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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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nichts. Und das ändert sich auch nicht, egal wie oft ich die Augen zukneife und mit der Faust gegen meine Stirn schlage.
    Wirklich seltsam ist, woran ich mich zu erinnern glaube. Zum Beispiel die Umrisse von Menschen im harten Gegenlicht; maskierte Männer mit Plastikduschhauben und Papierschlappen, ihr Gerede über Autos, Pensionsfonds und Fußballergebnisse. Das könnte natürlich auch eine Nahtoderfahrung gewesen sein. Ich habe einen Blick in die Hölle getan, und sie war voller Chirurgen.
    Wenn ich mit den einfachen Sachen anfange, komme ich vielleicht an den Punkt, an dem ich mich erinnern kann, was mit mir passiert ist. Ich starre an die Decke und buchstabiere stumm meinen Namen: Vincent Ruiz; geboren am 11. September 1946. Ich bin Detective Inspector bei der London Metropolitan Police und Leiter des Dezernats für schwere Gewaltverbrechen (Western Division). Ich wohne in der Rainville Road in Fulham…
    Früher habe ich immer gesagt, ich würde gutes Geld dafür zahlen, den größten Teil meines Lebens zu vergessen. Jetzt will ich meine Erinnerungen wiederhaben.

2
    Persönlich kenne ich nur zwei Menschen, die angeschossen wurden. Der eine war ein Bursche, der mit mir zusammen auf der Polizeischule war. Er hieß Angus Lehmann und wollte immer der Erste sein – Erster in den Prüfungen, Erster an der Bar, Erster bei der Beförderung.
    Vor ein paar Jahren leitete er einen Einsatz gegen ein Drogenlabor in Brixton und stürmte als Erster durch die Tür. Das komplette Magazin einer Halbautomatik pustete ihm sauber den Kopf weg. Darin liegt irgendeine Lektion verborgen.
    Ein Bauer namens Bruce Curley aus unserem Tal ist der andere. Er schoss sich bei dem Versuch, den Liebhaber seiner Frau durch das Schlafzimmerfenster zu vertreiben, selber in den Fuß. Bruce war fett, graue Haare quollen aus seinen Ohren heraus, und Mrs. Curley duckte sich jedes Mal wie ein Hund, wenn er die Hand hob. Schade, dass er sich nicht zwischen die Augen geschossen hat.
    In meiner Polizeiausbildung habe ich einen Kurs über Schusswaffen absolviert. Der Leiter war ein gewisser Geordie mit einem Kopf wie eine Billardkugel, und er hatte vom ersten Tag an etwas gegen mich, weil ich vorgeschlagen hatte, dass man den Lauf einer Waffe am besten mit einem Kondom sauber hielt.
    Wir standen auf einer offenen Schießanlage und froren uns den Arsch ab. Er zeigte auf die Pappfigur am Ende des Schießstands, die Silhouette eines kauernden Banditen mit Pistole. Kopf und Herz waren mit weißen Kreisen markiert.
    Dieser Geordie nahm einen Revolver, ging mit gespreizten Beinen in die Hocke und feuerte sechs Schüsse ab – jeweils einen
Herzschlag voneinander entfernt –, die alle in den oberen Kreis trafen.
    Er ließ das rauchende Magazin in seine Hand fallen und sagte: »Nun, ich erwarte nicht, dass das einer von Ihnen nachmacht, aber versuchen Sie wenigstens das beschissene Ziel zu treffen. Wer möchte als Erster?«
    Niemand meldete sich freiwillig.
    »Wie wär’s mit dir, Kondomheld?«
    Der Kurs lachte.
    Ich trat vor und hob den Revolver. Ich hasste es, wie gut er sich in meiner Hand anfühlte. Der Ausbilder sagte: »Nein. Nicht so, beide Augen offen halten. In die Hocke runter, zählen und abdrücken.«
    Noch bevor er fertig war, ging die Waffe in meiner Hand los und erschütterte die Luft und etwas tief in mir.
    Der Pappkamerad schwankte, als er per Zugvorrichtung über den Schießstand auf uns zuschwebte. Sechs Einschüsse, so dicht beieinander, dass sie ein großes zerfetztes Loch in die Pappe gerissen hatten.
    »Er hat ihm das Arschloch weggeschossen«, murmelte irgendjemand erstaunt.
    »Mitten durch den Khaiberpass.«
    Ich sah den Ausbilder nicht an, sondern wandte mich ab, sicherte die Waffe und nahm die Ohrenschützer ab.
    »Daneben«, sagte er triumphierend.
    »Wenn Sie es sagen, Sir.«
    Ich schrecke aus dem Schlaf, und es dauert eine Weile, bis mein Herz sich beruhigt hat. Ich sehe auf meine Uhr, wobei mich weniger die Uhrzeit als das Datum interessiert. Ich will sichergehen, dass ich nicht zu lange geschlafen und noch mehr Zeit verloren habe.
    Vor zwei Tagen habe ich das Bewusstsein wiedererlangt.
    An meinem Bett sitzt ein Mann.

    »Ich bin Dr. Wickham«, erklärt er lächelnd. »Ich bin Neurologe. «
    Er sieht aus wie einer dieser Ärzte, die in Nachmittags-Talkshows auftreten.
    »Ich habe Sie einmal für die Harlequins gegen die London Scottish spielen sehen«, sagt er. »Sie hätten es in jenem Jahr in die Nationalmannschaft geschafft,

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