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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Seitendrall kompliziertes Vorwärtsrotieren, das keinerlei Steuern der Strahlenden Schönheit mehr gestattete. Falls er jetzt beschleunigte, half es ihm nichts, bestenfalls raubte er sich selbst die Besinnung, so daß er es nicht erlebte, wenn ihn der Tod ereilte.
    Er wußte nicht, was er tun sollte. Mit Scheitern und Sterben kannte er sich überhaupt nicht aus, doch genau das schien nun seine einzige, alternativlose Aussicht zu sein. Während die Strahlende Schönheit auf diese Weise durch den Weltraum kreiselte, eine Steuerung ausgeschlossen blieb, konnte er nicht einmal noch die Waffen einsetzen. Es hätte keinen Zweck mehr. Aber daß der Gegner sich näherte, wußte er, darüber hatte er Klarheit, ohne einen Blick für die Sichtschirme erübrigen zu müssen; einen Blick, der ohnehin nichts gefruchtet hätte, weil die momentanen Verhältnisse die Scanner völlig verwirrten. Bis es ihm gelingen könnte, das drallbelastete Geschlenker der Strahlenden Schönheit zu beheben, mußte Nick Succorso längst in geeigneter Position sein, um ihn zu Staub zu zerschießen.
    Nur weil die Verrenkungen der Strahlenden Schönheit Angus solchen Seelenschmerz verursachte, unternahm er etwas dagegen. Er schaltete das Triebwerk mit der durchschossenen Düse ab, verwendete dann die Bremsdüsen, um der Rotationsbewegung entgegenzuwirken. Doch sobald auf den Monitoren wieder klare Bilder erschienen, sah er, daß er nichts erreicht hatte, als dem Gegner das Anfliegen zu erleichtern.
    Das andere Raumschiff befand sich schon in Schußposition, in Bereitschaft; zielte auf ihn.
    Zum zweitenmal blickte Angus in den unbarmherzigen Schlund gegnerischer Waffen.
    Bei diesem Anblick hätte er am liebsten geweint.
    Es gab keinen Ausweg mehr. All seine Wut und auch sein Einfallsreichtum verpufften, hatten sich erschöpft. Sein Gegner schwebte in Schußweite, aber es lohnte die Mühe nicht mehr, auf ihn zu feuern. Er könnte ihn höchstens noch ein wenig ankratzen, sonst nichts. Ein paar kleinere Schäden wären kein Hindernis, das ihn der Möglichkeit enthöbe, Angus mitsamt seinem Raumschiff und allem, was er sich im Leben je gewünscht hatte, zu annihilieren.
    Auf einmal knackte es auf einer Funkfrequenz.
    »Kaptein Thermogeil?«
    Nick Succorso. Natürlich.
    »Sie sind geschlagen. Denken Sie daran. Ich habe Sie gewarnt.«
    Angus hatte unmißverständlich den Eindruck, daß Nick über ihn lachte.
    Ohne noch einen Schuß abzufeuern, änderte die Käptens Liebchen den Kurs und drehte ab.
    Angus konnte es nicht glauben. Er stierte die Darstellungen und Anzeigen seiner Sichtschirme an. Seine Kameras hatten nicht die Auflösung, um ihm aufschlußreiche visuelle Bilder zu übermitteln; doch seine Sensoren stimmten alle überein. Die Käptens Liebchen flog davon; mit einer Mühelosigkeit, die er wie Hohn empfand, entfernte sie sich fast unverzüglich aus seiner Reichweite. Er blieb allein mit einem beschädigten Raumschiff zurück.
    Er fühlte sich, als wäre er mitten im All ausgesetzt worden. Zum zweitenmal hatte er keinerlei Ahnung, wieso er noch lebte.

 
15
     
     
    Anscheinend funktionierten die Lebenserhaltungssysteme der Strahlenden Schönheit nicht mehr sonderlich zuverlässig. Angus schien Sand im Mund zu haben. Das gesamte Innere seines Schädels schien nur noch eine einzige Wüste zu sein. Sie sind geschlagen. Er verspürte nicht einmal noch Wut. Denken Sie daran. Er hatte keine Hoffnung mehr. Ich habe Sie gewarnt. Etwas war ihm genommen worden – etwas, das er benötigte und nicht benennen konnte, aber von dem er nicht wußte, wie er ohne es leben sollte.
    Sein Raumschiff wies schwere Beschädigungen auf; sein Start von der KombiMontan-Station lag jetzt zwölf Stunden zurück, doch er könnte von Glück reden, wenn er innerhalb von sechsunddreißig Stunden wieder dort anlangte.
    Morn Hyland ruhte noch schlaff, ohne irgend etwas zu sehen oder zu hören, in ihrem Andrucksessel.
    Angus konnte sich die an der Strahlenden Schönheit erforderlichen Reparaturen nicht leisten. Selbst wenn er heil auf der KombiMontan-Station eintraf, fort käme er von dort nicht mehr. Ohne Einsatz des Raumschiffs hatte er keine Verdienstmöglichkeiten, und im gegenwärtigen Zustand ließ es keinen normalen Betrieb zu. Er saß in der Patsche, ohne daß sich Abhilfe abzeichnete. Genausogut hätte er irgendwo gestrandet sein können…
    Natürlich hatte Morn an allem die Schuld. Nichts von alldem wäre ihm zugestoßen – oder seinem Raumschiff –, hätte sie sich

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