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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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mich abzuservieren.«
    »Ich fürchte mich«, brabbelte sie, als ob sie ihn anflehte. »Ich will leben.«
    Die Weise, wie sie ihre Knie umschlang, plötzlich wieder ihr Gesicht verbarg, weckte bei Angus den Eindruck, als hätte sie mit einem Mal entdeckt, daß sie feige sein konnte.
    »Ich werde während des Rückflugs zur KombiMontan-Station als Crewmitglied für Sie tätig sein. Ich bin bereit, zu Ihren Gunsten auszusagen, zu bezeugen, daß Sie richtig gehandelt haben. Mir wird man glauben. Ich bin Mitarbeiterin der VMKP. Ich will…« Ihre Stimme stockte, aber sie zwang sich zum Weiterreden. »Ich will tun, was Sie wünschen. Auch Ihre Liebhaberin sein. Nur damit Sie aufhören. Mich nicht mehr auf diese Weise behandeln.«
    Einen Moment lang merkte Angus in seltsamer Ungewohntheit, daß er ihr lauschte, als hätte sie eine Aussicht, ihn zu überreden; als stünde es in ihrer Macht, ihn zum Mitleid zu verführen. Hatte er ihren Willen gebrochen? Konnte es mit ihr schon so weit sein? Doch fast unverzüglich verwandelte die sonderbare emotionale Verfassung, in die sie ihn versetzt hatte, sich in Furcht und Zorn.
    »Nein«, herrschte er sie an. »Ich werd’s niemals sein lassen. Ich werde nie damit aufhören, dich zu quälen. Dafür bist du viel zu ängstlich. Genau das ist es, was mir gefällt.«
    Ehe sie ihn noch mehr verärgern konnte, ließ er sie allein, damit sie Gelegenheit zum Aufsuchen der Hygienezelle oder Ausruhen fand, oder zu erledigen, was sie sonst als ratsam erachtete, um sich auf ihn vorzubereiten.

 
8
     
     
    Doch er mußte feststellen, daß aus unerklärlichen Gründen etwas ihm die Begierde nach ihrem Fleisch vermiest hatte. Irgendwie bewog die Reminiszenz an seinen Zimmergenossen ihn zum Nachdenken über die Gefährlichkeit seiner gegenwärtigen Situation. Er trug ein zu hohes Risiko. Selbst wenn die Behandlung, die er Morn Hyland zukommen ließ, ihm soviel Freude bereitete, wie er behauptete, wog sie keineswegs den Nachteil auf, in stationärer Unbeweglichkeit und ohne Reparaturmöglichkeiten in einem Asteroidenversteck zu parken.
    Er konnte die Schäden, die man seinem Raumschiff zugefügt hatte, in ihrer Gesamtheit vorerst nicht überblicken. Metallermüdung führte zu den ungewöhnlichsten Folgen. Die Schotts der Strahlenden Schönheit mochten geschwächt worden sein; vielleicht ging sie bald leck, oder es bildeten sich sogar Risse. Und er hatte Morn in Gewahrsam; mit ihr konnte er sich jederzeit amüsieren. Also wäre es Blödheit, zu bleiben, wo er sich verbarg, alles zu riskieren und nichts zu gewinnen.
    Während Morn endlos lange duschte – wohl versuchte, schlußfolgerte Angus mit höhnischem Schmunzeln, sich von seinen Berührungen zu reinigen –, aktivierte er nach und nach wieder einige Bordsysteme der Strahlenden Schönheit.
    Als erstes programmierte er den Computern eine Anzahl neuer Prioritätscodes und Warnautomatiken ein, definierte innerhalb genau umschriebener Parameter, welche Funktionen Morn auslösen durfte, wenn er ihr das Arbeiten an einer Kontrollkonsole erlaubte; er veranlaßte, daß die Anlagen ihn alarmierten, sobald sie etwas anderes zu verrichten versuchte. Nach Erledigung dieser Maßnahmen fing er die Scanner und Analysatoren zu überprüfen an.
    Die Tests bestätigten, was er längst wußte: an den Stellen, wo die Kollisionen ihre Luken und Antennen zermalmt hatten, trat in der Ortung ein gefährlicher blinder Fleck mit dem Resultat auf, daß er das Raumschiff in Kreiselrotation fliegen, es sich ständig um sich selbst drehen mußte, damit die Erfassung der intakten Partikelanalysatoren und Dopplersensoren den Blindbereich kompensierten. Diese Flugweise bedeutete in mehr als einer Hinsicht ein Problem: sie erschwerte dem Piloten das Steuern und komplizierte die Analyse der Meßdaten. Einen Vorteil allerdings brachte sie für Angus mit sich: während die Strahlende Schönheit rotierte, konnte Morn sich im Schiff nicht umherbewegen, sondern mußte wegen der Fliehkraftentwicklung im G-Andrucksessel angeschnallt bleiben. Immerhin eine Kleinigkeit, über die Angus sich nicht mehr den Kopf zu zermartern brauchte.
    Er stand kurz davor, Morn zur ersten Lektion zu rufen, als auf seinem Bildschirm ein kleiner Indikator aufblinkte.
    Bei diesem Anblick stockte ihm fast das Herz. Unwillkürlich schrak er hoch, als ob ein Angriff auf die Strahlende Schönheit stattfände. Aber natürlich attackierte niemand sie, er wußte es, wußte es genau, obwohl seine Hände zitterten,

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