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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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nennt. Er ist laut, borniert und völlig besessen von seinem Job. Als das Ausflugsschiff Marchioness in der Themse gesunken war, hatte er noch vor dem Mittagessen dreizehn Angehörige telefonisch benachrichtigt, dass ihre Kinder ertrunken sind. Er wusste genau, was er sagen und wann er schweigen musste. So jemand kann kein ganz schlechter Mensch sein.
    »Was glaubst du, wohin du gehst?«, fragt Campbell.
    »Ich dachte, ich schnapp ein bisschen frische Luft.«
    »Ja, ich hab da auch was aufgeschnappt«, geht Keebal dazwischen.
    Ich dränge mich an ihnen vorbei zum Fahrstuhl.
    »Sie können unmöglich gehen«, sagt Dr. Wickham. »Ihr Verband muss alle paar Tage gewechselt werden. Sie brauchen Schmerzmittel.«
    »Geben Sie mir was mit, und ich verabreiche es mir selbst.«
    Campbell packt meinen Arm. »Sei kein verdammter Idiot.«
    Ich merke, dass ich zittere.
    »Habt ihr irgendjemanden gefunden? Irgendwelche… Leichen? «
    »Nein.«
    »Ich mache euch nichts vor. Ich kann mich wirklich nicht erinnern. «
    »Ich weiß.«
    Er führt mich sanft von den anderen weg. »Aber du kennst doch die Vorschriften. Die unabhängige Polizeibeschwerdekommission muss ermitteln.«
    »Und was macht Keebal hier?«
    »Er will mit dir reden.«
    »Brauche ich einen Anwalt?«
    Campbell lacht, aber es beruhigt mich nicht so, wie es sollte. Bevor ich meine Alternativen abwägen kann, führt Keebal mich schon den Flur hinunter in einen kargen, fensterlosen Aufenthaltsraum mit angekokelten orangefarbenen Sofas und Postern
von gesunden Menschen. Er knöpft seine Jacke auf, setzt sich und wartet, dass ich mich mit meinen Krücken ebenfalls niederlasse.
    »Ich habe gehört, du hättest um ein Haar den Sensenmann getroffen.«
    »Er hat mir ein Zimmer mit Aussicht angeboten.«
    »Und du hast abgelehnt?«
    »Ich reise nicht gern.«
    Dann plaudern wir zehn Minuten über gemeinsame Bekannte und die alten Zeiten, als wir im Londoner Westen gearbeitet haben. Er fragt nach meiner Mutter, und ich erzähle, dass sie in einer Seniorenanlage wohnt.
    »Diese Dinger können ziemlich teuer werden.«
    »Ja.«
    »Und wo wohnst du mittlerweile?«
    »Gleich hier.«
    Der Kaffee kommt, und Keebal redet immer weiter. Er teilt mir seine Ansichten über die Verbreitung von Schusswaffen, sinnloser Gewalt und sinnlosen Verbrechen mit. Die Polizei sei gleichermaßen leichtes Opfer und billiger Sündenbock. Ich weiß, was er vorhat. Er will mich in ein Wir-Guten-müssen-zusammenhalten-Gefühl einlullen.
    Keebal ist einer jener Polizisten, die sich ein Kriegerethos angeeignet haben, als unterschiede sie irgendetwas vom Rest der Gesellschaft. Sie hören Politiker vom Krieg gegen das Verbrechen, vom Krieg gegen die Drogen und vom Krieg gegen den Terror faseln und bilden sich ein, sie seien Soldaten, die dafür kämpfen, dass die Straßen sicher bleiben.
    »Wie oft hast du schon dein Leben riskiert, Ruiz? Glaubst du, das kümmert einen von den Drecksäcken. Sie nennen uns Bullen oder sogar Nazis. Sieg, Sieg, oink ! Sieg, Sieg, oink !«, ruft er und reißt den rechten Arm zum Hitlergruß hoch.
    Ich starre auf den Siegelring an seinem Finger und denke an Orwells Farm der Tiere.

    Keebal kommt langsam in Fahrt. »Wir leben nicht in einer perfekten Welt, und es gibt auch keine perfekten Polizisten, was? Aber was erwarten die denn? Wir haben keine beschissenen Mittel und kämpfen gegen ein System an, das die Verbrecher schneller wieder laufen lässt, als wir sie schnappen können. Und dieser ganze neue esoterische Psychokuschelscheiß, den man uns als Verbrechensprävention verkauft, hat uns beiden gar nichts gebracht. Und den armen fehlgeleiteten Kindern, die in die Kriminalität abrutschen, auch nicht.«
    »Vor einer Weile war ich auf einer Konferenz, und so ein Schwabbelarsch von einem Kriminologen mit amerikanischem Akzent hat uns erklärt, dass ein Polizist keine Feinde hat. ›Nicht die Verbrecher sind der Feind, sondern das Verbrechen‹, meinte er. Mir kommen die Tränen. Hast du schon mal so was Bescheuertes gehört? Ich musste mich echt zurückhalten, um dem Typen nicht eine zu langen.«
    Keebal beugt sich ein Stück näher zu mir. Sein Atem riecht nach Erdnüssen.
    »Ich mache es keinem Polizisten zum Vorwurf, wenn er angepisst ist. Und ich kann auch verstehen, wenn jemand ein bisschen was für sich selbst abzweigt, solange er nicht mit Drogen handelt oder Kindern wehtut, was?« Er legt eine Hand auf meine Schulter. »Ich kann dir helfen. Erzähl mir einfach, was in dieser

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