American Psycho
ihr.
» Jeder sieht gut aus, Patrick«, sagt sie abwesend.
»Er hat eine tolle Figur«, sage ich.
» Jeder hat heutzutage eine tolle Figur«, meint sie.
Ich stelle den Tumbler aufs Nachttischchen und rolle mich über sie. Während ich ihren Nacken küsse und lecke, starrt sie ungerührt auf den Panasonic-Großbild-Fernseher mit Fernbedienung und stellt den Ton leiser. Ich ziehe mein Armani-Hemd hoch und lege ihre Hand auf meinen Körper, damit sie fühlt, wie stahlhart, wie durchtrainiert mein Bauch ist, ich spanne meine Muskeln an und bin dankbar, daß das Zimmer so hell erleuchtet ist, daß sie sehen kann, wie tiefbraun und straff meine Bauchdecke geworden ist.
»Weißt du«, sagt sie betont, »Stashs AIDS-Test war positiv. Und …« Sie hält inne, irgend etwas im Fernsehen hat ihre Aufmerksamkeit erregt; die Lautstärke steigt leicht an und wird dann wieder gesenkt. »Und … ich glaube, er wird heute wohl mit Vanden ins Bett gehen.«
»Schön«, sage ich, beiße sie sanft in den Nacken, eine Hand auf einer festen, kühlen Brust.
»Du bist scheußlich«, sagt sie leicht erregt und fährt mit ihren Händen über meine breite, harte Schulter.
»Nein«, seufze ich. »Nur dein Verlobter.«
Nachdem ich gut fünfzehn Minuten lang versucht habe, sie zu ficken, gebe ich es auf. Sie sagt: »Weißt du, man kann immer noch besser in Form sein.«
Ich greife nach dem Glas Brandy. Ich trinke es aus. Evelyn ist abhängig von Parnate, einem Antidepressivum. Ich liege neben ihr und verfolge mit abgestelltem Ton den Home Shopping Club – Glaspuppen, bestickte Zierkissen, Lampen in Fußballform, Lady Zirconia. Evelyn döst langsam weg.
»Nimmst du Minoxidil?« fragt sie nach langem Schweigen.
»Nein, tu ich nicht«, sage ich. »Warum sollte ich?«
»Dein Haaransatz scheint zurückzugehen«, murmelt sie.
»Keine Spur«, höre ich mich sagen. Schwer zu beurteilen. Mein Haar ist sehr dicht, und ich weiß nicht, ob ich es verliere. Ich bezweifele es stark.
Ich gehe nach Hause, sage ›gute Nacht‹ zu einem Portier, den ich nicht erkenne (es könnte irgend jemand sein), dann Überblendung auf mein Wohnzimmer hoch über der Stadt, aus der leuchtenden Wurlitzer 1015 Jukebox (die nicht so gut ist wie die rare Wurlitzer 850) in der Ecke singen die Tokens »The Lion Sleeps Tonight«. Ich masturbiere, denke erst an Evelyn, dann an Courtney, dann an Vanden und wieder an Courtney, aber kurz bevor ich komme – ein schlapper Orgasmus – an ein halbnacktes Model in einem Trägertop, das ich heute in einer Calvin-Klein-Anzeige gesehen habe.
Morgen
Im Licht eines frühen Maimorgens sieht mein Wohnzimmer folgendermaßen aus: Über dem mit Gas betriebenen Kamin aus weißem Marmor und Granit hängt ein echter David Onica. Es ist ein 1,80 × 1,20 großes, hauptsächlich in gedämpften Grau- und Olivtönen gehaltenes Portrait einer nackten Frau, die auf einer Chaiselongue sitzt und MTV sieht, der Hintergrund ist eine Marslandschaft, eine glühende malvenfarbene Wüste, übersät mit toten, ausgenommenen Fischen; zerbrochene Teller steigen hinter dem gelben Kopf der Frau empor wie ein plötzlicher Sonnenaufgang, das Ganze ist in schwarzes Aluminium gerahmt. Das Gemälde blickt herab auf eine weiße daunengefüllte Couch und einen Digital-Fernseher von Toshiba mit 75-Zentimeter-Bildröhre; es ist ein hochauflösendes Modell mit Farbkonturschärferegelung und High-Tech-Tube-Combination von NEC mit digitaler Bild-in-Bild-Funktion (und digitalem Standbild); zum Audioteil gehört ein eingebautes MTS und ein Fünf-Watt-Pro-Kanal-Ausgangsverstärker. Ein Toshiba-Videorecorder steht unter dem Fernseher in einer Glasvitrine; es ist ein Super-High-Band Betagerät mit eingebauter Schnittfunktion, Acht-Seiten-Charaktergenerator, High-Band-Record und Playback sowie einem Drei-Wochen-Timer mit acht Programmplätzen. In jeder Ecke des Wohnzimmers steht eine Hurricane-Halogenlampe. Schmale weiße Jalousien bedecken alle acht raumhohen Fenster. Vor dem Sofa steht ein Couchtisch mit Glasplatte und Eichenbeinen von Turchin, darauf sind gläserne Steuben-Tierfiguren sorgfältig um kostbare Kristallaschenbecher von Fortunoff arrangiert, obwohl ich nicht rauche. Neben der Wurlitzer-Jukebox steht ein Baldwin-Konzertflügel aus schwarzem Ebenholz. Ein polierter weißer Eichenholzboden zieht sich durchs ganze Apartment. Auf der anderen Seite des Zimmers, neben einem Tisch und einem Zeitschriftenständer von Gio Ponti, steht eine komplette Stereoanlage
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