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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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erfahren, die das Hyperspatium durchflogen, sogar mehrmals durchreist und danach ein völlig normales Leben geführt hatten, bis der passende Reiz doch ein Desaster auslöste, die richtige Verkettung von Umständen endlich ihre persönliche Schwäche ansprach, ihren besonderen Angriffspunkt.
    Die Gefechtssituation? Die G-Belastung?
    »Wie oft« – nochmals packte er ihr Gesicht, nötigte sie, ihn anzublicken – »bist du seit deiner ersten Hyperspatium-Durchquerung starkem G-Andruck ausgesetzt gewesen?«
    Sie starrte zu ihm empor, das Elend in ihren Augen wich einem Ausdruck des Verstehens.
    »Antworte mir. Ihr werdet an der Akademie auch für G-Bedingungen trainiert. Sie bilden euch dort in jeder Beziehung aus, die man sich nur denken kann. Hast du dein G-Training vor oder nach deinem ersten Flug durchs Hyperspatium gehabt? Wann hast du das letzte Mal unter starker G-Belastung gestanden?«
    »Vorher«, sagte sie mit gedämpfter, belegter Stimme. Jedes Wort schien ihr in der Kehle ersticken zu müssen. »Der Hyperspatium-Test ist als letztes an der Reihe. Und nur wenn man sich für Fernraumflüge qualifizieren will. Mit Leuten, die nur innerhalb des Sonnensystems tätig sein möchten, kann die Erde sich keinen Aufwand leisten. Man kann’s sich nicht erlauben, soviel Mühe und Kosten in Personen zu investieren, die voraussichtlich in keine ernsthaften Gefahrensituationen geraten.« Offenbar hatte sie durchschaut, auf was er mit seinen Fragen hinauswollte. »Die Verfolgung Ihres Raumschiffs«, fügte sie mit allerdings dürftigen Anzeichen lediglich ungenügend wiederhergestellter Geistesklarheit hinzu, »war das erste Mal seit vor meinem ersten Hyperspatium-Flug, daß ich unter starker G-Belastung stand.«
    »Prächtig. Wundervoll.« Angus versuchte seiner Stimmung mit ein paar Laszivitäten Ausdruck zu verleihen, aber irgendwie paßten sie nicht zur Lage. »Du übergeschnappte Schlunze, ich hätte dich nie aus dem Schlamassel holen sollen. Ich muß beknackt gewesen sein. Als wäre es nicht schlimm genug, daß du ’ne beschissene Astro-Schnäpperin bist. Und ’ne Zeugin. Als war’s nicht genug, daß du mich bei der ersten Gelegenheit, die sich dir bietet, ans Messer liefern würdest. Darüber hinaus drehst du auch noch durch, sobald wir unter hohem G-Andruck fliegen, und wirst versuchen, mich kaltzumachen.«
    Er drückte ihr die Finger in die Wangen; dann ließ er sie los. »Ich hätte dich draufgehen lassen sollen.«
    Wieder überraschte sie ihn. Ihr Blick wurde fest, und ihre Stimme bekam den Anklang von Stärke und Sarkasmus. »Es ist ja nicht zu spät. Noch können Sie mich ermorden. Niemand wird es je erfahren.«
    Ein Lächeln verbreiterte Angus’ Visage, gab ihm mehr denn je die Physiognomie eines boshaften Froschs. Er fühlte sich gänzlich ungewohnt, voller Frohsinn und Tatendrang. Vielleicht erwies sich Morn Hyland als genau das, was er brauchte.
    »Wenn ich das täte«, erwiderte er, »hätte ich ja kein Crewmitglied mehr.«
    »Crewmitglied?« Anscheinend untermauerte die bloße Vorstellung, so etwas werden zu sollen, ihre Halsstarrigkeit. »Ich denke gar nicht daran, für Sie als Crewmitglied zu arbeiten. Ich werde auf keinen Fall…«
    Aber dem zum Trotz, was sie empfand, verklang ihre Stimme. Angus schenkte ihrer Weigerung keinerlei Beachtung.
    Mit vorsätzlicher Offenkundigkeit, damit sie alles mit ansehen konnte, instruierte er den MediComputer, ein Betäubungsmittel aufzubereiten und es ihr zu injizieren. Er schwelgte in ihrer Verstörung, als sich die Nadel in ihre Ader bohrte.
    »Holen Sie mich aus diesem…«, vermochte sie noch kaum hörbar, aber unmißverständlich flehentlich zu murmeln, ehe Ohnmacht sie überwältigte.
    »Oh, das werde ich«, versprach Angus. »Ich werd’s.«
    Wäre er die Art von Mann gewesen, die Sinn für Humor hatte, hätte er sich halb totgelacht.
    Dank der Fortgeschrittenheit der medizinischen Wissenschaft verfügte sogar die winzige Krankenstation der Strahlenden Schönheit über eine hinlänglich gute Ausrüstung, um ein Z-Implantat einzusetzen.
    Angus mußte Morn Hyland losschnallen, um ihren Kopf und den Oberkörper vom EA-Anzug entkleiden zu können; das jedoch blieb die schwierigste Verrichtung, weil das Gewicht ihrer schlaffen Gestalt und die Enge der Nische ihn behinderten. Der Rest bedeutete eine Kleinigkeit. Er brauchte nur dem MediComputer eingeben, was er wollte, und die Arbeit ihm überlassen. Cybernetische Systeme übernahmen die Ausführung.
    Angus

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