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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Mund.
    »Tu ich nicht.«
    In der Nacht bekam Shadow kaum ein Auge zu, schreckte immer wieder aus dem Schlaf hoch und lauschte, wie sein neuer Zellengenosse auf der Pritsche unter ihm grunzte und schnarchte. Mehrere Zellen weiter war ein Mann, der wie ein Tier winselte und heulte und schluchzte, und von Zeit zu Zeit schrie jemand, er solle seine verdammte Schnauze halten. Shadow versuchte wegzuhören. Er ließ die leeren Minuten über sich hinwegspülen, einsam und träge.
    Zwei Tage noch. Achtundvierzig Stunden, die mit Haferflocken und Gefängniskaffee begannen, und mit einem Wärter namens Wilson, der Shadow fester als nötig auf die Schulter schlug. »Shadow? Hier entlang.«
    Shadow überprüfte sein Gewissen. Es war rein, was allerdings im Gefängnis, so seine Erfahrung, nicht bedeuten musste, dass er nicht tief in der Scheiße steckte. Die beiden Männer gingen mehr oder weniger Seite an Seite, ihre Schritte hallten von Metall und Beton wider.
    Shadow schmeckte Furcht hinten in der Kehle, so bitter wie alter Kaffee. Jetzt also sollte das Unheil sich ereignen …
    Da war eine innere Stimme, die ihm zuflüsterte, dass sie noch ein Jahr auf seine Strafe draufschlagen, ihn in Einzelhaft werfen, ihm die Hände, den Kopf abschneiden würden. Er sagte sich zwar, das sei alles Spinnerei, aber das Herz klopfte, als wollte es ihm aus der Brust springen.
    »Ich versteh dich nicht, Shadow«, sagte Wilson, während sie so dahingingen.
    »Was ist denn nicht zu verstehen, Sir?«
    »Du. Du bist zu scheißruhig. Zu höflich. Du wartest wie ein Alter, bist aber was? Fünfundzwanzig? Achtundzwanzig?«
    »Zweiunddreißig, Sir.«
    »Und was bist du? ’n Spaghetti? Zigeuner?«
    »Nicht dass ich wüsste, Sir. Vielleicht.«
    »Vielleicht hast du ja Niggerblut in dir. Hast du etwa Niggerblut in dir, Shadow?«
    »Könnte sein, Sir.«
    Shadow hielt sich gerade, sah starr geradeaus und konzentrierte sich ganz darauf, sich von diesem Mann nicht provozieren zu lassen.
    »Ja? Tja, also, ich kann jedenfalls nur sagen: Du bist mir verdammt unheimlich.« Wilson hatte rotblondes Haar, ein rotblondes Gesicht und ein rotblondes Lächeln. »Du wirst uns bald verlassen.«
    »Das hoffe ich, Sir.«
    Sie passierten eine Reihe von Kontrollpunkten, wo Wilson jedesmal seinen Ausweis vorzeigte. Ein paar Treppen hoch, und dann standen sie vor dem Büro des Gefängnisdirektors. Auf der Tür stand in schwarzen Buchstaben dessen Name – G. Patterson – und daneben befand sich eine Verkehrsampel in Miniaturformat.
    Das oberste Licht leuchtete rot.
    Wilson drückte auf einen Knopf unterhalb der Ampel.
    Sie standen eine Weile schweigend da. Shadow versuchte sich einzureden, dass alles in Ordnung sei, dass er am Freitagmorgen im Flugzeug nach Eagle Point sitzen würde, aber er glaubte selbst nicht daran.
    Das rote Licht ging aus und das grüne an, Wilson öffnete die Tür. Sie gingen hinein.
    Den Direktor hatte Shadow während der drei Jahre nur wenige Male zu Gesicht bekommen. Einmal hatte jener einen Politiker herumgeführt. Ein anderes Mal waren sie in Gruppen zu je hundert Mann in einen Saal geschleust worden, wo der Direktor ihnen eine Ansprache hielt des Inhalts, dass das Gefängnis überfüllt sei und dass sie, da es auch weiterhin überfüllt bleiben werde, gut beraten seien, sich daran zu gewöhnen.
    Von nahem sah Patterson noch schlimmer aus. Das Gesicht war länglich, das graue Haar militärisch kurz geschnitten. Er roch nach Old Spice. Hinter ihm stand ein Regal mit Büchern, die sämtlich das Wort Gefängnis im Titel führten; der Schreibtisch war peinlich sauber und, abgesehen von einem Telefon und einem Gaiy-Larson- Abreißkalender, völlig leer. Im rechten Ohr trug er ein Hörgerät.
    »Setzen Sie sich bitte.«
    Shadow setzte sich. Wilson blieb hinter ihm stehen.
    Der Direktor öffnete eine Schreibtischschublade und entnahm ihr eine Akte, die er auf den Schreibtisch legte.
    »Hier steht, dass Sie für tätlichen Angriff in einem besonders schweren Fall zu sechs Jahren verurteilt wurden. Sie haben drei Jahre Haft verbüßt. Am Freitag sollten Sie entlassen werden.«
    Sollten? Shadow spürte, wie sich ihm der Magen verkrampfte. Er fragte sich, wie viel Zeit er würde zusätzlich absitzen müssen – ein Jahr? zwei Jahre? alle restlichen drei? Alles was er sagte, war: »Ja, Sir.«
    Der Direktor leckte sich über die Lippen. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte: Ja, Sir.«
    »Shadow, wir werden Sie bereits heute Nachmittag entlassen. Sie kommen

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