American Psycho
beschwert, ist Price, der, obwohl ich glaube, daß ihn etwas anderes juckt, die Gelegenheit nutzt, um seinen Ärger abzulassen, und mit übertrieben fassungslosem Gesichtsausdruck sagt: »Wie kann man so unverschämt lügen? Wie kann er mit der Scheiße hausieren gehen?«
»O Gott«, maule ich. » Welche Scheiße? Also, wo haben wir jetzt reserviert? Ich meine, ich hab eigentlich keinen Hunger, aber ich wüßte doch gerne, ob irgendwo reserviert ist. Was ist mit dem 220?« Dann ein Nachgedanke: »McDermott, wie ist es im neuen Zagat weggekommen?«
»Bloß nicht«, meckert Farrell, ehe McDermott antworten kann. »Der Koks, den ich letztesmal da bekommen habe, war so mit Abführmittel gestreckt, daß ich tatsächlich bei M.K. scheißen mußte.«
»Ja, das Leben ist ’ne Klobrille. Man macht viel durch.«
»Tiefpunkt des Abends«, murmelt Farrell.
»Hattest du nicht Kyria mit, als du letztesmal da warst?« fragt Goodrich. »Wenn das nicht der Tiefpunkt war.«
»Sie hat mich auf Call-waiting erwischt. Was sollte ich machen?« Farrell zuckt die Achseln. »Bitte demütig um Vergebung.«
»Hat ihn auf Call-waiting erwischt.« McDermott knufft mich zweideutig.
»Halt die Klappe, McDermott«, sagt Farrell und flitscht McDermotts Hosenträger. »Such dir doch ’ne Pennerin.«
»Du hast eins vergessen, Farrell«, wirft Preston ein. »McDermott ist ein Penner.«
»Wie geht’s Courtney?« fragt Farrell Craig geifernd.
»Just Say No.« Jemand lacht.
Price reißt sich vom Bildschirm los, sieht Craig an und versucht sein Mißvergnügen zu kaschieren, indem er mich mit einem Wink zum Fernseher fragt: »Ich kann’s nicht glauben. Er sieht so … normal aus. So … ungefährlich. «
»Bimbo, Bimbo«, sagt einer. »Abgang, Abgang.«
»Er ist komplett harmlos, du Null. War total harmlos. Genau wie du total harmlos bist. Aber er hat die ganze Scheiße abgezogen, und du hast uns nicht ins 150 reingebracht, also, verstehst du, was soll ich dazu sagen?« McDermott zuckt die Achseln.
»Es will mir nur einfach nicht in den Kopf, wie jemand so auftreten kann, wenn er sich so total in die Scheiße gesetzt hat«, sagt Price, ohne auf Craig zu achten, und wendet den Blick von Farrell ab. Er holt eine Zigarre heraus und begutachtet sie trübsinnig. Für mich sieht es immer noch aus, als hätte er einen Fleck auf der Stirn.
»Weil Nancy hinter ihm gestanden hat?« vermutet Farrell und schaut vom Quotrek auf. »Weil Nancy es getan hat?«
»Wie kannst du das so verdammt, ich weiß nicht, cool nehmen?« Price, mit dem etwas wirklich Unheimliches vorgeht, schaut verblüfft. Gerüchten zufolge soll er auf Entzug gewesen sein.
»Manche Leute werden eben cool geboren, nehme ich an.« Farrell lacht und zuckt die Achseln.
Diese Antwort bringt mich zum Lachen, weil Farrell so offensichtlich uncool ist, und Price wirft mir einen strafenden Blick zu und sagt: »Und du Bateman – was findest du so irrsinnig komisch?«
Ich zucke auch die Achseln. »Ich bin bloß eine Frohnatur.« Und dann, als mir mein Bruder einfällt, zitiere ich ihn und füge hinzu: »Rocking and Rolling.«
»Jeder nach seiner Fasson«, sagt jemand.
»Oh, Bruder.« Price kann’s einfach nicht lassen. »Also«, fängt er an, um eine rationale Einschätzung der Sachlage ringend. »Er gibt sich als harmloser alter Dachs. Aber innerlich …« Er bricht ab. Mein Interesse erwacht, flackert kurz auf. »Aber innerlich …« Price bringt den Satz einfach nicht zu Ende, kommt einfach nicht auf die letzten zwei Worte, die ihm fehlen: auch egal. Ich bin zugleich enttäuscht und erleichtert für ihn.
»Innerlich? Ja, innerlich?« fragt Craig gelangweilt. »Ob du’s glaubst oder nicht, wir hören dir tatsächlich zu. Mach hin.«
»Bateman«, sagt Price etwas nachgiebiger. »Na los. Was meinst du?«
Ich schaue auf, lächle, sage kein Wort. Von irgendwoher – Fernseher? – erklingt die Nationalhymne. Warum? Weiß ich auch nicht. Vielleicht vor einem Werbespot. Morgen in der Patty Winters Show: Türsteher von Nell’s – Woher sie kamen, wohin sie gingen. Ich seufze, zucke die Achseln, was soll’s.
»Das ist eine, äh, verdammt gute Antwort«, sagt Price, fügt dann hinzu: »Du bist ein echter Spinner.«
»Das ist das Interessanteste, was ich höre, seit« – ich schaue auf die neue goldene Rolex, die die Versicherung mir bezahlt hat – »McDermott die Idee hatte, wir sollten alle Dry-Beer trinken. Jesus, ich brauche einen Scotch.«
McDermott schaut hoch, grinst
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