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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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zurückgelassen hatte. Warum hatte ich das getan? Ich - meine Gedanken waren benebelt, die Erinnerungen wie ein Traum.
    Dies war das erstemal seit jenem Vorfall, daß ich dessen Ablauf überdachte. Hätte ich mich früher damit beschäftigt, dann wäre ich mir längst über die Bedeutung klar geworden. Es war die benebelnde Wirkung des falschen Glanzes. Ich war in Brands Gemächern in einen Zauberbann getappt. Ich hatte keine Ahnung, ob es sich dabei um etwas speziell auf mich Gemünztes handelte, oder ob ich durch mein Herumstöbern zufällig etwas aktiviert hatte. Vielleicht, so mutmaßte ich, war es sogar etwas noch viel Allgemeineres gewesen, das durch die Katastrophe zum Leben erweckt wurde -möglicherweise sogar nur ein unbeabsichtigter Nebeneffekt von etwas, das gestört worden war. Letzeres bezweifelte ich jedoch.
    Um genauer zu sein, ich bezweifelte grundsätzlich, daß irgend etwas in diesem Geschäft allgemeiner Natur war. Es erschien einfach nur allzu naheliegend zu sein, daß es eine von Brand hinterlassene Falle war. Sie hatte einen ausgebildeten Zauberer aus der Fassung gebracht, nämlich mich. Vielleicht war es lediglich meine gegenwärtige Entfernung aus ihrem Wirkungsbereich, die zur Klärung meines Denkens beitrug. Als ich meine Handlungen seit dem Zeitpunkt ihrer Freilegung überdachte, erkannte ich, daß ich mich seither in einer Art Nebel bewegt hatte. Und je länger ich grübelte, desto mehr festigte sich meine Überzeugung, daß der Zauberbann ganz speziell auf mich zugeschnitten gewesen war. Da ich ihn jedoch nicht durchschaute, verhalf mir diese Erkenntnis auch nicht dazu, daß ich mich von ihm befreien konnte.
    Was immer es sein mochte, es hatte mich veranlaßt, mich ohne weitere Überlegung von Frakir zu trennen, und es hatte mir ein - nun ja - sehr eigenartiges Gefühl beschert. Ich vermochte nicht zu sagen, auf welche Weise genau es meine Gedanken und Gefühle beeinflußt hatte oder noch beeinflußte, die übliche Schwierigkeit, wenn man von einem Bann erwischt wird. Doch ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß es der verstorbene Brand selbst gewesen war, der sich das alles ausgedacht hatte, nur aufgrund der fragwürdigen Mutmaßung, daß ich, dessen Räume neben den seinen lagen, Jahre nach seinem Tod seine Gemächer betreten würde, und zwar ausgerechnet während der verheerenden Nachwirkungen einer nicht vorhersehbaren Auseinandersetzung zwischen dem Logrus und dem Muster in einer der oberen Säle von Schloß Amber. Nein, irgend jemand anderes mußte dahinterstecken. Jurt? Julia? Es war unwahrscheinlich, daß sie sich im Herzen von Schloß Amber unbemerkt hätten zu schaffen machen können. Wer dann? Und hatte es vielleicht irgend etwas mit jenem Vorfall im Korridor der Spiegel zu tun? Ich zog lauter Nieten. Wenn ich jetzt dort gewesen wäre, wäre es mir vielleicht gelungen, meinerseits einen Zauber anzuwenden, um den Verantwortlichen aus der Reserve zu locken. Doch ich war nicht dort, und alle entsprechenden Nachforschungen mußten eben warten.
    Das Licht vor uns blitzte jetzt noch heller auf und blinkte in Farben von Himmelblau bis Blutrot.
    »Gryll«, sagte ich, »hast du den Eindruck, daß ich unter einem Zauberbann stehe?«
    »Jawohl, mein Lord«, antwortete er.
    »Warum hast du nichts davon erwähnt?«
    »Ich hielt ihn für einen von Euch selbst erwirkten -vielleicht als Schutzmaßnahme.«
    »Kannst du ihn aufheben? Ich befinde mich hier, in seinem Inneren, im Nachteil.«
    »Er ist zu sehr mit Eurer Person verflochten. Ich wüßte gar nicht, wo anfangen.«
    »Kannst du mir irgend etwas darüber sagen?«
    »Nur daß er da ist, mein Lord. Allerdings scheint er in der Gegend des Kopfes besonders viel Gewicht zu haben.«
    »Dann könnte es also sein, daß er meine Gedanken in einer bestimmten Weise färbt, nicht wahr?«
    »Ja, hellblau.«
    »Ich meinte damit nicht, wie du es wahrnimmst. Ich sprach vielmehr von der Möglichkeit, daß er mein Denken beeinflußt.«
    Seine Flügel leuchteten blau, dann rot auf. Unser Tunnel dehnte sich plötzlich aus, und der Himmel erstrahlte hell in den verrückten Farben des Chaos. Der Stern, dem wir folgten, nahm jetzt die Proportionen eines kleinen Lichtes an - natürlich magisch verstärkt -, das im Inneren des hohen Turms eines düsteren Schlosses leuchtete, grau und olivfarben, auf dem Gipfel eines Berges, dessen Fuß und Mittelteil entfernt worden waren. Diese Insel aus Stein schwebte über einem versteinerten Wald. In den Baumwipfeln

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