem Punkt wir nicht von dem getrennt sind, was wir als anders wahrnehmen. Wir sind nicht anders. Ich bin nicht du, aber wir unterscheiden uns nicht voneinander. Das nächste Mal, wenn Sie einem obdachlosen Menschen auf der Straße begegnen, sehen Sie ihn an, lassen Sie ihn eine Glocke der Achtsamkeit für Sie sein und erkennen Sie, dass Sie sich nicht von ihm unterscheiden. Wenn wir begreifen, dass wir nicht anders sind, dann müssen wir auch nicht schuld- und schamerfüllt fortsehen. Wir sehen das Menschsein und das Leiden und entscheiden aus Mitgefühl und Annahme, statt von der Warte des Wertens und Verleugnens, ob wir helfen wollen oder nicht.
    Es wird der Augenblick kommen, in dem wir nicht
von unserer Verzweiflung beherrscht werden
    Wenn wir in Achtsamkeit leben, wird der Augenblick kommen, in dem wir nicht von unserer Verzweiflung beherrscht werden – in dem wir nicht länger getrieben sind, weil all unsere Erfahrungen ein Akt der Meditation werden. Das Leben wird klarer, fließender, schlichter – wenn auch nicht zwangsläufig einfacher. Wie der Buddha gesagt hat: Leben ist Leiden. Das ändert sich auch nicht, doch unsere Fähigkeit, angesichts des Leidens zu denken und zu fühlen und zu handeln wird klarer, fließender und schlichter.
    Wenn ich in Achtsamkeit lebe, ist jede meiner Handlungen ein Akt der Meditation. Wasser trinken, mit einer Freundin sprechen, einen Baum betrachten, den vorbeifahrenden Lastwagen lauschen, mir die Nase putzen, husten, zur Toilette gehen – alles wird ein Akt der Meditation.
    Wenn ich achtsam lebe, macht das aber die Meditation nicht überflüssig. Um die Realität der Achtsamkeit in meinem Leben zu fördern, ist es wichtig, jeden Tag einen ruhigen Ort zu finden, an dem ich still sitzen kann, sei

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