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Julia Extra Band 159

Julia Extra Band 159

Titel: Julia Extra Band 159 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Proctor , Elizabeth Oldfield , Kay Thorpe , Carole Mortimer
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1
    Cassandra Morrow hörte, wie ein Stuhl auf dem Holzfußboden zurechtgerückt wurde. Seufzend legte sie die Schere beiseite, mit der sie sich gerade den Pony ihres weizenblonden Haares kappen wollte. Ihr Haarschnitt mußte warten, denn das Geräusch signalisierte ihr, daß ein unerwarteter Gast eingetroffen war, ein Gast, den sie leider wieder wegschicken mußte.
    Sie wandte dem Spiegel des Waschraumes den Rücken und schaute durch die Tür zum Restaurant hinüber. Dies war ein schlichter hölzerner Anbau mit offenen Seiten, dessen Dach mit Palmenstroh gedeckt war. Richtig, dort saß an einem der Tische ein dunkelhaariger Mann. Er hatte die langen Beine von sich gestreckt und betrachtete den sonnenüberfluteten, saphirblauen Indischen Ozean.
    Cass strich sich die blonden Strähnen zurück, zog sich das pinkfarbene Top glatt und strich über ihre zerknitterten Khakishorts. Auch wenn The Forgotten Eden - der vergessene Garten Eden - nicht das Londoner Luxushotel Savoy war, sie hatte nicht die Absicht, es durch ihre äußere Erscheinung in Verruf zu bringen.
    Sie eilte zwischen den Tischen entlang, die mit farbenfrohen Batiktüchern bedeckt waren, und blieb vor dem Fremden stehen. „Guten Morgen, Sir", begrüßte sie ihn herzlich. „Leider öffnet unsere Küche erst um zwölf Uhr. Heute servieren wir eine Landesspezialität: Kreolische Fischpfanne! Aber ich werde Ihnen gern einen Kaffee bringen oder ein eisgekühltes Bier, wenn Sie ..."
    Als sich der Mann in diesem Augenblick ihr zuwandte, erstarb ihr das Lächeln auf den Lippen, und Cass verstummte abrupt. Die grauen Augen, die sie jetzt musterten, gehörten Gifford Tait, dem Bostoner Mitbesitzer des Tait-Hill-Unternehmens - und Vater ihres neun Monate alten Sohnes!
    Halt suchend klammerte sie sich an eine Stuhllehne. Einst war sie völlig vernarrte in ihn gewesen. Warum hatte sie das dichte, schwarze Haar, die breiten Schultern, diese Aura von Gelassenheit, von geballter Männlichkeit, die ihn umgab, nicht eher erkannt? Weil du, gab sie sich selbst die Antwort, schon vor langer Zeit die Idee aufgegeben hast, daß Gifford doch noch ein Zusammentreffen arrangieren könnte! Es war Cass wirklich nicht in den Sinn gekommen, er könnte sie hier - auf den Seychellen - aufspüren!
    Warum hatte er, nach achtzehn Monaten, einen so langen Flug auf sich genommen? Und woher hatte er überhaupt gewußt, wo sie war? Was wollte er von ihr? Um Vergebung betteln? Oder einfach einmal nachsehen, ob das Baby auch gut gedieh? Cass' blaue Augen verdunkelten sich vor Zorn. Sie ließ die Stuhllehne los und straffte die Schultern.
    Nun, was immer ihn auch hierhergeführt hatte: Seine Absichten kamen zu spät - viel zu spät! Falls er jetzt erwartete, sie würde den roten Teppich für ihn ausrollen, so konnte er es vergessen! Ganz gewiß würde ihm Cass nicht gerade vor Dankbarkeit die Füße küssen!
    Und wie konnte er es überhaupt wagen, hier so unangekündigt und gänzlich unerwartet aufzutauchen, und Cass, abgearbeitet, verschwitzt und außer Form, wie sie war, einfach zu überrumpeln? Unwillkürlich zog sie den Bauch ein. Nicht daß sie Gifford beeindrucken wollte, nein, keineswegs. Es war nur so, daß sie sich einfach besser fühlte, wenn sie gut aussah.
    „Ich glaube nicht ...", fing sie an, kam aber nicht weit.
    „Was, zum Teufel, tust du denn hier?" unterbrach sie Gifford. In seiner tiefen Stimme klang ein leichter amerikanischer Akzent mit.
    Die ganze Zeit über, während er von den Staaten erst nach Europa und dann weiter auf diese Inselgruppe im Indischen Ozean geflogen war, hatte er an Cassandra Morrow denken müssen. Nun, auch vorher hatte er sich oft mit Bedauern an: sie erinnert. Aber ihr jetzt direkt gegenüberzustehen wirkte auf ihn wie ein Faustschlag in den Magen!
    Cass blinzelte. Sein Blick, seine Frage und der harte Zug um seine Mund bedeuteten, daß er genauso überrascht und nicht gerade erfreut darüber war, sie zu sehen, wie sie. Also war dieses Zusammentreffen purer Zufall, eine boshafte Laune des Schicksals!
    „Ich helfe Edith, das Eden zu leiten", meinte sie schließlich. 
    „Du arbeitest hier?"
    Sie nickte. „Ich bin das Mädchen für alles. Heute hatte die Putzfrau einen Zahnarzttermin, also habe ich saubergemacht.
    Er musterte sie von Kopf bis zu den flachen Turnschuhen an ihren Füßen. Damals hatte sie hochgestecktes Haar, Designerkostüme und Pumps getragen, ihre frühere Erscheinung konnte nur als äußerst elegant bezeichnet werden. Das einzige

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