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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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herum. »Ich überlasse die Sache dir«, sagte er durch die Zähne. »Daß Kapitän Succorso gefährlich ist, wissen wir beide. Wir sind uns auch darin einig, daß er sich an dir rächen will. Also ist deine Lage ebenso bedrohlich wie meine. Es ist nun deine Aufgabe, die Wahrheit aufzudecken.«
    Ein zweites Mal deutete der Kassierer auf Davies. »Nimm ihn gründlich in die Mangel, wenn’s sein muß. Im Gegensatz zu Kapitän Succorso nehmen die Amnion durchaus beschädigte Ware an. Solang er ’n Mensch ist, sind ihnen Kleinigkeiten nicht so wichtig. Oder schnapp dir einige Leute der Käptens Liebchen und nimm sie in die Mangel. Wie du’s machst, ist mir gleich. Aber finde die Wahrheit heraus. Sobald du etwas weißt, mit dem wir was Konkretes anfangen können, komm unverzüglich zu mir.«
    Ohne eine Entgegnung abzuwarten, ging der Kassierer aus der Zelle.
    Die Frau schenkte ihre Beachtung erneut Davies. Ihre Hand ruhte locker auf dem Griff des Stunnerknüppels.
    So finster und streitbar wie sein Vater hielt Davies ihrem Blick stand.
    »Vielleicht fragst du dich«, meinte sie mit verhaltener Kontraaltstimme zu ihm, während sie ihn streng musterte, »warum Kapitän Succorso sich an mir rächen möchte. Ganz einfach. Ich bin es, die ihm seine Narben eingeritzt hat. Aber wenn ich sehe, wie du mich anschaust, denke ich mir unwillkürlich, hätte er damals solche Blicke um sich geworfen wie du, hätte ich ihm keine Narben verpaßt. Dann wäre er auf der Stelle von mir gekillt worden… Ich komme wieder, wenn ich mir etwas überlegt habe, wie ich von dir die Wahrheit erfahren kann.«
    Sie ließ Davies allein.
    Die Tür rollte zu. Er hörte, wie man sie absperrte.
    Die Observationsgeräte beobachteten ihn, als wäre das Verhör noch in Gang.
    Wehen Herzens, aber dazu entschlossen, nichts preiszugeben, streckte er sich auf der Pritsche aus, bedeckte die Augen und tat so, als ob er sich ausruhte.

 
ERGÄNZENDE DOKUMENTATION
     
     
ERD- UND KOSMOS-REGIERUNGSKONZIL
    In gewisser Beziehung war das Erd- und Kosmos-Regierungskonzil eine Zufallsorganisation. Niemand gründete es; es wuchs schlichtweg im Laufe der Jahre zusammen. Und während des Heranwachsens unterlag es Veränderungen und Verbesserungen, ähnlich wie eine Klette, die eine Gruppe Biogenetiker willkürlich für ein Experiment ausgewählt hatten, um abzuklären, ob Unkraut Äpfel tragen könnte, Mutationen und Veredelungen unterzogen werden mochte.
    Wie jede zufällig entstandene Organisation achtete das EKRK entschieden auf die Absicherung seiner Position. Als Reaktion auf den Sachverhalt, daß an seiner Form nichts organisch oder unvermeidlich war – nicht einmal an seiner Existenz an sich – nahm das Konzil sich außerordentlich ernst. Die Konzilsdeputierten debattierten über Politik, verabschiedeten Gesetze, genehmigten Firmenstatuten und beeinflußten korrektiv die Rechtsprechung, als stünde die Autorität der gesamten Menschheit hinter ihnen; als hätten sie die Verantwortung für das Überdauern und die Unantastbarkeit des ganzen Menschengeschlechts.
    Als bürokratisches Ganzes blieb das EKRK blind für die Realitäten sowohl der Historie wie auch der Politik.
    Die historische Realität war, daß das Konzil seinen Beginn nicht als Kraft zur Steuerung von Ereignissen nahm, sondern zum Zweck der Reaktion auf Geschehnisse. Mehrheitlich hatten die EKRK-Deputierten längst vergessen, daß man ihre politische Körperschaft einmal als kleine Unterabteilung einer anderen Regierungsinstitution geschaffen hatte.
    Während der Periode der irdischen Historie, in der kommerzielle Unternehmen und quasikommerzielle Konglomerate mit der Etablierung von industriellen Betrieben und Forschungseinrichtungen im Weltall anfingen, wurde den unabhängigen Nationen allmählich bewußt, daß ihre Bestrebungen nach einer Art von Agentur verlangten, die die Vielzahl von Starts, Trajektorien und Umlaufbahnen koordinierte; um beispielsweise zu sichern, daß Firmen wie die Forschungs- und Erschließungsgesellschaft Intertech oder die AstroLabor AG keine Raumstationen bauten, die sich gegenseitig bei ihren Tätigkeiten behinderten oder sogar – im ärgsten Fall – eines Tages kollidierten. Die ursprüngliche Koordinationsagentur diente praktisch nur als Flugzentrale zur Weiterleitung von für Raumstarts und Kreisbahnen relevanten Daten; als Mittel zur Katastrophenverhütung.
    Innerhalb kurzer Zeit übernahm sie jedoch eine naheliegende zusätzliche Funktion: sie entwickelte sich zur

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