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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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was ich vom Weltraum weiß, und mehr brauch ich auch nicht zu wissen. Trotzdem ist alles mir so lieber.« Das äußerte er wie ein Schlußwort, bevor er ging. »Was mich anbelangt, sind die Piraten die Guten.«
    Morn saß noch lange allein in der Kombüse. Sie hatte eben einen Anfall von Hyperspatium-Syndrom ausgestanden. Zum erstenmal, seit die Stellar Regent die Strahlende Schönheit gesichtet hatte, sah sie Grund zur Hoffnung. Dennoch verspürte sie keine; sie fühlte sich völlig von aller Welt verlassen, ihr war durch und durch trostlos zumute. Sie hatte die Polizeilaufbahn eingeschlagen, weil sie sich den Idealen und der Sache der VMKP zu widmen gedachte; vielleicht weil sie, wenigstens im geheimen, ihre Mutter zu rächen beabsichtigte. Aber falls Vektor recht hatte… Wenn er die Wahrheit sagte…
    In dem Fall hatte die VMKP sich eine dermaßen kolossale Abscheulichkeit zuschulden kommen lassen, daß sie Morns Vorstellungsvermögen überforderte; ein derartig scheußliches Vergehen an der Menschheit, daß es den Sinn all dessen verdrehte, was Morn je an Werten in Ehren gehalten oder geglaubt hatte; eine so abgrundtiefe Schlechtigkeit, daß sie die moralische Ordnung des Human-Kosmos von Zivilisiertheit und Ethik in Schlächterei und Vergewaltigung verkehrte, von Kapitänhauptmann Davies Hyland in Angus Thermopyle.
    Auf was sollte sie nun noch hoffen? Daß Vector log? Falls er log, hatte sie keinerlei Aussicht, es je zu beweisen. Und sie konnte in ihrem Hirn nie mehr auslöschen, was er ihr erzählt hatte; es würde zum Hohn ihrer Gedanken jederzeit gegenwärtig sein, bis sie sich zuletzt an Verworfenheit nicht mehr vom Bannkosmos unterschied. Ganz gleich, wieviel persönliche Integrität ihren Vater ausgezeichnet hatte – oder sie selbst –, er und sie mochten nichts als Werkzeuge in den Händen übelwollender Menschen gewesen sein.
    Ein, zwei Stunden lang blieb Morn, vor sich einen Becher kalten Kaffees, ohne die geringste Ahnung, wohin sie sich nun wenden sollte, in der Kombüse der Käptens Liebchen und trauerte um ihren Vater und all das, wofür er in ihrem Leben gestanden hatte. Nur seinen Körper hatte sie auf dem Gewissen; und lediglich infolge einer Krankheit, von der sie nichts gewußt hatte. Vector Shaheed hingegen hatte das Bild ihres Vaters geschädigt, die Erinnerung an ihn, sein Andenken.
    Sie mußte diese Trauer durchstehen und verarbeiten. Vorher hätte zuwenig Erbostheit sie umgetrieben, als daß sie in ihre Kabine und zur Z-Implantat-Kontrolle hätte zurückkehren können.

 
5
     
     
    Auf der Rückkehr zur Kabine jedoch entdeckte sie, daß sie ein Problem lösen mußte, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Das schwarze Kästchen befand sich noch in Funktion, sendete Schlafzwang an ihre Gehirnzentren. Sobald sie wieder in die Reichweite des Senders gelangte, überfiel sie Schläfrigkeit.
    Und dem Türschloß hatte sie eine Fünf-Sekunden-Verzögerung einprogrammiert. Soviel Zeit hatte das Z-Implantat mehr, um sie ins Land der Träume zu schicken.
    Idiotin! schalt sie sich selbst. Idiotin! Ihr Mangel an Weitblick würde noch alles verpfuschen. Falls sie einschlief, bevor sie das Kästchen in die Hand bekam und abschaltete, mußte sie bewußtlos sein, bis jemand sie fand und noch einmal aus dem Einflußbereich des Kontrollgeräts beförderte. Diesmal würde Nick oder seine Crew unweigerlich argwöhnisch werden. Und sie konnte nicht einfach ihrer Kabine fernbleiben. Mit Bestimmtheit kreuzte Nick bald wieder auf, um an ihr seine Geilheit zu befriedigen.
    Sie mußte auf jeden Fall das Kontrollgerät haben.
    Zu mißmutig und verzweifelt, um zu zögern, wich sie im Korridor bis auf einen Abstand zurück, in dem sie keinen Effekt des Z-Implantats mehr spürte. Dann rannte sie, so schnell sie konnte, zu ihrer Kabine.
    Angus hatte sie so zu sein gelehrt.
    Morn tippte den Öffnungscode ins Türschloß.
    Und wartete: fünf scheinbar unendliche Sekunden lang. Unterdessen schwand ihr Tatendrang nur so dahin, ihre Entschlossenheit versank in einem Sumpf gleichgültigen Desinteresses. Als die Tür aufglitt, torkelte Morn, konnte kaum noch den Kopf hoch–, die Augen offenhalten.
    Sie sprang zur Koje, klammerte sich an den Rand der Liege, stieß die Hände unter die Matratze.
    Das Kontrollgerät war fort!
    Nein, es war da. Sie hatte sich nur in der Stelle geirrt, an der es lag. Während sie umhertastete, berührten ihre Finger es; sie grapschte es mit der Faust.
    Während sie auf den Fußboden sackte,

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