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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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trotzdem«, erklärte Carla ungerührt.
    »Du hast doch gehört, was Opa gesagt hat.« Ramses richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter achtzig auf und fixierte seine kleine Tochter stirnrunzelnd. Kein bißchen eingeschüchtert, starrte die kleine, kaum einen Meter große Carla zurück. Sie war ein winziges Ebenbild ihres Vaters mit ihren schwarzen Locken, die schwarzen Augenbrauen mißmutig zusammengezogen.
    Ich sagte: »David John ißt mal wieder alle Kekse.«
    Mein psychologisch geschickter Einwurf hatte den gewünschten Effekt: Carla begann, gemeinsam mit ihrem Bruder die Gebäckschale zu plündern. Sobald ich die beiden abgelenkt wußte, gestikulierte ich heimlich zu Emerson.
    »Du hast mich neugierig gemacht«, raunte ich ihm zu. »Komm, mach das Kästchen auf, Emerson.«
    Das Objekt im Innern war schätzungsweise dreißig Zentimeter hoch und leicht zylindrisch geformt. Mehr ließ sich auf Anhieb nicht sagen, da es in Seidenpapier eingewickelt und mit einer Goldkordel verschnürt war.
    »Sie ist kein Risiko eingegangen, was?« sagte Ramses, während sein Vater sich leise fluchend an den Knoten zu schaffen machte. »Von der Größe her könnte es ein Uschebti sein.«
    »Bestimmt ist es etwas Kostbareres«, entgegnete ich. Jene kleinen Figürchen, Grabbeigaben, die den Toten im Jenseits dienen sollten, wurden zu Tausenden gefunden; meist waren sie aus Holz oder Keramik.
    »Wie kommst du denn darauf?« forschte Ramses. »Das mit dem Fluch ist doch reiner Aberglaube, ob nun wertlos oder kostbar.«
    »Petherick sammelte keinen billigen Firlefanz«, gab Emerson zu bedenken.
    Aber seine Frau vielleicht, schoß es mir durch den Kopf. Doch diesen Geistesblitz behielt ich für mich.
    Schließlich trabte Emerson unverrichteter Dinge ins Haus, holte sich ein Messer und schnitt die Knoten kurzerhand auf. Die Spannung wuchs, als Emerson mit einem schnöden Ruck das Einwickelpapier entfernte.
    Das Licht der untergehenden Sonne ließ die kleine Statue erstrahlen, als glühte ein Feuer in ihrem Innern. Es war kein einfaches Uschebti, sondern die goldene Statue eines gekrönten Königs. Sein milde lächelndes Gesicht war jung und rundlich, sein halb entblößter Körper von bestechender Anmut. Der fein plissierte Rock, die winzigen, in Sandalen steckenden Füße und die schmalen Hände waren mit äußerster Präzision dargestellt.
    Nefret hielt den Atem an, und Emerson warf mir einen triumphierenden Blick zu. Selbst Ramses’ für gewöhnlich distanzierte Miene verriet andächtiges Staunen.
    »Wie schön«, murmelte ich. »An diesem Gesicht ist überhaupt nichts Boshaftes.«
    »Teufel noch«, knurrte Emerson, der die Statuette aus der Schachtel hob. »Woher stammt sie? Und woher hatte er sie? Wie konnte so ein Objekt unbemerkt auf den Markt gelangen?«
    »Ist sie echt?« fragte Nefret entgeistert.
    Emerson wog die Statue in der Hand. »Fälscher arbeiten nicht mit massivem Gold.«
    Wir beschlossen, die Diskussion zu vertagen, bis die Kinder ins Bett mußten. Unsere Freunde, die Vandergelts, aßen am Abend mit uns, und als Emerson und ich uns umzogen, fragte ich: »Wirst du sie Cyrus zeigen?«
    »Mmmh«, brummte mein Ehemann wenig aufschlußreich.
    Im Laufe der Jahre hatte ich jedoch gelernt, Emersons Gegrummel zu interpretieren. »Du mußt, Emerson«, beharrte ich. »Du weißt genau, wir können die Statue nicht behalten, dafür ist sie viel zu wertvoll. Ein ganz gewöhnliches Uschebti ist eine Sache, aber das hier –«
    »Ja, ja, verflucht noch mal«, knurrte Emerson. »Ich werd sie ihr bezahlen.«
    »Wenn sie Geld hätte haben wollen, hätte sie bestimmt etwas gesagt.«
    »Alle wollen Geld«, entgegnete Emerson lapidar. Er überlegte kurz und fuhr fort: »Komisch ist es ja schon, daß sie etwas so Kostbares wildfremden Menschen überläßt, nur um damit irgendeine Sensationsgeschichte ins Rollen zu bringen. Ein billiges Amulett hätte es auch getan.«
    »Ganz sicher«, räumte ich ein. »Eine dieser ägyptischen Gottheiten mit ihren furchterregenden Köpfen wie Taweret oder Sobek wäre bei ihrem überspannten Gemüt weitaus passender gewesen. Wieviel ist das Objekt wert, was schätzt du?«
    »Keine Ahnung, Peabody. Da ich keine Antiquitäten kaufe, verfolge ich die Preisentwicklung auf dem Markt nicht.«
    »Ein Grund mehr, um Cyrus’ Rat einzuholen. Er ist Sammler und ein erfahrener, renommierter Exkavator.«
    »Hmmm«, hörte ich ihn grummeln. Diesmal war es quasi als schweigende Zustimmung zu werten.
    Folglich

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