Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel
verstehe«, sagte ich. »Daran hatte ich nicht gedacht.«
»Also, gib mir die Gelegenheit, ihn zu unterwerfen. Wenn es mir nicht gelingt, leiste ich dir Beistand bei allen Maßnahmen, die du für erforderlich hältst.«
»Einverstanden«, stimmte ich zu und sah dabei zu Jasra hinüber, um deren Reaktion zu beobachten.
Sie musterte uns mit einem seltsam forschenden Gesichtsausdruck.
»>Unser Vater« fragte sie.
»Ja«, antwortete ich, »ich wollte eigentlich nicht darüber sprechen, aber da es nun einmal herausgerutscht ist: Jurt ist unser jüngerer Bruder.«
Jetzt funkelten ihre Augen, da sie ein Komplott witterte.
»Dann geht es hier also um einen Machtkampf innerhalb der Familie?« fragte sie.
»Ich nehme an, so könnte man es ausdrücken«, bestätigte ich.
»Nicht ganz«, widersprach Mandor.
»Und eure Familie hat in den Burgen große Bedeutung?«
Mandor zuckte mit den Schultern. Ich ebenfalls. Ich hatte das Gefühl, daß sie versuchte, auch über diese Schiene an uns heranzukommen, und ich beschloß, ihr diese Tour zu vermasseln.
»Wir sprachen über die anstehende Aufgabe«, sagte ich. »Ich möchte, daß wir die Herausforderung der Maske annehmen. Wir werden Jurt aus dem Weg räumen, wenn er uns in die Quere kommt, und ihn Mandor überlassen. Wenn es unmöglich ist, ihn uns gefügig zu machen, dann müssen wir die Sache bis zum Ende durchführen. Machst du mit?«
»Wir haben bis jetzt noch nicht über den Preis gesprochen«, sagte sie.
»Das stimmt«, gab ich ihr recht. »Ich habe mit Rinaldo darüber gesprochen, und er bat mich, dir mitzuteilen, daß er die Blutrache für beendet hält. Er ist der Meinung, daß die Auseinandersetzung mit Amber ausgefochten war, als Caine starb. Er bat mich, dich zu befreien, wenn du dich seiner Haltung anschließen solltest, und er schlug vor - als Gegenleistung für deine Hilfe im Kampf gegen den neuen Herrn der Zitadelle -, den Hort der Vier Welten wieder unter deine Oberherrschaft zu stellen. Er sprach von einem annehmbaren Kosten-Nutzen-Verhältnis. Was sagst du dazu?«
Sie nahm das Weinglas und trank einen ausgiebigen, langen Schluck. Sie würde Zurückhaltung an den Tag legen, das wußte ich, und versuchen, noch mehr aus dem Handel herauszuschlagen.
»Hast du erst vor kurzem mit Rinaldo gesprochen?« fragte sie.
»Ja.«
»Mir ist nicht ganz klar, warum er mit Dalt herumrennt, anstatt hier bei uns zu sein, wenn dieser Plan angeblich so ganz und gar seine Zustimmung hat.«
Ich seufzte.
»Okay, ich werde dir die ganze Geschichte erzählen«, sagte ich. »Aber wenn du bei uns mitmachst, dann möchte ich die Sache sehr bald in Angriff nehmen.«
»Schieß los!« verlangte sie.
Also berichtete ich über das abendliche Abenteuer in Arden und ließ dabei lediglich die Tatsache aus, daß Vialle Luke unter ihren Schutz gestellt hatte. Nayda schien im Lauf meiner Erzählung immer trauriger zu werden und stieß von Zeit zu Zeit ein schwaches Wimmern aus.
Als ich geendet hatte, legte Jasra die Hand auf Mandors Arm und erhob sich, wobei sie ihn im Vorbeigehen leicht mit der Hüfte streifte, bevor sie vor Nayda stehenblieb.
»Und jetzt erzähl mir, warum die Tochter eines hohen begmanischen Regierungsmitglieds hier festgehalten wird«, verlangte sie.
»Sie ist von einem Dämon besessen, dem es Spaß macht, sich in meine Angelegenheiten einzumischen«, erklärte ich.
»Ach, wirklich? Ich habe mich schon oft gefragt, welchen Hobbies Dämonen wohl frönen mögen«, bemerkte sie. »Aber mir scheint, dieser spezielle Dämon hat versucht, etwas mitzuteilen, das mich interessieren könnte. Wenn du so gut wärst, ihn für die Zeit einer kurzen Unterhaltung zu befreien, dann verspreche ich, anschließend über deinen Vorschlag nachzudenken.«
»Dafür haben wir keine Zeit«, sagte ich.
»In diesem Fall lautet meine Antwort: nein«, ließ sie mich wissen. »Schließ mich irgendwo ein und zieh ohne mich zum Hort.«
Ich warf Mandor einen Blick zu.
»Da ich bis jetzt dein Angebot noch nicht angenommen habe«, fuhr Jasra fort, »würde Rinaldo das unter >Vergnügungsspesen< abbuchen.«
»Ich habe keine Bedenken«, erklärte Mandor.
»Dann laß sie sprechen«, forderte ich ihn auf.
»Du darfst sprechen, Ty'iga«, sagte er.
Ihre ersten Worte waren jedoch nicht an Jasra gerichtet, sondern an mich.
»Merlin, du muß erlauben, daß ich dich begleite.«
Ich drehte mich um, damit ich ihr ins Gesicht sehen konnte.
»Auf gar keinen Fall«, erwiderte ich.
»Warum
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