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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hatte den Anschein, als hätte sie Schwierigkeiten beim Schlucken. »Angus…« Noch nie hatte sie seinen Namen benutzt. »Angus, hören Sie zu. Ich kann Sie retten.«
    Er glaubte, sein Herz müßte stehenbleiben.
    »Ich werde zu Ihren Gunsten aussagen. Wenn Sie wieder auf der KombiMontan-Station sind, wird man Sie der Verletzung des Startverbots anklagen. Ich bin bereit, Sie in Schutz zu nehmen. Eine echte Polizistin bin ich an sich nicht mehr, aber ich habe ja noch meine Id-Plakette. Ich sage aus, Sie wären auf meine Weisung abgeflogen. Und ich bestätige, daß wir kein Versorgungsschiff angetroffen haben. Daß es Betrug gewesen ist… und das andere Raumschiff ihn angezettelt hat. Ich werde empfehlen, Nick Succorso zu verhaften. Ihr Schiff kann ich nicht retten… aber Sie.«
    Aussagen zu seinen Gunsten? Nick Succorso in den Rücken fallen? Für mich auf seinen Stößel verzichten? Unmöglich. Angus mutmaßte, um den Verstand gekommen zu sein. Meinetwegen?
    »Sie brauchen mir bloß das Kontrollgerät auszuhändigen.« Morns heisere Stimme deutete das Maß ihrer Notlage an. »Das Kontrollgerät des Z-Implantats.«
    Da begriff Angus sie. Verdammt, wie sehr er sich wünschte, er könnte wütend auf sie sein! Sie wollte das Kontrollgerät. Es ging ihr keineswegs um ihn. Für ihn hatte sie überhaupt nichts übrig. Ihr kam es auf die Macht an, die Gewalt über sich selbst, das Vermögen, sein zu können, was sie zu sein wünschte: befreit vom Hyperspatium-Syndrom. Frei von Furcht. Gefeit gegen Furcht. Ohne irgendwelche Konsequenzen des Unheils hinnehmen zu müssen, das sie angerichtet hatte. Vollkommene Polizistin. Vollkommene Geliebte. Der Unsterblichkeit so nah, wie ein Wesen aus menschlichem Fleisch ihr nur gelangen konnte. Er hatte sie gründlicher verdorben, als er selbst es für möglich gehalten hätte. Ihre seelische Beeinträchtigung glich, was die Tragweite betraf, den schweren Schäden der Strahlenden Schönheit.
    Angus hatte Probleme mit dem Sehen. Ihm tränten die Augen, ohne daß sich ein Versiegen der Tränen ankündete. »Du bist verrückt«, krächzte er, als ob er weinte. »Das wäre genauso ungesetzlich wie das, was ich mit dir angestellt habe. Du bist Astro-Schnäpperin. Deine ganze Familie geriete in Verruf, der heldenhafte Kapitän Davies Hyland wäre blamiert, seine Reputation dahin.«
    Morns Antwort bezeugte Verbitterung. »Und wenn schon?« erwiderte sie. »Sie sind alle tot.«
    Angus versuchte es mit einem anderen Ansatz.
    »Du kannst nicht mehr klar denken. Du bist Polizistin. Wenn ein Polizist gegen das Gesetz verstößt, bewertet man das als viel schlimmer. Du würdest restlos fertiggemacht. Du hättest mit unabwendbarer Todesstrafe zu rechnen. Alles käme raus. Kann gar nicht ausbleiben. Und dann wärst du erledigt.« Hinter seinen Tränen sah er sie im Gefängnis sitzen; auf die Exekution warten, aufs Ausgelöschtwerden. Ihm so lieb und gleichzeitig so schutzlos wie die Strahlende Schönheit. »Ich würde mein Schiff verlieren…«
    »Es ist nicht mehr zu retten«, schrie sie ihn, offensichtlich mehr als nur ein wenig verzweifelt, in plötzlichem Zorn an. »Den Stationssicherheitsdienst kann ich abwimmeln. Auch die VMKP. Ich denke mir schon was aus. Aber für Ihr Schiff kann man nichts mehr tun. Es ist zu schwer beschädigt. Wir brauchen ja ’n Wunder, bloß um lebend zur KombiMontan-Station zurückzukehren. Bitte. Überlassen Sie mir das Kontrollgerät.« Jetzt flehte sie unverhohlen. »Ich werde es nicht gegen Sie benutzen. Ich brauche es, um gesund zu werden.«
    Angus versuchte seine Sicht zu klären. »Ich müßte mein Schiff aufgeben«, sagte er leise. »So sieht dieser Handel doch aus, oder nicht? Du rettest mich, wenn ich dir das Kontrollgerät abliefere. Aber mein Schiff ginge mir verloren.«
    Mein Leben.
    Morn nickte. »Was hätten Sie zum Feilschen denn sonst zu bieten?« fragte sie nach kurzem Schweigen.
    Endlich gewann Angus etwas von seiner alten Tatkraft wieder. Entschlossen öffnete er seine Sicherheitsgurte und stieß sich heftig aus dem Andrucksessel hoch. Er spürte das dringende Bedürfnis, noch ein letztes Mal Wut auf Morn zu haben, sie so zu hassen, wie er sie immer gehaßt hatte, wie er jeden haßte.
    Er stapfte auf sie zu.
    Eine Hand um die Armlehne ihres Sessels geklammert, stellte er die Füße fest aufs Deck und versetzte ihr mit jener Art von Schwung einen Hieb, die Nick gefällt hatte, einen Schlag, in dessen Gewaltsamkeit er das ganze Gewicht seiner Existenz

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