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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hatte den MediComputer der Krankenstation schon vor langem vom Data-Nukleus des Raumschiffs abgekoppelt. Zu dieser Maßnahme hatten Raumschiffskapitäne, die das Gesetz achteten, das Recht, um die Privatsphäre von Crew und Passagieren zu schützen; solange der MediComputer keine Verbindung zum Data-Nukleus hatte, fand darüber, wer aus welchem Grund eine Behandlung benötigte, keine dauerhafte Datenspeicherung statt, so daß keine Bürger sich sorgen mußten, jemand könnte ihre medizinischen Daten mißbräuchlich gegen sie verwenden. Alle wichtigen Informationen – etwa eine Tendenz zum Hyperspatium-Syndrom – speicherte man ohnehin auf der Id-Plakette. Und ein Schiffskapitän durfte, ergab sich das Erfordernis, jedermanns persönliche Daten ergänzen. Doch Angus’ Absichten standen in keinem Zusammenhang mit Achtung vor dem Gesetz. Ihm kam es schlichtweg darauf ein, den MediComputer der Krankenstation als mögliche Quelle gegen ihn benutzbaren Beweismaterials zu neutralisieren.
    Tatsächlich hatte er so gründlich dagegen vorgebeugt, den Computer mit einer automatischen Löschfunktion zu programmieren, so daß er unverzüglich jede durchgeführte Behandlung, jede vorgenommene Prozedur ›vergaß‹. Nach der offiziellen Patientendatei des MediComputers sollte Angus der einzige Mensch sein, der sich jemals an Bord der Strahlenden Schönheit aufgehalten, gleichzeitig jedoch nie auf der Krankenstation gelegen hatte.
    Im Vertrauen auf seine Sicherheitsvorkehrungen überließ er Morn Hyland den cybernetischen Systemen und ihrer Tätigkeit, mit der sie sie seinen Bedürfnissen anpaßten.
    Anstatt sich anzuschauen, wie sie mit ihr verfuhren, flog er die Strahlende Schönheit vorsichtig aus dem zeitweiligen Versteck und auf Suche nach einer besseren Zuflucht, einer Örtlichkeit, wo er sich für die Zeitspanne, die es dauerte, sein neues Crewmitglied anzulernen, vollkommen sicher fühlen konnte. Es beanspruchte wenig Zeit, einen Asteroiden ausfindig zu machen, der ihm zusagte: einen bergbaumäßig gänzlich ausgebeuteten, verlassenen Gesteinsbrocken, kreuz und quer durchlöchert mit Schächten, Stollen und Gruben, der mit Gewißheit niemanden anlockte. Er parkte sein Raumschiff in der Tiefe eines alten Minenschachts, wo keine herkömmlichen Scanner es orten konnten. Für den Fall, daß ihm das, was er tat, aus der Hand gleiten sollte, schaltete er den Antrieb ab und versah im Kommandomodul alles mit Zugriffscodes. Danach erst schaute er nach seiner Patientin.
    Der MediComputer hatte seine Arbeit vollendet, sogar schon das Betäubungsmittel aus ihrem Blutkreislauf gewaschen; Morn Hyland wachte soeben auf. Angus konnte gerade noch das Kontrollgerät des Z-Implantats an sich nehmen und sich davon überzeugen, daß es funktionierte, bevor sie sich zu rühren anfing, benommen die Arme bewegte und blinzelte.
    »Du stinkst«, sagte Angus, ehe sie überhaupt vollends die Fähigkeit wiedergewonnen hatte, ihn zu verstehen. »Geh dich waschen.«
    Mit Mühe gelang es ihr, die Augen auf ihn zu richten. Offenbar merkte sie im gleichen Moment, daß die Gurte sie nicht mehr niederhielten, Angus sie losgeschnallt hatte. Sie betrachtete ihn mit mürrischem Gesichtsausdruck, rang um Klarheit ihrer Überlegungen. Im Reflex zog sie die Beine an, streckte die Arme.
    »Was soll das alles?« Ihre Stimme hatte jetzt einen herben Klang, als wäre sie lange nicht in Gebrauch gewesen. »Weshalb haben Sie mich eingeschläfert?«
    »Ich habe gesagt, du stinkst«, raunzte Angus sie an, beobachtete sie aufmerksam. »Geh dich waschen.«
    »Jawohl, Sir.« Sie kam frisch von der Akademie: auf Autorität fiel sie unwillkürlich herein. Verschwommenen Blicks rümpfte sie die Nase, als sie den Mief roch, der aus ihrem EA-Anzug stieg. Achtsam schwang sie die Beine über den Rand des Polsters und aus der Nische, setzte sich auf die Kante. Für eine Sekunde dachte Angus, sie würde sich wirklich bei ihm für die Gelegenheit bedanken, die Hygienezelle benutzen zu dürfen.
    Doch anscheinend verhalf ihr das Bewegen auch zum Klären ihrer Gedanken. Ihre Miene verdüsterte sich stärker. Indem sie sich, um Halt zu haben, an die Kante klammerte, heftete sie den Blick erneut auf Angus. »Wieso bin ich frei? Warum haben Sie mich schlafen gelegt?«
    Angus bleckte die Zähne. »Ich hab’s dir doch vorher gesagt. Du wirst mein Crewmitglied. Von nun an arbeitest du für mich. Du bist zum Dienst gepreßt worden.« Er genoß das Wort. »Wenn ich dir sage, was du zu tun

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