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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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noch?« fragte ich.
    »Manchmal. Und du?«
    »Gelegentlich.«
    »Wir haben niemals richtig herausgefunden, wer der bessere von uns beiden ist.«
    »Jetzt haben wir keine Zeit mehr dazu«, sagte ich.
    Er schmunzelte und stieß ein paarmal spielerisch mit dem Messer nach mir.
    »Da hast du sicher recht. Wann brichst du auf?«
    »Wahrscheinlich morgen - ich bin gerade dabei, noch ein paar Dinge zu erledigen. Wenn ich damit fertig bin, mache ich mich davon.«
    »Wohin?«
    »Hierhin und dorthin. Ich habe noch keinen festen Plan.«
    »Du spinnst.«
    »Hm-hm. Früher hat man so etwas ein Wanderjahr genannt. Mir war so etwas bisher nicht vergönnt gewesen, und ich hole es jetzt nach.«
    »Eigentlich hört sich das ganz nett an. Vielleicht sollte ich es auch einmal ausprobieren.«
    »Vielleicht. Ich dachte allerdings, du hättest dir deines bereits in Raten genehmigt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich war nicht der einzige, der häufig unterwegs war.«
    »Ach, das.« Er wischte den Einwand mit einer Handbewegung weg. »Das war alles geschäftlich, nicht zum Vergnügen. Ich mußte ein paar Transaktionen durchführen, um meine Rechnungen bezahlen zu können. Wirst du deine Familie besuchen?«
    Seltsame Frage. Keiner von uns beiden hatte bisher jemals über seine Eltern gesprochen, außer in ganz allgemeinen Floskeln.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich. »Und du die deinen?«
    Er begegnete meinem Blick und hielt ihm stand, während sein chronisches Lächeln etwas breiter wurde.
    »Schwer zu sagen«, antwortete er. »Wir haben sozusagen keinen Kontakt.«
    Ich lächelte ebenfalls.
    »Ich kenne das Gefühl.«
    Wir beendeten unser Frühstück, tranken noch einen letzten Kaffee.
    »Dann wirst du also nicht mit Miller sprechen?« fragte er.
    »Nein.«
    Er zuckte erneut die Schultern. Die Rechnung wurde gebracht, und er nahm sie an sich.
    »Das geht auf mich«, sagte er. »Ich stehe schließlich in Lohn und Arbeit.«
    »Danke. Vielleicht können wir uns zum Abendessen noch einmal sehen. Wo wohnst du?«
    »Warte.« Er griff in seine Hemdtasche, zog ein Streichholzheftchen heraus und warf es mir zu. »Da. New Line Motel«, sagte er.
    »Sagen wir, ich hole dich so gegen sechs ab?«
    »Okay.«
    Er wandte sich zum Gehen, und wir trennten uns auf der Straße.
    »Bis dann«, sagte er.
    »Bis dann.«
    Leb wohl, Luke Raynard. Seltsamer Mann. Wir kannten uns seit beinahe acht Jahren. Hatten einige gute Zeiten durchlebt. Waren in mehreren Sportarten gegeneinander angetreten. Pflegten beinahe jeden Tag unsere Joggingrunden gemeinsam zu drehen. Wir hatten beide der Leichtathletik-Mannschaft angehört. Zeitweise waren wir mit denselben Mädchen gegangen. Ich machte mir wieder mal meine Gedanken über ihn - er war stark, klug und ein ebenso verschlossener Mensch wie ich selbst. Es bestanden gewisse Bande zwischen uns, die ich nicht ganz begriff.
    Ich ging zu dem Parkplatz bei meiner Wohnung zurück und sah unter der Motorhaube und dem Fahrgestell nach, bevor ich meine Tasche hineinwarf und den Motor anließ. Ich fuhr langsam, betrachtete Dinge, die vor acht Jahren frisch und neu gewesen waren, und verabschiedete mich jetzt von allen. Während der vergangenen Woche hatte ich mich von allen Menschen verabschiedet, an denen mir etwas lag. Nur nicht von Julia.
    Das war eins der Dinge, die ich gern noch weiter hinausgeschoben hätte, aber es blieb keine Zeit mehr. Es war eine Frage von jetzt oder nie, und meine Neugier war angestachelt worden. Ich bog in die Parkgarage eines Einkaufszentrums ein und fand einen öffentlichen Fernsprecher, doch nachdem ich ihre Nummer gewählt hatte, nahm am anderen Ende niemand ab. Ich überlegte, daß sie vielleicht tagsüber wieder in einem Vollzeitjob arbeitete, aber genausogut konnte sie unter der Dusche stehen oder zum Einkäufen gegangen sein. Ich beschloß, zu ihr hinzufahren. Es war nicht besonders weit. Und was immer ich bei ihr abholen sollte, es war jedenfalls ein guter Vorwand, sie ein letztes Mal zu sehen.
    Ich fuhr ein paar Minuten lang kreuz und quer durch die Straßen der Nachbarschaft, bevor ich einen Parkplatz fand. Ich schloß den Wagen ab, ging zurück zur Ecke und bog nach rechts. Der Tag war ein wenig wärmer geworden. Irgendwo bellten Hunde.
    Ich spazierte weiter an dem Block entlang bis zu dem großen Haus im viktorianischen Stil, das in ein Apartmenthaus umgewandelt worden war. Von vorn konnte ich ihre Fenster nicht sehen. Sie wohnte im obersten Stock, nach hinten hinaus. Ich versuchte, Erinnerungen

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