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Am Ufer Des Styx

Am Ufer Des Styx

Titel: Am Ufer Des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Dunkelheit verblasste und wich hellem Licht, aus dem die vertrauten Formen des Ballons auftauchten, die langsam aber stetig größer wurden und sich näherten.
    Er kam zu ihr zurück …
    »Sarah, bitte antworten Sie mir, wenn Sie mich hören können …«
    Kamal war zurückgekehrt.
    Sie brauchte nur die Augen zu öffnen, und sie würde ihm gegenüberstehen. Sie würde die Wärme seiner Küsse spüren, das Pochen seines Herzens und den Trost seiner Berührung, würde seinen Atem hören und seine beruhigend weiche Stimme …
    »Sarah, wachen Sie auf! Jetzt!«
    Sie schlug die Augen auf.
    Das Gesicht, das über ihr schwebte, war allerdings nicht das, das sie erhofft hatte. Weder gehörte es Kamal noch sonst jemandem, den sie kannte. Weißes Haar, das die Konsistenz von Watte zu haben schien, umrahmte es, ein weißer Bart zierte das Kinn. Die ältlichen Züge des Mannes, der sie über die halbmondförmigen Gläser einer Lesebrille hinweg anschaute, waren milde und gütig – und sie verrieten Erleichterung.
    »Endlich sind Sie zu sich gekommen«, stellte er fest. »Wie fühlen Sie sich?«
    »E-es geht«, gab Sarah zur Antwort. Ihr Kopf schmerzte noch immer. Das Brennen in ihrem Arm hingegen war verschwunden, und auch die Übelkeit hatte nachgelassen …
    »Wo bin ich?«, fragte sie, während sie sich umblickte. Zu ihrer Verwunderung fand sie sich in einem schmalen Bett liegend, in einer winzigen Kammer, deren Wände aus lackiertem Holz bestanden. Das einzige Fenster war kreisrund und mit einer vernieteten Messingeinrahmung versehen, und Sarah glaubte zu spüren, dass sich ihr Lager sanft auf und ab bewegte. »Ein Schiff«, folgerte sie verblüfft. »Ich befinde mich auf einem Schiff …«
    »Das ist richtig.« Der Schlohhaarige, dessen Alter Sarah auf etwa fünfzig schätzte, nickte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er eine dunkelblaue Uniform trug, deren Ärmelabzeichen ihn als Offizier zur See auswiesen. »Sie befinden sich an Bord der ›Concordia‹, auf einem Passagierdampfschiff, das sich auf dem Weg von Piräus nach Venedig befindet. Mein Name ist Vincente Garribaldi. Ich bin der Schiffsarzt.«
    »Athen? Venedig?« Indem sie die Bruchstücke ihrer allmählich wiederkehrenden Erinnerung zusammenfügte, versuchte Sarah zu verstehen, was geschehen war.
    Sie entsann sich ihrer wunderbaren Rettung und des mörderischen Kampfes, der auf dem Meteoron ausgebrochen war, und sie erinnerte sich an den Ballon, der in die Weiten des Himmels entschwunden war, zusammen mit ihrem Geliebten. Dass sie ihn wiedersehen würde, sobald sie die Augen aufschlug, war nur ein Wunschtraum gewesen …
    »Wie bin ich …?«
    »Sie meinen, wie Sie an Bord gelangt sind?«
    Sarah nickte.
    »Ein signore namens Hingis hat Sie an Bord gebracht. Infolge Ihrer Schussverletzung hatten Sie viel Blut verloren, und ich weigerte mich zunächst, Sie aufzunehmen. Er machte jedoch glaubhaft, dass es überaus wichtig wäre, Sie sofort außer Landes zu schaffen, und die britische Botschaft in Athen hat sich über einen gewissen Jeffrey Hull ebenfalls eingeschaltet. Ist er Ihnen ein Begriff?«
    »Durchaus.« Sarah nickte.
    »Mir blieb also nichts anderes übrig, als Sie mit den bescheidenen Mitteln zu behandeln, die mir hier an Bord zu Gebote stehen.«
    »Ich verstehe.« Sarah blickte an sich herab, sah den Verband um ihren linken Arm. Dass sie angeschossen worden war, hatte sie beinahe vergessen – ungleich schwerer wog der Verlust Kamals …
    »Sie können von Glück sagen, dass es ein glatter Durchschuss gewesen ist und kein Knochen getroffen wurde«, fuhr Garribaldi fort, »sonst hätte ich vielleicht nichts mehr für Sie tun können. So jedoch galt es, die Wunde zu pflegen und dafür zu sorgen, dass Sie wieder zu Kräften gelangen. Und allem Anschein nach«, fügte er lächelnd hinzu, »habe ich meine Aufgabe erfolgreich erfüllt.«
    »In der Tat.« Sarah rang sich ein müdes Lächeln ab. »Ich danke Ihnen, Doktor.«
    »Schon gut.« Garribaldi erwiderte das Lächeln. »Wünschen Sie Signore Hingis zu sprechen? Seit geschlagenen zwei Tagen steht er vor der Tür Ihrer Kajüte und löchert mich mit Fragen nach Ihrem Befinden. Er wird sich sehr darüber freuen, dass es Ihnen besser geht.«
    »Ja, bitte«, sagte sie.
    » Va bene.« Er nickte und wandte sich zur Kabinentür. »Ich werde in einer Stunde wieder nach Ihnen sehen. Wenn es Zeit ist für Ihre Medizin.«
    »Danke, Doktor.«
    »Und noch etwas …«
    »Ja?«
    »Sorgen Sie sich nicht«, sagte der Arzt mit

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