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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Chance, um vorzuführen, was er gelernt hatte. Zum Weinen war’s. Er scheute auch verdammt keine Mühe, um mir vorzutäuschen, er sei mein Freund. Er zog ’ne enorme Schau ab, als müßte er mich richtiggehend bemuttern. Trichterte mir ein, wie’s im Heim zuging. Duldete nicht, daß die größeren Flegel mich verdroschen. Machte mir vor, wie man Günstling wurde… sich Vorteile erschacherte… wie man in die Riege der braven Buben aufstieg. Sobald feststand, daß ich jeden lieben, langen Tag mit ihm zu tun haben sollte, hätte ich am liebsten bloß noch gekotzt. Aber ich habe ihn total eingeseift.«
    Angus kam auf den Teil der Erinnerung zu sprechen, der ihm am meisten behagte. »Ich habe ihn abgesägt. Der gute, alte Scarl hat nie kapiert, was über ihn hereingebrochen ist. Wir hatten abschließbare Wandschränke. Es sollte gut für uns Jungs sein, ’n bißchen privates Zeug zu haben. Jeder versteckte seinen Schlüssel, was er in den Schränken verwahrte, hatte für jeden irgendwie ’ne wichtige Bedeutung. Aber Scarl war zu doof, um was zu verstecken. Ich habe mir seinen Schlüssel geklemmt. Dann ein paar Buden der Wärter durchstöbert. Eine Handvoll kleineren Krempels mitgehen lassen, Ampullen mit Nervensprit, modisches Schreibzeug, was ’s halt so zu finden gab. Und einer hatte ’ne echt prächtige Sammlung von Pornobildern.« Angus bleckte die Zähne in Morns Richtung. »Ihnen verdanke ich noch heute meine meisten Ideen.«
    Allerdings hatte es den Anschein, als verfehlte der Seitenhieb auf Morn seine Wirkung. »Ich habe alles in Scarls Wandschrank getan und ihn abgeschlossen. Zum Schluß habe ich den Schlüssel zurückgelegt. Er hat ihn nicht vermißt. Am folgenden Morgen brach die Hölle los. Die Wärter stürmten in sämtliche Zimmer. Wir mußten unsere Schrankschlüssel abliefern und nackt dabeistehen, während sie unsere Schränke durchsuchten. Als sie den ganzen Kram in Scarls Wandschrank wiederfanden, fiel der gute, alte Scarl in Ohnmacht.«
    Angus preßte ein hämisches Auflachen hervor, doch gelang es ihm nicht allzu gut. Aus irgendeinem Grund bereitete ihm die Genugtuung über das, was er Scarl angetan hatte, keinen Reiz mehr. Er bemerkte im Mund einen bitteren Nachgeschmack, als hätte jemand ihn betrogen.
    »Diese Pornobilder sind für ihn das Aus gewesen«, beendete er seine Erzählung, versuchte sich für den Schluß noch einmal in Vergnüglichkeit hineinzusteigern. »Das war fürs Heim ’ne allzu peinliche Sache. Man hat ihn weggeschickt. Vielleicht ist er im Erwachsenenknast gelandet.« Zu seinem Leidwesen empfand Angus bei dieser Vorstellung keinen Genuß. »Ich bin in ’m Zimmer mit ’m Haufen mieser Lümmel untergebracht worden, die reihenweise meinen Arsch pimperten, wenn sie nichts Gescheiteres anzufangen wußten. So blieb’s dann, bis ich endlich ’ne Gelegenheit hatte, aus ’m Heim abzuhauen und mich zu verpissen.«
    Nichts an Morns starrem Blick hatte sich geändert. Wie zuvor betrachtete sie ihn über die Kniescheiben hinweg aus dunkel verfärbten Augenhöhlen und wartete ab. Während er schwieg und mißmutigen Gesichts die Stirn runzelte, beobachtete sie ihn eine Zeitlang. »Was hat das mit mir zu schaffen?« fragte sie schließlich.
    »Hä?« Er hatte ihre ursprüngliche Frage vergessen.
    »Sie haben Ihren Stubenkameraden hintergangen.« Die Last all dessen, was Angus ihr zugemutet hatte, machte Morns Stimme rauh. »Aber dabei ist doch er es gewesen, der Sie beschützt hat. Ihn zu hintergehen, muß wahrscheinlich Ihnen mehr Weh verursacht haben, als es ihn geschmerzt hat, derartig hereingelegt zu werden. Und was hat das alles mit mir zu tun?«
    Angus’ Laune der Redseligkeit verflog; ihr Schwinden verstimmte ihn. »Ich habe mich dabei tierisch wohl gefühlt. Das ist der Zusammenhang. Mir ist richtig wohl zumute gewesen.«
    Verdrossen wandte er sich ab. »Hören Sie auf«, sagte sie mit leiser, schwacher Stimme, als er ihr schon den Rücken zugekehrt hatte.
    Er stand still.
    »Bis jetzt können Sie sich auf eine ›gerechtfertigte Anwendung‹ berufen. Was das Z-Implantat betrifft. Ich werde es selbst bezeugen. Ich sage aus, daß es sein mußte. Um uns beiden aus der Klemme zu helfen. Aber hören Sie auf. Mehr möchte ich nicht. Lassen Sie es sein.«
    Angus drehte sich um, doch inzwischen schaute sie ihn nicht mehr an.
    »Und was ist mit deinem Beruf als Astro-Schnäpperin? Was ist aus deinen vielen Drohungen geworden? Ich dachte, du wolltest ’ne Möglichkeit suchen, um

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