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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Schein, der über das Innere des Eingangs spielte, verriet, daß das Kirchenschiff Feuer gefangen hatte. Explosionen ließen die Steine unter uns erklingen wie eine geläutete Glocke; ich kroch um so schneller, zerrte John mit, glaubte, daß die Säulen uns jeden Moment unter sich begraben würden. Die Puderdose lag warm in meiner Hand; meine Kleidung begann zu schwelen.
    »Ich liebe dich, Iz …«
    »Ich weiß«, stöhnte ich; schleppte mich in die erste Drehtür, die wir erreichten, darauf bedacht, die rotglühenden Messingflügel nicht unnötig zu berühren. Nachdem ich John ebenfalls hineingezerrt und mich vergewissert hatte, daß er sich vollständig im Keil befand, stand ich auf und stemmte meine Füße und eine Hand gegen die Metalltüren, um uns zu versiegeln, während ich die Puderdose drückte. Ich entkörperte und spürte kaum noch den Brand; sah die Säulen draußen zerbröckeln und stürzen, als die Flammen über sie glitten, fragte mich, wie lange es dauern würde, bis wir verbrennen würden. Die Säulen, die Brandherde: Plötzlich wurde alles weiß, und ich hatte keinerlei Temperaturempfinden mehr, während ich mich gegen die Türen preßte. Im nächsten Moment kehrte unsere Welt zurück; ich wirbelte uns herum, damit wir hineinstürzten. Die Londoner Luft war hier vergleichsweise so frisch, als würde sie aus einer Sauerstoffflasche stammen. Als ich ihre Süße inhalierte und schwarz hustend exhalierte, drückte ich mich gegen den kühlen Stein, als wäre es mein Bett. John war ebenfalls heil transferiert worden; er lag immer noch da, berührte sein zerbrochenes Gesicht mit den Fingern, als wäre es mein Körper. Ich blickte auf den Platz hinaus und sah, daß die Elvissey vorbei war; die Gläubigen waren sicherlich enttäuscht, aber ebenso sicherlich nicht entmutigt gegangen. Dutzende von Arbeitern verstauten die Lautsprecher, sammelten den Abfall ein und spülten Blut von den Stufen. Als ich rechtswärts schaute, sah ich die Tür, durch die wir ursprünglich verschwunden sein mußten; mehrere Bobbys und drei oder vier Männer in Anzügen umringten den Eingang. Zuerst konnte ich nicht erkennen, was sie umringten. Ein Reiseführer im prächtigen Gewand eines Pfarrers wandte sich von der Gruppe ab und entdeckte uns. Er schulterklopfte seine Landsleute, und als sie sich umdrehten, hörte ich einen sprechen.
    »Rufen Sie Malloy«, sagte der Mann. Als zwei von ihnen in die Kathedrale stürmten, sah ich zwei Hosenbeine im Eingang liegen, aus denen Schuhe ragten. Zuerst dachte ich, sie wären mit Hölzern ausgestopft worden, wie für einen Partyscherz. Dann fiel mir ein, daß das Fenster zwischen den Welten sich ein Stück über das Türenabteil erstreckt haben mußte, als es sich öffnete; als es sich schloß, hatte es sich teilweise um Leverett geschlossen.
    Die Männer, die nach innen gegangen waren, kehrten zurück. »Das sind sie«, sagte einer.
    »Die Schwarze auch?« Sie nickten.
     

12
    Die Dero waren nicht von Geburt an böse, hatte E mir einmal im Verlauf eines unserer Gespräche erklärt, sie wurden mit der Zeit dazu. Alles, was sie taten oder dachten, war schlecht, obwohl sie offenbar daran glaubten, daß ihre Absichten unweigerlich gut waren; sie hätten niemals die Lügen unter den anderen verbreiten können, wenn sie sich nicht zuerst selbst davon überzeugt hätten. Die Dero hatten sich so gut an ihre Höhlen und unterirdischen Verliese angepaßt, daß sie jeden an ihrer Freude teilhaben lassen wollten und alles taten, damit alle davon überzeugt wurden.
     
    Als ich morgens erwachte, hustete ich mehrere Minuten lang und spuckte den Ruß einer anderen Welt aus. Ich hatte die Fenster geöffnet, bevor ich mich gebettet hatte; Libellen schwirrten in meinem Zimmer umher, schwebten momentlang vor mir, als wollten sie Schnappschüsse aufnehmen. Langsam stand ich auf und untersuchte meine verbundene Hand, lugte unter den Verband, um die Verletzungen zu begutachten. Die Luft war nicht wärmer als zum Zeitpunkt meiner Ankunft; im Vergleich zu dem Ort, wo ich gewesen war, ließ sie mich frösteln, und ich zog meinen Bademantel an.
    Die Uhr zeigte zehn-dreißig; ich schaltete den Telekom ein und wählte das New Yorker Büro, in der Hoffnung, Judy zu kontaktieren und sie über unsere Schlußfolgerungen in Kenntnis zu setzten. Mehrere Jets überflogen und ließen den Bildschirm verzerren. Als sich schließlich die Farben zu einem Bild verbanden, sah ich eine junge blonde Frau, die am Empfangstisch saß.

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