Amnion 2: Verbotenes Wissen
Data-Nukleus.«
Angus zwinkerte, weil sein Hirnstamm es für richtig hielt. Sein Herz und die Lungen verrichteten fortwährend ihre Arbeit. Irgend etwas an Dios’ Benehmen sagte ihm, daß das, was er nun zu hören bekommen sollte, entscheidende Bedeutung hatte, in der ganzen Situation die Crux abgab.
»Ich frage mich«, sinnierte der Polizeipräsident so nachdenklich, als grübelte er lediglich vor sich hin, »ob Ihnen eigentlich klar ist, was wir mit Ihnen gemacht haben. ›Unifikation‹ nennen wir diese Methode. ›Summation‹ heißt es, wird ein Mann oder eine Frau freiwillig in einen Cyborg verwandelt. ›Unifikation‹ ist das gleiche auf unfreiwilliger Basis.
Rein technisch bewertet, haben wir Ihnen eine Gefälligkeit erwiesen. Soviel ist offenkundig. Sie sind jetzt stärker, schneller, leistungsfähiger und effektiv intelligenter als vorher, ganz zu schweigen von der Tatsache, daß Sie noch leben, obwohl man Sie schon vor Jahren hätte exekutieren sollen. Und alles, was Sie im Gegenzug aufzugeben hatten, war Ihre Willensfreiheit. Aber ich rede hier nicht über technische Fragen. In jeder anderen Hinsicht haben wir an Ihnen ein Verbrechen begangen.«
Während er sprach, gewann sein Tonfall eine immer offenbarere Ähnlichkeit mit dem kurz zuvor gezeigten Lächeln, gedieh zum Ton eines Menschen, dem es an Worten mangelte, um auszudrücken, wie tief er die Macht verabscheute – oder vielleicht die Pflicht –, Unseliges zu verhängen. »In wesentlichen Beziehungen sind Sie kein Mensch mehr. Sie sind zu einer machina infernalis geworden, einer Höllenmaschine. Wir haben Sie jeder Wahl beraubt… und Ihnen jede Verantwortung genommen. Angus, wir haben ein Verbrechen an Ihrer Seele begangen. Sie mögen der ›Abschaum des Universums‹ sein, wie Godsen sich ausgedrückt hat, aber so etwas haben Sie nicht verdient. Damit muß es ein Ende haben.«
Dios faltete auf dem Tisch die Hände, als beabsichtigte er zu beten. »Mit Verbrechen wie diesem… oder wie dem Zurückhalten des Anti-Mutagen-Mittels. Damit muß Schluß sein.«
Ununterbrochen atmete Angus weiter. Fortdauernd pumpte sein Herz Blut durch den Körper. Ab und zu blinzelten seine Lider. Darauf beschränkten sich die Reaktionen, die ihm übrigblieben.
Schließlich erhob sich Warden Dios. »Ende der Stasis, Josua«, sagte er, nachdem er den Verbandskasten ergriffen und sich unter den Arm geklemmt hatte.
Dann begleitete er Angus zu den Docks, um ihn zu Milos Taverner und Min Donner an Bord der Posaune zu führen.
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