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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nicht raus, obwohl er dadurch Ärger mit den Amnion riskiert, weil er sonst nichts in der Hand hat. Aber kann er Thermopyle dazu überreden – oder sonstwie dahin bringen –, ihm behilflich zu sein, hat er einen Komplizen. Dann findet er eine Gelegenheit, um sich zu rächen, und kann sich trotzdem an die ursprüngliche Planung halten.«
    Der Kassierer erwiderte ihren Blick noch einen Moment länger. Dann kehrte er sich gemächlich wieder Davies zu.
    »Nun?« fragte der Kassierer beinahe im Flüsterton. »Mit dir hat das alles angefangen. Was sagst du zu der Tatsache, daß Kapitän Succorso mit deinem Vater im Vergnügungsviertel beim Saufen gesehen worden ist?«
    Davies konnte kaum noch sprechen. Seine Mutter war durch Nick Succorso den Amnion aus Motiven überlassen worden, die keineswegs mit Anti-Mutagenen zusammenhingen. Davies fühlte sich infolge ihres Verlusts verwaist und zertreten. Und die Reaktion auf seine Lügen war geradezu dramatisch – so hochgradig dramatisch, daß er ihr fassungslos gegenüberstand. Die ersten paar Male, als der Kassierer und die Frau Angus Thermopyles Namen nannten, hatte er auf ihn keinerlei Eindruck gemacht. Er hatte in seinem Vater stets etwas Unreales gesehen; ihn als abstrakte Konzeption empfunden; als Menschen betrachtet, den es genausogut nie gegeben haben könnte.
    Doch nachdem die zwei sich eben von neuem an Davies gewandt, seinen Vater wieder erwähnt hatten, begriff er nach und nach, was sie sagten. Kapitän Angus Thermopyle war da. Zusammen mit einem Mann namens Taverner.
    Wie aus dem Nichts erschien plötzlich Davies’ Vater, gerade als er seine Mutter verloren hatte.
    Sein Herz vollführte einen Satz, als bestünde zwischen den beiden Ereignissen eine Verknüpfung.
    Freilich galt Angus Thermopyle als üble Person. Schon Morn selbst hatte es klargestellt. Und Nick Succorso hatte ihn als Piraten, Schlächter und billigen, kleinen Dieb bezeichnet. Er war genau die Art von Subjekt, deren Bekämpfung Morn – und mit ihr Davies – das Leben gewidmet hatte.
    Dennoch war und blieb er Davies’ Vater.
    Seine Ankunft hatte für Davies Bedeutung.
    Davies durfte die Aufforderung des Kassierers nicht ignorieren – und nicht zeigen, was er dachte und fühlte. Mit einer energischen Willensanstrengung bändigte er seine Betroffenheit. »Ich wußte nicht, daß mein Vater hier ist«, gab er, wobei er dem Kassierer fast in die Augen sah, gedämpft zur Antwort. »Er säß im Gefängnis der KombiMontan-Station, dachte ich. Ich war mir nicht mal sicher, ob er noch lebt.«
    »Das beantwortet mir nicht meine Frage«, beanstandete der Kassierer unwirsch.
    »Doch, wohl.« Davies ließ seiner Stimme Trotz einfließen. »Ich bin meinem Vater noch nie begegnet. Ich erinnere mich nicht an ihn. Wie soll ich wissen, was er und Kapitän Succorso miteinander zu schaffen haben?« Aber dabei ließ er es nicht bewenden. Die Kumpanin des Kassierers hatte ihm einen nützlichen Hinweis gegeben. »Vielleicht ist es so, wie sie’s sagt«, fügte er in zunehmend bittereren Tönen hinzu. »Es ist doch denkbar, daß Succorso ihn braucht, um das Gerücht in die Welt zu setzen, Sie hätten ’n Anti-Mutagen zu verkaufen.«
    »Verflucht noch mal!« brauste der Kassierer auf wie ein Jüngelchen, das sich in Kraftworten übte. »Euch soll beide der Teufel holen! Ihr macht mich ja völlig zipfelsinnig. Wie viele Rankünen und Verschwörungen meint ihr eigentlich in Situationen entdecken zu können, über die ihr so gut wie gar nichts wißt?! Du« – sein langer Schädel ruckte in die Richtung der Frau – »stützt deine Mutmaßungen ausschließlich auf das, was du von einem per Schnellwachstumsverfahren aufgezogenen, vor Grausen gänzlich konfusen Lümmel zu hören bekommst, der wahrscheinlich nicht mal recht bei Sinnen ist. Und du« – mit dem Finger wies er auf Davies – »gibst selber zu, daß du Lücken im Gedächtnis hast, wo Fakten sein müßten. Ich soll dir glauben, daß du von nichts ’ne Ahnung hast, was zwischen der Vernichtung der Stellar Regent und deiner Geburt vor ’n paar Tagen passiert ist, aber gleichzeitig willst du von mir ernstgenommen werden, wenn du über Vorgänge spekulierst, derer du dich überhaupt nicht entsinnen kannst. Das ist ja keine Befragung, das ist eine Farce!«
    Davies blinzelte, als wäre er den Tränen nah. Die Frau ging auf die Vorhaltungen des Kassierers mit keinem Wort ein.
    Wie ein Geschlacker von Gelenken und Gliedmaßen schwang der Kassierer sich ruckhaft zu ihr

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