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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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hinaufgestoßen worden, und du sollst der neue Chef der Planungsabteilung sein - mit einer zwanzigprozentigen Gehaltserhöhung. Das läßt er dir sagen.«
    Ich schmunzelte vor mich hin.
    »Eigentlich hört sich das gar nicht so schlecht an. Aber, wie gesagt, ich habe mit denen nichts mehr am Hut.«
    »Oh!« Seine Augen glitzerten, und er bedachte mich mit einem wissenden Lächeln. »Dann hast du also wirklich ein anderes Eisen im Feuer. Das hat er sich schon gedacht. Nun gut, für diesen Fall soll ich dir sagen, daß er von dir wissen will, was der andere dir geboten hat. Er wird alle Hebel in Bewegung setzen, um noch eins draufzusetzen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Anscheinend verstehst du mich nicht richtig«, sagte ich. »Für mich ist die Sache erledigt. Schluß. Aus. Ich möchte nicht zurück. Ich werde auch nicht für jemand anderen arbeiten. Ich bin fertig mit dieser Art von Arbeit. Ich habe die Nase voll von Computern.«
    »Aber du bist wirklich gut. Sag mal, sattelst du vielleicht um auf Lehrer?«
    »Nein.«
    »Ach, zum Teufel! Du mußt doch irgend etwas tun. Bist du vielleicht auf irgendeine Art zu Geld gekommen?«
    »Nein. Ich denke, ich werde ein bißchen reisen. Ich bin schon zu lange an einem Ort.«
    Er hob seine Tasse und leerte sie in einem Zug. Dann lehnte er sich zurück, verschränkte die Hände vor dem Bauch und senkte die Augenlider ein wenig. Er schwieg eine Zeitlang.
    Schließlich: »Du hast gesagt, für dich ist die Sache erledigt. Meintest du nur den Job und dein Leben hier - oder noch etwas anderes?«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Du hast eine ganz bestimmte Art, einfach zu verschwinden - damals am College schon. Du bist für eine Weile weg und tauchst dann genauso plötzlich wieder auf. Du hast dich niemals so richtig darüber ausgelassen. Es hat den Anschein, als ob du so etwas wie ein Doppelleben führst. Haben deine Pläne irgend etwas damit zu tun?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Er lächelte.
    »Natürlich weißt du das«, sagte er. Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: »Nun, viel Glück - bei was auch immer.«
    Ständig in Bewegung, selten in Ruhestellung, spielte er mit einem Schlüsselbund herum, während er eine zweite Tasse Kaffee trank und Schlüssel und einen blauen Steinanhänger klingeln und schwingen ließ. Schließlich wurde unser Frühstück gebracht, und wir aßen eine Zeitlang schweigend.
    Schließlich fragte er mich: »Hast du eigentlich die Starburst immer noch?«
    »Nein. Ich habe sie im letzten Herbst verkauft«, erklärte ich ihm. »Ich war so sehr von anderen Dingen in Anspruch genommen, daß ich keine Zeit zum Segeln hatte. Und es gefiel mir gar nicht, sie so ungenutzt rumliegen zu sehen.«
    Er nickte.
    »Schade«, sagte er. »Wir hatten viel Spaß mit ihr, damals während der Schulzeit. Später auch noch. Ich hätte sie gern noch einmal rausgeholt, um der alten Zeiten willen.«
    »Ja.«
    »Sag mal, hast du vielleicht Julia in letzter Zeit mal gesehen?«
    »Nein, seit unserer Trennung nicht mehr. Ich glaube, sie geht immer noch mit einem Typen namens Rick. Hast du sie gesehen?«
    »Ja, ich war gestern abend auf einen Sprung bei ihr.«
    »Warum?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Sie war eine von unserer Bande - und wir haben uns in alle Winde zerstreut.«
    »Wie war sie?«
    »Sie sieht immer noch gut aus. Sie hat nach dir gefragt. Und sie hat mir das für dich mitgegeben.«
    Er zog einen verschlossenen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und reichte ihn mir. Mein Name stand darauf, in ihrer Handschrift. Ich riß ihn auf und las:
    Merle,
    ich habe mich getäuscht. Ich weiß, wer Du bist, und es besteht Gefahr. Ich muß Dich treffen. Ich habe etwas, das Du brauchen wirst. Es ist sehr wichtig. Bitte ruf mich so bald wie möglich an oder komm vorbei.
    Alles Liebe, Julia
    »Danke«, sagte ich, während ich meine Tasche öffnete und den Brief darin verstaute.
    Er war ebenso rätselhaft wie beunruhigend. Außerordentlich. Ich mußte später zu einem Entschluß kommen, wie ich mich verhalten sollte. Ich mochte sie immer noch mehr, als ich mir eingestand, aber ich war mir nicht sicher, ob ich sie Wiedersehen wollte. Doch was meinte sie mit der Bemerkung, sie wisse, wer ich sei?
    Ich verdrängte sie aus meinem Denken, wieder einmal.
    Ich beobachtete eine Zeitlang den Verkehr, trank meinen Kaffee und rief mir in Erinnerung, wie ich Luke kennengelernt hatte, während unseres ersten Studienjahrs, im Fechtverein. Er war unglaublich gut.
    »Fichtst du

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