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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Schwerpunkt?«
    »Daß du immer alles besser wissen mußt!« grollte er. Dann fügte er hinzu: »Aber diesmal hast du recht.«
    Wir standen mehrere Minuten lang da, während seine Gestalt immer kleiner und gedrungener wurde.
    »Wirst du deinen Schwerpunkt nicht verlagern?« fragte er.
    »Ich werde das Risiko eingehen, meine Mitte beizubehalten. Auf diese Weise komme ich schneller voran«, erklärte ich.
    »Du wirst auf diese Weise auch schneller auf den Arsch fallen.«
    »Wir werden sehen.«
    Wir marschierten los. Wir hielten unser Gleichgewicht. In einiger Entfernung von der Wand, die wir herabgeklettert waren, wehte der Wind kräftiger. Die Oberfläche unseres eisigen Pfades war jedoch nicht ganz so rutschig, wie sie von weitem ausgesehen hatte. Die Luft schnitt mir in die Lungen; Flocken wurden gepeitscht und verwandelten sich in wirbelnde Schneetürme, die wie exzentrische Spitzen quer über unseren Weg rasten. Ein blauer Schimmer ging von dem Weg aus und tauchte jene Flocken, die in seinen Einflußbereich gerieten, ebenfalls in ein sanftes Blau. Wir legten vielleicht eine Viertelmeile zurück, bis eine neue Serie von geisterhaften Bildern einsetzte. Das erste schien ich selbst zu sein, in der bekannten Kapelle, hingestreckt auf einem Haufen von Rüstungsteilen und Waffen; das zweite war Deidre unter einer Laterne, auf ihre Armbanduhr blickend.
    »Was soll das bedeuten?« fragte Jurt, während sie innerhalb weniger Augenblicke erschienen und wieder verschwanden.
    »Als ich sie das erstemal sah, wußte ich gar nichts über sie, und eigentlich weiß ich immer noch nichts«, antwortete ich, »obwohl ich zu Beginn unseres Wettlaufs dachte, du könntest ein solches Trugbild sein. Sie kommen und gehen - zufällig, wie es scheint -, zu keinem besonderen Zweck, jedenfalls erkenne ich keinen.«
    Das nächste war anscheinend ein Eßzimmer mit einer Blumenvase auf dem Tisch. Niemand war in dem Raum. Es kam und ging...
    Nein. Ganz so war es nicht. Es verschwand, doch die Blumen blieben, dort auf der Eisfläche. Ich blieb kurz stehen, dann lenkte ich meine Schritte in ihre Richtung.
    Merle, ich weiß nicht, ob es ratsam ist, den Pfad zu verlassen ...
    Ach, Quatsch, entgegnete ich und näherte mich einem Eisklotz mit unregelmäßigen Farbblitzen um das Fundament herum, der mich an die stonehengeähnliche Gegend erinnerte, die ich zu Anfang dieses ganzen Spuks erlebt hatte.
    Es war eine große Vielfalt - zahlreiche Sorten von Rosen. Ich bückte mich und hob eine auf. Ihre Farbe war beinahe Silber...
    »Was treibst du hier, mein lieber Junge?« hörte ich eine vertraute Stimme fragen.
    Ich richtete mich sofort auf und sah, daß die große dunkle Gestalt, die hinter dem Eisklotz hervorgetreten war, nicht mich angesprochen hatte. Er nickte Jurt zu und lächelte.
    »Eine Clownerie, davon bin ich überzeugt«, antwortete Jurt.
    »Und das da muß der Clown sein«, erwiderte der andere, »da er die verdammte Blume gepflückt hat. Die Silberne Rose von Amber - Lord Corwins Zeichen, soweit ich weiß. Hallo, Merlin! Suchst du deinen Vater?«
    Ich löste eine der zusätzlichen Klemmnadeln, die ich stets an der Innenseite meines Umhangs befestigt mit mir herumtrage. Ich benutzte sie, um die Rose auf meiner linken Brustseite festzustecken. Der Sprechende war Lord Borei, ein Herzog des Königshauses von Swayvill und dem Gerücht nach einer der ehemaligen Liebhaber meiner Mutter. Außerdem genoß er den Ruf, einer der tödlichsten Schwertkämpfer in den Burgen zu sein. Er war jahrelang von dem Bestreben besessen gewesen, meinen Vater, oder Benedict oder Eric zu töten. Leider war es Corwin gewesen, dem er schließlich begegnete, und das zu einer Zeit, als mein Dad in Eile war - so daß es nicht dazu gekommen war, daß sie die Klingen kreuzten. Dad hatte in statt dessen mit einer List hereingelegt und ihn auf eine Weise getötet, die bestimmt technisch nicht einwandfrei genannt werden kann. Wogegen ich nichts einzuwenden hatte. Ich hatte den Kerl noch nie gemocht.
    »Du bist tot, Borei. Weißt du das?« fragte ich. »Du bist nur noch der Geist jenes Mannes, der du zu jenen Zeiten warst, als du dich des Logrus bemächtigtest. Dort draußen in der echten Welt gibt es keinen Lord Borei mehr. Möchtest du wissen, warum? Weil Corwin dich am Tag des Mustersturzes getötet hat.«
    »Du lügst, du kleiner Scheißer!« fuhr er mich an.
    »Äh... nein«, mischte Jurt sich ein. »Du bist wirklich tot. Von einer Klinge durchbohrt, wie ich gehört habe.

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