Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
erneutes schnelles Pulsieren am Handgelenk. Es war jedoch nichts zu hören. Es herrschte völlige Stille, doch ich wußte, daß etwas da war.
    Ich drehte mich blitzschnell aus meiner knienden Haltung herum und ging in die Hocke...
    Ich sah ein großes Maul voll riesiger Zähne, von blutigen Lippen entblößt. Sie säumten die Schnauze, die zu einigen Kilo eines hundeähnlichen Geschöpfes mit einem zottigen, verschimmelnd aussehenden gelblichen Fell gehörten. Seine Ohren waren wie fleischige Pilze, die gelb-orangefarbenen Augen weitaufgerissen und wild.
    Da ich keinen Zweifel an seinen Absichten hegte, schleuderte ich den Tür knöpf, den ich während der letzten Minuten unbewußt umklammert hatte, in seine Richtung. Er prallte ohne merkliche Wirkung an dem Knochenwulst über dem linken Auge ab. Immer noch lautlos sprang das Ding auf mich zu.
    Es blieb nicht einmal Zeit für ein Wort zu Frakir...
    Leute, die im Schlachthof arbeiten, wissen, daß es auf der Stirn eines Tieres eine Stelle gibt, die man dadurch findet, daß man eine imaginäre Linie vom rechten Ohr zum linken Auge und eine zweite vom linken Ohr zum rechten Auge zieht. Sie zielen mit dem tödlichen Bolzenschlag zwei oder drei Zentimeter über die Schnittstelle dieses X. Das hat mir mein Onkel beigebracht. Er arbeitete allerdings nicht im Schlachthof. Er kannte sich einfach nur mit dem Töten aus.
    Also machte ich einen Satz nach vorn und gleichzeitig zur Seite, während es mich ansprang, und ich versetzte ihm einen Hieb auf den todbringenden Fleck. Es bewegte sich jedoch sogar noch schneller, als ich erwartet hatte, und als meine Faust zuschlug, sauste es bereits an mir vorbei. Seine Nackenmuskeln halfen ihm dabei, die Wucht meines Schlages abzumildern.
    Das entlockte ihm jedoch den ersten Ton - ein Kläffen. Es schüttelte den Kopf und drehte sich dann mit großer Schnelligkeit um, um erneut auf mich loszugehen. Jetzt entrang sich ein tiefes, dröhnendes Knurren seiner Brust, und es machte einen hohen Sprung. Ich wußte, daß es mir diesmal nicht gelingen würde, ihm auszuweichen.
    Mein Onkel hat mir außerdem beigebracht, wie man einen Hund am Fell seitlich am Hals und unter den Kiefern packt. Man braucht einen kräftigen Griff, wenn es sich um ein großes Tier handelt, und man muß genau den richtigen Ansatz finden. In diesem Augenblick hatte ich keine echte Wahl. Wenn ich versucht hätte, es zu treten, und es verfehlt hätte, hätte es mir wahrscheinlich den Fuß abgebissen.
    Meine Hände schossen vor und schlängelten sich nach oben, und ich schlang die Arme um mich, als wir aufeinanderprallten. Ich war überzeugt davon, daß es schwerer wog als ich, und ich mußte auch noch seinen Schwung abfangen.
    Ich hatte Schreckensvisionen vom Verlust mehrerer Finger oder einer ganzen Hand, doch ich bekam die Lefzen unterhalb des Kiefers zu fassen, krallte mich daran fest und drückte. Ich hielt die Arme ausgestreckt und stemmte mich nach vorn. Ich erbebte unter der Kraft seines Ausfallsprungs, doch es gelang mir, den Griff zu halten und die Erschütterung zu dämpfen.
    Während ich auf das Knurren horchte und die sabbernde Schnauze keinen halben Meter von meinem Gesicht entfernt betrachtete, kam mir zu Bewußtsein, daß ich noch nicht weit über diesen Punkt hinaus gedacht hatte. Bei einem Hund mochte man vielleicht in der Lage sein, dessen Kopf gegen etwas geeignetes Hartes zu schlagen; seine Halsschlagader liegt zu tief im Fleisch, als daß man darauf vertrauen könnte, sie durch bloßen Druck abquetschen zu können. Doch dieses Ding war kräftig, und mein Griff lockerte sich bereits aufgrund seines heftigen Zappelns. Während ich seine Kiefer von mir weg hielt und sein Kinn unablässig nach oben schob, stellte ich außerdem fest, daß es, wenn es sich senkrecht aufrichtete, größer war als ich. Ich hätte versuchen können, ihm einen Fußtritt in die unteren Weichteile zu versetzen, doch dabei hätte ich wahrscheinlich sowohl das Gleichgewicht verloren als auch meinen Griff gelöst, und dann wäre meine Lendengegend seinen Zähnen ausgesetzt gewesen.
    Doch es entwand sich meiner linken Hand, und ich hatte keine andere Wahl, als die rechte zu benutzen oder es loszulassen. Also stieß ich so fest zu, wie ich nur konnte, und wich wieder zurück. Ich hatte mich während der ganzen Zeit schon nach einer Waffe umgesehen, irgendeiner Waffe, doch ich entdeckte nichts Passendes, das diesem Zweck hätte dienen können.
    Und wieder machte es einen Satz, diesmal in

Weitere Kostenlose Bücher