Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel
eine Klaustrophobie der Gegebenheiten. Was also willst du von mir?«
Ich behielt mein Lächeln bei.
»Es ist immer gut, die Gegebenheiten anzuerkennen«, sagte ich.
»Ich erkenne die Tatsache an, daß ich in Amber bin, und zwar lebendig und nicht in eine Zelle gesperrt, in der Gesellschaft von zwei Herren, die sich beruhigender Umgangsformen befleißigen. Ich erkenne weiterhin die Tatsache an, daß ich mich nicht in einer so mißlichen Lage befinde, wie meine jüngsten Erinnerungen nahelegen würden. Und bin ich dir Dank schuldig für meine Verwandlung?«
»Ja.«
»Irgendwie hege ich meine Zweifel, daß es sich dabei um eine uneigennützige Tat deinerseits gehandelt hat.«
»Ich habe es für Rinaldo getan. Er hat einmal versucht, dich herauszuholen, und hat dabei eins auf die Mütze gekriegt. Dann ist mir eine Methode eingefallen, wie es funktionieren könnte, und ich habe sie ausprobiert. Sie hat funktioniert.«
Bei der Erwähnung des Namens ihres Sohnes strafften sich ihre Gesichtsmuskeln. Ich war zu dem Schluß gekommen, daß sie lieber denjenigen hörte, den sie ihm gegeben hatte, statt des Namens >Luke<.
»Geht es ihm gut?« wollte sie wissen.
»Ja«, sagte ich und hoffte, daß es wirklich so war.
»Warum ist er dann nicht hier?«
»Er ist irgendwo mit Dalt unterwegs. Ich weiß nicht genau, wo er sich gegenwärtig aufhält, aber...«
In diesem Augenblick gab Nayda ein leises Geräusch von sich, und wir sahen zu ihr hin. Doch sie bewegte sich nicht. Mandor warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich schüttelte leicht den Kopf. Er sollte sie noch nicht wieder aufwecken.
»Er hat einen schlechten Einfluß, dieser Barbar«, bemerkte Jasra; ihre Stimme klang noch immer erstickt, und sie trank wieder einen Schluck Wasser. »Ich hatte mir sosehr gewünscht, daß Rinaldo sich mehr um die höfische Eleganz bemühen würde, anstatt meistenteils solch derben Beschäftigungen auf dem Rücken von Pferden nachzugehen«, fuhr sie fort, wobei sie Mandor einen wohlwollenden Blick und ein kleines Lächeln schenkte. »In dieser Hinsicht hat er mich enttäuscht. Habt ihr etwas Stärkeres als Wasser?«
»Ja«, antwortete ich, entkorkte eine Flasche Wein und goß ein wenig für sie in ein Glas. Ich sah Mandor an und dann die Flasche, doch er schüttelte den Kopf. »Aber du mußt zugeben, daß er sich in dem Wettkampf gegen die Uni von Los Angeles, damals in seinem zweiten Jahr an der Highschool, recht gut geschlagen hat«, warf ich ein, um zu verhindern, daß sie ihn vollkommen niedermachte. »Einen gewissen Teil davon verdankt er der etwas handfesteren Seite des Lebens.«
Sie lächelte, während sie das Weinglas entgegennahm.
»Ja, an diesem Tag brach er einen Weltrekord. Ich sehe ihn immer noch vor mir, wie er die letzte Hürde nahm.«
»Ach, du warst dabei?«
»O ja. Ich wohnte allen euren sportlichen Veranstaltungen bei. Ich habe auch dich im Wettlauf gesehen«, sagte sie. »Nicht schlecht.«
Sie nippte an dem Wein.
»Möchtest du, daß ich etwas zu essen für dich kommen lasse?« fragte ich.
»Nein, ich habe eigentlich keinen Hunger. Wir sprachen vorhin von der Wahrheit...«
»Stimmt. Ich vermute, es gab im Hort so etwas wie einen Zauberaustausch zwischen dir und der Maske...«
»Maske?« fiel sie mir ins Wort.
»Der blaumaskierte Zauberer, der zur Zeit dort herrscht.«
»O ja. Das kann man wohl sagen.«
»Dann hege ich also mit meiner Geschichte richtig, oder?«
»Ja, aber die Begegnung war reichlich traumatisch. Entschuldige mein Zögern. Ich war überrascht und konnte meine Abwehrmaßnahmen nicht rechtzeitig ergreifen. Das war der springende Punkt bei der Sache. Es wird nicht wieder Vorkommen.«
»Davon bin ich überzeugt. Aber...«
»Hast du mich mit geistigen Mitteln herausgeholt?« unterbrach sie mich. »Oder hast du tatsächlich mit der Maske gekämpft, um mich freizubekommen?«
»Wir haben gekämpft«, sagte ich.
»In welchem Zustand hast du die Maske zurückgelassen?«
»Unter einem Haufen Jauche begraben«, entgegnete ich.
Sie schmunzelte.
»Herrlich! Mir gefallen Männer mit Sinn für Humor.«
»Ich muß nochmals dorthin zurückkehren«, fügte ich hinzu.
»Oh! Warum das?«
»Weil sich die Maske inzwischen mit einem Feind von mir verbündet hat - einem Mann namens Jurt, der mich umbringen will.«
Sie zuckte kaum merklich mit den Schultern.
»Wenn die Maske kein gleichwertiger Gegner für dich ist, dann kann ich mir nicht vorstellen, inwiefern die Maske und dieser Mann ein
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