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Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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paar Minuten Zeit habe, möchte ich noch eine Kleinigkeit erledigen. Hältst du die Dinge hier bitte im Auge und kümmerst dich darum, falls sie uns vor meiner Rückkehr hereinruft?«
    Er lächelte.
    »Wenn zufällig einer der Verwandten vorbeispaziert, soll ich mich dann als Herr des Chaos vorstellen?«
    »Ich dachte, du bist außerdem ein Herr der Unsichtbarkeit.«
    »Natürlich«, sagte er, klatschte in die Hände und war nicht mehr zu sehen.
    »Ich beeile mich«, sagte ich.
    »Holldrijoh!« erklang seine Stimme von irgendwoher.
    Ich eilte den Flur entlang. Es war ein kleiner Pilgergang, nehme ich an - einer, den ich seit langem nicht mehr gemacht hatte. An der Schwelle zu einem Unternehmen wie dem bevorstehenden erschien mir das irgendwie passend.
    Als ich vor der Tür angekommen war, blieb ich eine Weile dort stehen, schloß die Augen und rief mir die Einrichtung in den Sinn, wie ich sie zuletzt gesehen hatte. Es waren die Gemächer meines Vaters. Ich war viele Male hindurchgewandelt und hatte versucht, anhand der Möbel, der Gestaltung, seiner Bücherregale und seiner merkwürdigen Sammlungen von diesem Mann mir ein etwas besseres Bild als das zu verschaffen, was ich bereits kannte. Es gab jedesmal irgendeine Kleinigkeit, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog, die eine Frage beantwortete oder eine neue aufwarf -eine Inschrift auf dem Innentitel eines Buches oder eine Randbemerkung, eine silberne Haarbürste mit falschen Initialen, eine Daguerrotypie einer attraktiven Brünetten mit der Widmung >Für Carl, in Liebe, Carolyn<, ein Schnappschuß meines Vaters, wie General MacArthur ihm die Hand schüttelte...
    Ich steckte den Schlüssel ins Schloß, drehte ihn um und stieß die Tür auf.
    Ein paar Sekunden lang bewegte sie sich jedoch nicht; im Innern schimmerte ein Licht. Ich lauschte eine Zeitlang, doch es drangen keine Laute heraus. Dann trat ich langsam ein. Eine Anzahl von Kerzen brannte auf dem Frisiertisch an der gegenüberliegenden Wand. Niemand war zu sehen.
    »Hallo?« rief ich. »Ich bin es, Merlin.«
    Keine Antwort.
    Ich schloß die Tür hinter mir und machte einige Schritte nach vorn. Eine schmale Blumenvase stand inmitten der Kerzen auf dem Frisiertisch. Sie enthielt eine einzelne Rose, die von silberner Farbe zu sein schien. Ich schlich näher hinzu. Ja, sie war echt, nicht künstlich. Und sie war tatsächlich silbern. In welchem Schatten gediehen derartige Blumen?
    Ich nahm eine der Kerzen mitsamt dem Halter auf und ging damit weiter, wobei ich die Flamme mit der Hand schützte. Ich bog nach links ab und betrat den nächsten Raum. Als ich die Tür öffnete, wurde mir sofort klar, daß es unnötig gewesen war, die Kerze mitzunehmen. Hier brannten viele Kerzen.
    »Hallo?« wiederholte ich.
    Wieder keine Antwort. Nicht der geringste Laut.
    Ich stellte die Kerze auf einem Tisch in der Nähe ab und trat hinüber zum Bett. Ein silberfarbenes Hemd lag neben einer schwarzen Hose auf der Tagesdecke ausgebreitet - die Farben meines Vaters. Die Teile waren bei meinem letzten Besuch nicht hier gewesen. Ich hob einen Ärmel und ließ ihn wieder fallen.
    Ich setzte mich neben dem Anzug nieder und starrte durch den Raum in eine dunkle Ecke. Was ging hier vor sich? Irgendein gespenstisches Ritual, das in diesem Haus gepflogen wurde? Ein Spuk? Oder...
    »Corwin?« sagte ich.
    Da ich kaum mit einer Antwort gerechnet hatte, war ich nicht enttäuscht. Als ich mich erhob, prallte ich jedoch gegen einen harten Gegenstand, der über dem nächsten Bettpfosten hing. Ich streckte die Hand danach aus und hob ihn hoch, um ihn besser betrachten zu können. Es war ein Gürtel mit einer in der Scheide steckenden Waffe. Auch dieser war beim letztenmal nicht hier gewesen. Ich packte den Griff und zog die Klinge.
    Ein Teil des Musters, eingefangen in dem grauen Metall, tanzte im Kerzenlicht. Das war Grayswandir, das Schwert meines Vaters. Wie es hierhergekommen war - ich hatte keine Ahnung.
    Und mir wurde mit einem Stich in den Eingeweiden klar, daß ich nicht verweilen konnte, um zu erleben, was sich hier abspielte. Ich mußte mich wieder meinen eigenen Aufgaben widmen. Ja, die Zeit war heute eindeutig gegen mich.
    Ich schob Grayswandir wieder in die Scheide.
    »Pa?« sagte ich. »Falls du mich hören kannst - ich möchte gern wieder Verbindung zu dir aufnehmen.
    Aber ich muß gehen. Viel Glück bei allem, was du auch Vorhaben magst.«
    Dann verließ ich den Raum, berührte im Vorbeigehen die silberne Rose und verschloß die Tür

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