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Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Jasra ein der Reihe.
    Ich nahm alle Kleidungsstücke ab, die ich an ihr aufgehängt hatte, und legte sie auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Raums. Dann holte ich ein Tuch und eine Schüssel mit Wasser und wusch ihr die Clownsschminke vom Gesicht.
    »Habe ich irgend etwas vergessen?« fragte ich halb zu mir selbst.
    »Ein Glas Wasser und einen Spiegel«, antwortete Mandor.
    »Wofür?«
    »Vielleicht hat sie Durst«, erklärte er. »Und ich bin sicher, sie will ihr Aussehen begutachten.«
    »Da könntest du recht haben«, pflichtete ich bei und zog einen kleinen Tisch heran. Ich stellte eine Karaffe und einen Becher darauf und legte einen Handspiegel daneben.
    »Ich schlage außerdem vor, daß du sie stützt, für den Fall, daß sie zusammenbricht, wenn der Bann von ihr genommen wird.«
    »Stimmt.«
    Ich legte ihr den linken Arm um die Schultern, dachte an ihren tödlichen Biß, trat einen Schritt zurück und hielt sie auf Armlänge entfernt mit einer Hand fest.
    »Wenn sie mich beißt, verliere ich sofort das Bewußtsein«, erklärte ich. »Sei darauf vorbereitet, dich schnell zu verteidigen, falls das passiert.«
    Mandor warf eine weitere Metallkugel in die Luft. Sie verharrte eine unnatürliche Weile lang am höchsten Punkt ihrer Flugbahn, dann fiel sie in seine Hand zurück.
    »Nun denn«, sagte ich und sprach die Worte, die den Bann ausgelöst hatten.
    Es geschah nichts annähernd so Dramatisches, wie ich befürchtet hatte. Sie sackte zusammen, und ich fing sie auf. »Du bist in Sicherheit«, erklärte ich und fügte hinzu: »Rinaldo weiß, daß du hier bist«, um ihr den Menschen in Erinnerung zu bringen, der ihr am vertrautesten war. »Hier steht ein Sessel. Möchtest du etwas Wasser?«
    »Ja«, antwortete sie, und ich schenkte etwas in den Becher und reichte ihn ihr.
    Ihr Blick schoß in alle Richtungen und nahm alles auf, während sie trank. Ich fragte mich, ob sie sofort wieder zu Kräften gekommen war und jetzt vielleicht Zeit zu schinden versuchte, indem sie langsam an dem Wasser nippte, während ihr Gehirn auf Hochtouren arbeitete und Zauberbanne auf ihren Fingerspitzen tanzten. Ihre Augen wandten sich mehr als einmal abschätzend Mandor zu, und Nayda musterte sie mit einem langen starren Blick.
    Schließlich setzte sie den Becher ab und lächelte.
    »Ich nehme an, Merlin, daß ich deine Gefangene bin«, sagte sie mit leicht erstickter Stimme. Sie nahm noch einen Schluck.
    »Mein Gast«, entgegnete ich.
    »Oh? Wie ist das geschehen? Es ist meiner Erinnerung vollkommen entschlüpft, daß ich eine entsprechende Einladung angenommen hatte.«
    »Ich brachte dich in einem etwas verkrampften Zustand aus dem Hort der Vier Welten hierher«, sagte ich.
    »Und wo mag >hier< sein?«
    »Meine Räume im Palast von Amber.«
    »Also doch Gefangene«, stellte sie fest.
    »Gast«, wiederholte ich.
    »In diesem Fall sollte ich mit den Anwesenden bekannt gemacht werden, nicht wahr?«
    »Verzeihung. Mandor, ich stelle dir Ihre Hoheit Jasra vor, Königin von Kashfa.« (Ich sagte absichtlich nicht >Königliche Hoheit<.) »Euer Majestät, ich bitte um Erlaubnis, dir meinen Bruder vorzustellen, Lord Mandor.«
    Sie neigte den Kopf, und Mandor trat vor sie, fiel auf ein Knie und hob ihre Hand an die Lippen. Er beherrscht solch höfisches Benehmen besser als ich und schnupperte nicht einmal an ihrem Handrücken, ob ihm vielleicht der Geruch von Bittermandel anhaftete. Mir entging nicht, daß ihr diese Manieren gefielen -und danach betrachtete sie ihn weiterhin eingehend.
    »Mir war nicht bekannt«, bemerkte sie, »daß dem hiesigen Königshaus ein Mitglied namens Mandor angehört.«
    »Mandor ist Erbe des Herzogstums Sawall in den Burgen des Chaos«, antwortete ich.
    Ihre Augen wurden groß.
    »Und du behauptest, er sei dein Bruder?«
    »In der Tat.«
    »Es ist dir gelungen, mich zu überraschen«, stellte sie fest. »Ich hatte deine doppelte Abstammung ganz vergessen.«
    Ich lächelte, nickte, trat zur Seite und machte eine Handbewegung.
    »Und das hier...«, setzte ich an.
    »Ich kenne Nayda«, sagte sie. »Warum ist das Mädchen ... geistesabwesend?«
    »Das ist eine ziemlich komplizierte Angelegenheit«, sagte ich, »und ich bin sicher, es gibt andere Dinge, die du entschieden interessanter finden wirst.«
    Sie warf mir einen Blick mit hochgezogener Augenbraue zu.
    »Ach ja! Diese zerbrechliche, leichtverderbliche Ware - die Wahrheit«, sagte sie. »Wenn sie so schnell an die Oberfläche steigt, herrscht für gewöhnlich

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